Die Kreuzfahrerin
1096
Seit einigen Tagen war Adele dazu übergegangen, Ursula die große Hilde zu nennen. Und sie hatte nicht ganz unrecht. Ihr Leib war jetzt so rund wie Hildes Körper.
Ursula hatte nun immer wieder Schmerzen, und an diesem Abend war es besonders arg. Hilde schaute sich ihren Schützling besorgt an, betastete Ursulas Bauch und meinte: „Ja, ich glaube, wir sollten uns auf alles gefasst machen. Heute oder morgen geht es wohl los. Ursula, sei tapfer, dein Kind möchte jetzt auf die Welt kommen.“
Ursula schnaufte nur kurz. „Es wird auch Zeit“, stöhnte sie. „Ich habe das Gefühl, mein Bauch müsste jeden Moment platzen.“
„Leg dich hin“, riet Hilde ihr. „Du wirst in nächster Zeit viel Kraft brauchen.“
Ursula verzog sich auf ihr Lager, doch lange konnte sie dort nicht liegenbleiben. Immer wieder zog es heftig in ihrem Rücken, und die Schmerzen machten ihr angst.
Als sie aufstand, um zu Hilde zu gehen, spürte sie etwas Heißes ihre Beine hinunterlaufen. „Hilde, Hilde, ich glaube, das Wasser fließt gerade aus mir“, rief sie nach vorne. Hilde war sofort bei ihr. Sie richtete Ursulas Lager, schob den Strohsack zusammen, so dass er zur Wand hin ein dickes Kissen ergab. Dann breitete sie ein Tuch auf dem Lager aus. „Leg dich wieder hin“, sagte sie zu Ursula, und Adele rief sie zu: „Setz einen Kessel mit Wasser auf und bring uns saubere Tücher.“
Ursula lehnte sich in das Kissen zurück, und Hilde hob ihren Rock an. Sie hieß Ursula die Beine anwinkeln und tastete vorsichtig nach Ursulas Öffnung. Wieder schwoll der Schmerz an, und Ursula schnaufte ängstlich. „Es wird noch etwas dauern“, versuchte Hilde sie zu beruhigen. „Die Schmerzen werden jetzt immer häufiger hintereinander kommen. Wenn du den Druck dann ganz unten fühlst, sag mir Bescheid. Ich hole dir etwas zu trinken.“
Hilde stand auf und kehrte kurz darauf mit einem Becher zurück. „Hier trink.“
Ursula nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. „Puh, was ist das? Das ist aber bitter.“
„Das wird dir helfen“, gab Hilde ihr schlicht zur Auskunft und betastete dann wieder Ursulas Bauch.
Hilde behielt recht, es dauerte noch die halbe Nacht, bis Ursula, die kaum noch Luft bekam, vor lauter Schmerz ihr andeutete, dass sie den Druck nun ganz unten zu spüren meinte. Hilde steckte daraufhin einen Finger in ihre Öffnung und ertastete Ursulas Scheide. „Es ist soweit. Pass auf Ursula, wenn du die nächsten Schmerzen kommen fühlst, holst du ganz tief Luft und beißt die Zähne zusammen. Und dann drückst du, so fest du kannst. Nur Mut. Es ist nicht leicht, aber du bist stark.“
Der Schmerz kam, und Ursula tat, wie ihr geheißen. Die Wehe schwoll an, und Ursula hatte das Gefühl, alles in ihr würde schmerzlich zerreißen.
„Gut!“, rief Hilde. „Das war sehr gut. Jetzt gleich noch einmal.“ Mit ihren Fingern versuchte sie, Ursulas Öffnung vorsichtig zu weiten. Ursula holte tief Luft, und Hilde spürte, wie sich alle Muskeln der jungen Frau anspannten. Ursula bäumte sich leicht auf, und mit einem gellenden Schrei mobilisierte sie all ihre Kraft. Hilde hielt ihre Hand und rief Adele zu sich. „Komm her. Du musst Ursula helfen. Beim nächsten Mal drückst du ihr hier und hier auf den Bauch.“
Adele machte sich bereit, und Ursula holte mit ängstlich aufgerissenen Augen erneut tief Luft. Der Schmerz kam wieder, und Ursula versuchte, so gut es ging, die Kontraktion ihrer Muskeln zu unterstützen. Hilde gab Adele ein Zeichen, und die junge Frau stützte sich auf Ursulas Bauch. Irgend etwas geriet in Bewegung. „Nur noch ein Mal!“, triumphierte Hilde. „Ursula, du hast es gleich geschafft!“
Ursula war, als müsse sie das Bewusstsein verlieren. Sie bekam kaum noch Luft. Wenn doch bloß diese Schmerzen vorbei wären. Wieder spürte sie das Anschwellen. Hilde rief ihr zu: „Hol Luft! Komm, mein Mädchen, noch ein Mal kräftig.“
Ursula schrie, Adele lag mit ihrem ganzen Gewicht auf ihrem Bauch, und plötzlich wich aller Druck. Hilde griff beherzt zu, wischte mit einem Tuch etwas ab. Und dann war da ein heller, krächzender Schrei. Hilde grinste über das ganze Gesicht. Sie hob einen kleinen Menschen hoch und präsentierte ihn Ursula. „Es ist ein Mädchen. Du hast eine Tochter, Ursula.“ Unter Tränen schloss Ursula ihr Kind in die Arme. Ganz vorsichtig hielt sie es. Aus dem Bauch des Kindes wand sich ein fingerdicker Strang. Ursula schaute ungläubig darauf und folgte den Windungen bis zwischen
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