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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er sie besuchen würde. Noch an diesem Abend und in dieser Nacht. Er wollte sie mitnehmen, entführen in sein Reich. Und wie er die Worte sagte!
    So lockend, so verführerisch. Das hatte sie noch nie in ihrem Leben vernommen. Bisher waren es nur Träume gewesen, nun aber stellte sie fest, daß sie keinem Traum erlegen war. Da sprach jemand wirklich zu ihr, und er wollte etwas.
    Sie ließ das Badetuch fallen.
    Sekundenlang stand sie so, wie Gott sie erschaffen hatte, schaute auch zum Fenster, sah aber nichts. Nur den dichten grauen Schimmer der Feuchtigkeit und die langen Tropfenbahnen.
    Hastig zog sie frische Wäsche an. Dabei mußte sie lächeln. Diese Unterwäsche war alles andere als reizvoll. Nicht so wie die, die Martha in einem Prospekt gesehen hatte, der versteckt unter unter ihrem Kopfkissen lag.
    Als sie dabei war, den Büstenhalter am Rücken zu schließen, hielt sie mitten in der Bewegung inne.
    Sie hatte Hufschlag gehört!
    Ein Schauer rann über ihren Rücken. Gern hätte sie in diesen Augenblicken an eine Täuschung geglaubt, es war keine. Der Hufschlag existierte und wurde lauter.
    Für sie ein Beweis, daß sich der Reiter ihrem Haus näherte. Sie begann zu fiebern. Seltsamerweise war es nicht das Fieber der Angst, das sie fesselte, eher die Erwartung des Kommenden. Der Mann meldete sich wieder auf diese seltsame Art und Weise. Er erklärte, daß er bald da sein würde.
    Marthas volle Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, bevor sie flüsterte: »Ja, komm. Du kannst zu mir kommen, ich erwarte dich, Fremder. Ich will dich sehen.«
    Ohne es selbst zu begreifen, stand sie bereits unter dem Bann des fremden Reiters.
    Und der kam näher.
    Der Hufschlag wurde lauter. Halb angezogen stand Martha da und lauschte ihm nach. Wenn sie nicht alles täuschte, mußte der Reiter schon ihr Haus erreicht haben.
    Ja, er war da!
    Sie erschrak heftig, als sie hinter der Fensterscheibe eine Bewegung wahrnahm.
    Eigentlich hätte sie weglaufen sollen. Sie tat es nicht und fragte sich selbst nach dem Grund.
    Der andere faszinierte sie, obwohl er nurmehr als Schatten zu sehen war. Sein Gesicht war bleich. Martha konnte die Umrisse mehr erahnen, als daß sie sie sah. Aber sie rechnete damit, ein menschliches Wesen zu sehen, schließlich hatte sie auch seine Stimme gehört. Und die war so weich und lockend gewesen.
    Als sich der Fremde vor dem Fenster bewegte und gegen die Scheibe klopfte, schrak sie zusammen. Gleichzeitig empfand sie dieses Klopfen als eine Aufforderung, ihm zu öffnen.
    Aber nicht das Fenster. Es war einfach zu schmal. Dort konnte er nicht durchsteigen, obwohl es ja romantisch gewesen wäre. Nein, sie wollte ihn durch die Tür einlassen.
    Und schon vernahm sie wieder seine Stimme, als er ihr mitteilte, daß er vor dem Haus auf sie warten wollte.
    »Ja, ja!« flüsterte Martha, schon unter dem Bann des anderen stehend, »ich komme.«
    Der Mann hinter dem Fenster schien ihre Worte gehört zu haben, denn er ritt weg.
    Das junge Mädchen lauschte dem verklingenden Huf schlag nach. Sie wußte, daß der andere noch einen Bogen reiten mußte, um an die Vordertür zu gelangen.
    Während sie sich hastig ankleidete, dachte sie für einen Moment an ihre Mutter. Wenn die ihre Tochter gesehen hätte, meine Güte, sie hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Wo sie doch immer so stark auf Martha achtgab.
    Sie hatte vorgehabt, das lange Nachthemd anzuziehen. Jetzt streifte sie doch wieder das Kleid über und schlüpfte in die Schuhe. Hart preßte sie die Lippen zusammen, als sie bemerkte, wie mies sie doch eigentlich gekleidet war. So empfing man keinen Liebhaber, denn nichts anderes sollte der Fremde für sie werden.
    Ja, sie wünschte es sich sogar, daß er sie zur Frau machte. Dabei ahnte sie nicht, daß einige hundert Jahre zuvor ein Mädchen namens Wanda den gleichen Gedanken gehabt hatte und diesen Wunsch mit dem Leben hatte bezahlen müssen. Der Reiter war grausam…
    Die vier obersten Knöpfe ihres Kleides ließ sie offen. Eigentlich hätte sie auch auf den Büstenhalter verzichten können, da vernahm sie bereits das fordernde Klopfen an der Eingangstür, und sie blieb so, wie sie war. Mit hastigen Schritten verließ sie das Bad, erreichte den schmalen Flur, ging zwei Stufen hoch und erreichte aus dem Anbau kommend das eigentliche Haus.
    Auch hier mußte sie durch einen Flur gehen, um an die Eingangstür zu gelangen.
    Sehr schnell ging sie. Die harten Sohlen der Schuhe erzeugten laute Geräusche.
    »Ich

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