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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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war Ursula am folgenden Morgen von ihrem Lager zum Herdfeuer geschlurft, da sprangen die beiden Mädchen schon aufgeregt um sie herum. Sie wollten helfen und alle morgendlichen Tätigkeiten beschleunigen. Es bedurfte einer strengen Zurechtweisung durch Ingrid, dass die beiden Wildfänge sich brav auf ihre Plätze hockten und zappelig abwarteten. So schnell wie an diesem Tag hatten die beiden ihren Brei noch nie gelöffelt. Aber auch Matthes, Ludger, Arnulf und der Knecht hatten sich beeilt. Sie standen als erste auf, um den Ochsen einzuspannen und den zum Verkauf vorgesehenen Ochsen einen Strick um die Hörnerwurzeln zu binden.
    Als Ursula und Ute mit der frisch gemolkenen Milch über den Hof kamen, stand der Karren mit einem Ochsen davor und einem dahinter schon bereit. Die Männer hoben nun gemeinsam den Käfig mit der quiekenden Sau auf den Karren, der unter dem Gewicht erheblich ächzte. Auch der Ochse schnaubte unwillig, als er das neue Gewicht in seinem Geschirr spürte. Dem behäbigen Tier waren die Umstände, die umherrennenden Mädchen und alles Drumherum nicht ganz geheuer. Es spürte die allgemeine Aufregung der Menschen und erst recht die der Sau.
    Schließlich war alles gerichtet. Auch das Tuch war bei den Körben verstaut, und der Zug von vier Erwachsenen und zwei Mädchen, mit dem Wagen in ihrer Mitte, setzte sich in Bewegung. Arnulf und Ursula sahen dem Gefährt noch eine Weile nach. In beiden machte sich nun doch etwas Neid breit. Da kam Ludger aus dem Haus und herrschte sie an. „He, was steht ihr da rum? Habt ihr nichts zu tun? Arnulf, sieh zu, dass du mit dem Vieh auf die Weide kommst. Los, los! Und Ursula, ich glaube, du weißt genau, was du alles zu tun hast. Also auf!“
    Wie Ludger doch in seiner Rolle als Herr aufging! Stolz und mit Genugtuung über seine Macht stand er da, die Daumen im Hosenbund, und versuchte, besonders ernst zu schauen. Sah man ihn so vorm Haus in der Morgensonne stehen, konnte man leicht den Eindruck gewinnen, dieser groß gewachsene, junge Bursche mit seinem blonden Flaum um das Kinn wäre der Bauer höchst persönlich.
    Ursula huschte rasch an ihm vorbei ins Haus. Sie wusste, beim geringsten Anlass würde Ludger mit weiteren Machtspielchen beginnen, und wollte ihm keine Möglichkeit dafür geben. Zu wertvoll war ihr der geplante Ausflug zu ihrem See. Arnulf kam ihr ungewollt zu Hilfe. Fluchend kam er hinter den beiden Kühen und dem verbliebenen Ochsen um die Ecke des Hauses gerannt. Die Rindviecher wollten anscheinend ihren beiden Artgenossen auf den Weg zum Markt folgen. Ludger sprang hinzu und stellte sich mit ausgebreiteten Armen den Tieren in den Weg. Ursula trat schnell ins Haus. Sie war sich sicher, Ludger würde Arnulf bis auf die Weide begleiten, um die Tiere nicht noch einmal ausbrechen zu lassen. Das gab ihr genug Zeit, in aller Ruhe das Haus zu richten. Mit einem Reisigbüschel fegte sie den Boden, wischte mit einem Lumpen über den Tisch, schüttelte die Strohsäcke auf und säuberte das Herdfeuer von Asche. Als alles im Haus getan war, setzte sie sich kurz auf einen Schemel. Die durch die Ziegenhäute scheinende Sonne tauchte den Innenraum in gelbes Licht. Da, wo eine Ritze zwischen Rahmen und Wand war, strahlte sie hindurch und zauberte silberne Streifen von aufgewirbeltem Staub in die Luft. Wie ruhig und friedlich es in diesem Moment doch war! Ursula schaute sich um, und in ihr war ein Gefühl, als würde ihr all das hier bereits gehören. So musste es sich anfühlen, wenn sie erst mal Bäuerin war.
    Lange gönnte sie sich aber keine Pause. Der Stall musste noch ausgemistet werden, und außerdem wollte sie auch in ihrem Verschlag ein wenig Ordnung machen. Als sie aus dem Stall zurückkam, stand Ludger am Brunnen. Schnell huschte sie unbemerkt ins Haus und verschwand hinter der geflochtenen Wand ihres Verschlages. Hier stöberte sie durch all die getrockneten, aufbewahrten Kräuter. Prüfte die Tiegel mit Pasten und Salben und fand in einer Ecke ein kleines ledernes Bündel. Sie erinnerte sich, Ester hatte dies einmal auf dem Tisch ausgebreitet, als Ludger sich einen Dorn in den Fuß getreten hatte. Der Dorn war abgebrochen, und die Wunde hatte nach einigen Tagen zu eitern begonnen. Ester hatte seinen Fuß angesehen und war dann zu ihren Sachen gegangen. Sie kam mit einem Salbentiegel und mit dem Lederbündel zurück. Sie hatte das Leder ausgerollt, und einige, verschiedene Gegenstände kamen zutage. Da gab es ein kleines, sehr spitzes Messer, mit dem

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