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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leise betete und um Gnade für die Seele des Pfarrers bat. Es war gut, daß der Mann so reagierte.
    »Was sollen wir jetzt unternehmen?« hörte ich ihn fragen, als er sein Gebet beendet hatte.
    »Gehen wir wieder zurück.«
    Damit war auch der Eremit einverstanden. Im Büro angekommen, nahm er noch einen Schluck von dem scharfen Schnaps. Auch mir bot er ein Glas an, ich lehnte ab. Ich hatte keine Lust, mir die Kehle zerfressen zu lassen.
    St. Immel stellte die Flasche zur Seite, stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und schaute auf das kleine Fenster. »Nur gut, daß wir im Dorf geblieben sind«, flüsterte er. »Ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn…« Er fixierte mich. »Ja, was wäre überhaupt passiert, Mr. Sinclair?«
    »Schlimme Dinge«, erklärte ich. »Zombies suchen Menschen. Sie töten radikal. Dabei nehmen sie weder Rücksicht auf Frauen noch Kinder. Für sie zählt nur die reine Vernichtung. Das ist schlimm. Und wer von einem Zombie umgebracht wird, gerät in den Kreislauf dieser höllischen Geschöpfe. Das ist furchtbar, kann ich Ihnen sagen.«
    »Er wäre also in der Lage gewesen, das gesamte Dorf zu verseuchen«, stellte St. Immel fest.
    »Ja.«
    Der Pater schüttelte den Kopf. »Das kann ich kaum fassen. So etwas will in meinen Kopf nicht rein.«
    »Glauben Sie mir, auch mir fällt es verflixt schwer, mich mit diesen Tatsachen abzufinden, aber sie sind nun einmal existent, ob man es wahrhaben will oder nicht.«
    »Das ist furchtbar.«
    »Sie sagen es.«
    Der Mönch strich über seine Stirn. »Können wir denn davon ausgehen, daß der Pfarrer der einzige Zombie in diesem Dorf war oder ist?«
    »Das wollen wir hoffen«, sagte ich. »Beten Sie darum. Sollte es dem Reiter gelungen sein, auch andere anzustecken, wäre das nicht auszudenken.«
    »Und fast hätte er mich erwischt.«
    »Richtig.«
    »Lohnt es sich überhaupt, hier weiterhin zu warten?« fragte der Mann.
    »Oder sollen wir nicht lieber unsere Runden drehen und den Menschen Bescheid geben, daß sie in den Häusern bleiben.«
    »Das wäre nicht schlecht.«
    »Zudem könnten wir ihn vielleicht hören, wenn er angeritten kommt. Als er mir entgegenkam, vernahm ich Hufschlag, wissen Sie.«
    Einen besseren Vorschlag wußte ich nicht, wollte allerdings noch erfahren, was St. Immel den Bewohnern mitgeteilt hatte.
    »Ich hatte sie auf die Gefahr hingewiesen, und vor allen Dingen den Frauen und Mädchen ins Gewissen geredet«
    »Wie war die Reaktion?«
    »Sie lachten nicht gerade, aber ich konnte an ihren Gesichtern ablesen, was sie dachten. Der Kerl spinnt.«
    »Dann wird es uns wohl kaum gelingen, sie alle zusammen zu holen und irgendwo hinzustecken.«
    »Das sehe ich auch so.«
    »Gut, schauen wir uns draußen um. Gibt es hier auch ein Gasthaus?«
    »Natürlich. Es ist aber sehr einfach, wissen Sie.«
    »Das spielt keine Rolle. Vielleicht kann man es als eine Art Hauptquartier ansehen.«
    »Gern.«
    »Und kein Wort davon, daß der Pfarrer nicht mehr lebt«, erklärte ich dem Mönch, als wir nach draußen gingen. »Das könnte unter Umständen eine Panik verursachen. Auf so etwas wartet der Reiter nur.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Es war finster geworden. Laternen brannten nicht. Wenn man Lichter angezündet hatte, waren es Kerzen, die in gläsernen Behältern standen und vor den Hauseingängen hingen.
    »Gibt es hier keinen Strom, außer im Pfarrhaus?« fragte ich.
    »Doch. Erst seit kurzem, aber die Leute finden es gemütlieher. Außerdem kostet elektrischer Strom Geld. Sie wissen, was in Polen los war. Versorgungskrise, die Gründung freier Gewerkschaften, Verfolgung, das alles hat Spuren hinterlassen.«
    »Ja, ich las sehr viel davon.«
    Positiv gesehen hätte ich den kleinen Ort als romantisch bezeichnen können. Die Häuser schienen sich gegeneinander zu ducken. Sie warfen lange Schatten oder ragten, wenn sie höher gebaut worden waren, stolz mit ihren Dächern über die anderen hinweg.
    In den Gassen und Straßen sammelte sich ebenfalls die Dunkelheit. Sie wirkte wie blauschwarze Tinte.
    Jemand kam uns entgegen. Zuerst hörten wir nur die Schritte, später sahen wir auch die Gestalt, als sie in den Schein eines aus dem Fenster fallenden Lichtvierecks geriet.
    Es war eine Frau. Sie trug mit der rechten Hand einen Eimer. Als sie uns sah, blieb sie stehen und redete mit St. Immel. Ich verstand kein Wort von dem, was sie erzälte.
    Als wir weitergingen, schüttelte St. Immel den Kopf. »Die ist unbelehrbar.«
    »Was

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