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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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widersprechen. Möglicherweise behielt der Pole recht.
    Es stimmte tatsächlich. Sie brauchten nicht mehr weit zu gehen, um ihr Ziel zu sehen. Vor ihnen und leicht an einen Hang gebaut, entdeckten sie Überreste, die einmal zu einer stolzen Burg gehört hatten. Viel war nicht mehr zu sehen.
    Hier und da eine Mauer, dann der Rest eines Turms, und alles war von einer dicken Moosschicht oder langen lianenartigen Pflanzen überwuchert. Da der Wald an dieser Stelle etwas zurückgedrängt war, konnte auch das Mondlicht nach unten fließen.
    Es streifte mit seinem silbrigen Schein die Überreste der Mauern und gab ihnen einen fahlen Glanz, so daß auch das Grün der Pflanzen matt wirkte. Hinzu kam die Feuchtigkeit. Vom Boden stieg sie an bestimmten Stellen auf und bildete Nebelwolken, die seltsam bläulich den Hang hinabtrieben.
    Schweigend standen die Männer da. Erst Kasimir Wojtek unterbrach die Stille.
    »Wirkt irgendwie unheimlich«, meinte er.
    »Genau.«
    Suko hatte gesehen, wie der Pole die Schultern hochzog und dann sagte: »Nur der Reiter scheint nicht anwesend zu sein.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Dann hätte er uns längst entdeckt und wäre gekommen. So eine Beute läßt der sich doch nicht entgehen.«
    »Er kann sich auch versteckt halten, falls er noch in der Nähe lauert.«
    Kasimir lachte leise. »Ihnen geht dieser Hufschlag nicht aus dem Kopf, wie?«
    »So ist es.«
    »Gut, wir sind zu zweit. Ich bin bewaffnet. Deshalb würde ich vorschlagen, daß wir uns trennen. Wir gehen in verschiedene Richtungen und suchen die Umgebung ab. Später treffen wir uns dann wieder.« Wojtek deutete nach vorn. »Sagen wir hinter dem Turm. Klar?«
    Suko überlegte noch. Er war ein alter Kämpe und auch sehr erfahren geworden. Normalerweise hätte er nichts dagegen gehabt, aber ihm gefiel diese zerstörte Burg nicht, die im seltsamen Mondlicht und durch bläuliche Nebelwolken so aussah wie eine Kulisse aus einem Spielberg-Film. Da lauerte etwas, da steckte etwas dahinter. Er konnte nicht sagen, was es gewesen war und mußte sich demnach voll und ganz auf sein Gefühl verlassen. Das aber hatte ihn selten getrogen.
    »Sie sind nicht begeistert?« vernahm er Wojteks Frage.
    »Ja und nein.«
    »Was stört Sie?«
    Suko schwieg. Es hatte keinen Sinn, dem anderen seine Befürchtungen oder Gedankengänge mitzuteilen. Genutzt hätte es sowieso nichts.
    »Dann bleiben wir also zusammen«, vermutete der Pole und warf dem Chinesen einen fragenden Seitenblick zu.
    »Nein, wenn Sie wollen, trennen wir uns.«
    Kasimir grinste. »So wie ich es vorschlug?«
    »Ja.«
    »Das ist auch besser. Wenn wir zu zweit an verschiedenen Stellen suchen, sind wir viel eher fertig, verstehen Sie? Um so rascher können wir auch zurück in den Ort und den Reiter dort stellen, falls er da aufgetaucht sein sollte.«
    »Wenn Sie das so sehen, haben Sie recht, Kasimir. Viel Glück.« Suko wollte nicht mehr so lange diskutieren, sondern handeln. Er wartete, bis Kasimir verschwunden war und machte sich selbst auf den Weg.
    Der Pole hatte sich bereits genau ausgerechnet, wo er hingehen wollte. Ihn lockte auch der dichte Wald, der jenseits der Burgtrümmer wuchs. Gab es ein besseres Versteck als zwischen den Bäumen? Er jedenfalls hätte es sich ausgesucht, denn von dort konnte man all das beobachten, was sich zwischen den Ruinen abspielte.
    Lautlos gelang es Kasimir nicht, sich voranzubewegen. Das Gras wuchs zusammen mit dem Unkraut sehr hoch. Es schleifte über die Hosenbeine und näßte sie auch.
    Schon bald wurde der Mann von einer Nebelwand verschluckt. Er verschwand darin wie ein Schatten, der vorhatte, in eine andere Dimension zu tauchen.
    Seiner Schätzung nach mußte er den ehemaligen Innenhof der Burg schon erreicht haben. Dieser Teil war gepflastert gewesen, noch jetzt schimmerten die Steine durch. Sie glänzten vor Feuchtigkeit. Zwischen den breiten Ritzen wuchs das Moos wie eine dicke Schimmelschicht. Kasimir mußte seine Blicke überall haben. Er wollte sich auf keinen Fall überraschen lassen, deshalb schaute er öfter nach links oder rechts als zu Boden.
    Das wurde ihm zum Verhängnis.
    Wie es genau dazu gekommen war, konnte er nicht sagen. Jedenfalls hatte er etwas übersehen, hinzu kam der bläuliche Nebel, er trat ins Leere und fiel nach vorn.
    Ein überraschter Laut löste sich von seinen Lippen. Kaum war er verklungen, als Wojtek zu Boden prallte und dabei das Unglück hatte, genau auf einen hochkant stehenden Stein zu treten und nach rechts

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