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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „He, was soll das?“ Entrüstet und wütend starrte sie ihn an. Doch für einen winzigen Augenblick gefiel ihr, was sie sah: der Jungbauer in der kurzen Lederhose, mit dem weitem Hemd, auch er schweißglänzend, aber vor Kraft strotzend. Ganz schnell schüttelte sie dieses komische Gefühl ab, und ihre Wut gewann wieder Oberhand. Sie versuchte sich aufzurappeln, doch das Heu gab nach, und sie fand nicht sofort genug Halt.
    „He“, feixte Ludger, „wer liegt denn hier auf der faulen Haut? Soll ich dir Beine machen?“ Er beugte sich zu ihr und packte sie am Arm. Als wäre sie nur ein Sack voller Stroh, zog er sie ohne Anstrengung hoch. Ganz dicht vor ihm kam sie auf die Füße. Sie spürte seinen Oberkörper an ihrem, und es schien ihr, als würde es in diesem Moment noch drückender unter dem Dach der Scheune. „Du weißt, wer faul ist und nicht arbeitet, den muss ich dem Vater melden.“ Seine Hand strich über ihren bloßen Arm. Sein Gesicht war ihr so nah. Sie spürte seinen Atem heiß auf ihrer Wange. Ihr war, als würde sie am ganzen Körper glühen. „Lass mich!“, zischte sie und versuchte ihn zur Seite zu drücken. Der junge Mann stand aber fest auf beiden Beinen und war nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die eben noch zärtlich streichelnde Hand packte hart zu. „Sei doch einfach ein wenig nett zu mir. Es wird schon dein Schaden nicht sein.“ Er hielt sie am Arm, es tat weh, doch diese ungewohnte Nähe schien den Schmerz zu verdrängen. Fragend schaute sie ihn an und gab einen Moment lang ihren störrischen Widerstand auf. Ludger spürte, wie etwas Spannung aus ihrem Körper wich. Seine andere Hand fasste sie im Nacken an den Haaren und schob ihr Gesicht noch näher an seins. „Na also“, flüsterte er siegessicher und presste seine Lippen auf ihren Mund. Ursula wusste nicht, wie ihr geschah. Noch nie war sie geküsst worden, es war ungeheuerlich, die ganze Situation kam ihr verboten und sündhaft vor. Mit all ihrer Kraft drückte sie sich von ihm ab. „Lass mich sofort los!“, In ihrer Stimme schwang so viel Zorn und Entrüstung, dass der Jungbauer wirklich lockerließ. Ursula gab ihm einen weiteren Stoß, so dass diesmal er im Heu landete, und floh aus der Scheune. Sie lief direkt zum Brunnen und schöpfte mehrere Handvoll kaltes Wasser in ihr erhitztes Gesicht. Erst dann sah sie sich um. Doch niemand war auf dem Hof, der sie hätte sehen können. Sie beruhigte sich, und nach einigen Schlucken Wasser beschloss sie, an ihre Arbeit zurückzukehren. Sie wusste, dass Ludger längst nicht mehr da sein würde. Den ganzen restlichen Tag gingen ihr seine Berührungen allerdings nicht mehr aus dem Kopf. Noch nie hatte sie Vergleichbares gespürt. Was war das bloß? Sie hasste es, von Ludger so behandelt zu werden, sie war wütend, doch zugleich war da etwas anderes. Etwas völlig anderes, doch sie wusste es nicht einzuordnen.
    Abends in der Kammer wusste sie sich nicht mehr weiterzuhelfen und vertraute sich der Magd an. „Und dann, Ute, war er mir ganz nah. Ich konnte seinen Atem spüren, und es war so seltsam. Ich war wütend, wollte weg, doch gleichzeitig wollte ich auch nicht und …“ Sie brach ab. „Ist das die Wollust? Habe ich mich versündigt?“ fügte sie schnell noch hinzu.
    Ute lachte leise. „Nein Ursula, nein, das war noch keine Sünde. Höchstens vom Jungbauern. Und die Wollust, meine Kleine, die Wollust ist noch was anderes.“
    „Aber was soll ich machen? Was, wenn Ludger mir wieder auflauert?“
    Ute überlegte kurz, strich Ursula eine Strähne des rotblonden Haars aus dem Gesicht. „Ach, Mädchen, du bist eine Frau, versuche das zu begreifen. Du hast doch schon deine monatlichen Blutungen, oder?“ Ursula nickte kleinlaut. „Tja, und junge Frauen haben nun mal eine bestimmte Wirkung auf junge Männer. So will es die Natur. So hat Gott die Menschen und die Tiere erschaffen. Männlein und Weiblein sind füreinander bestimmt. Da kann man gar nichts gegen machen. Und wenn der Jungbauer einen Narren an dir gefressen hat, so muss es das Schlechteste nicht sein. Mach es ihm aber nicht leicht. Warte ab und geh ihm aus dem Weg. Irgendwann wird er schon kommen.“
    „Wie meinst du das?“ Ursula war noch mehr verwirrt. „Was soll ich denn dann machen? Und was meinst du damit, dass es nicht das Schlechteste sein muss?“ Ute lächelte, wiegte ihren Kopf hin und her. „Wer weiß das schon? Vielleicht will Ludger dich ja freien,

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