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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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außergewöhnliche Eigenschaft der »Gwelome«, wie alle Stoffe aus dem Jal genannt wurden. Bowbaq verstand zwar kaum ein Wort, wenn seine beiden Freunde von »magischem Willen« und »Absorbium« sprachen, aber eins hatte er begriffen: Seit die Steine in Schmuckanhänger von der Form einer Münze verwandelt worden waren, hatten sie ihre endgültige Gestalt angenommen. Weder Menschen noch Götter, ja nicht einmal der Lauf der Zeit konnten sie nunmehr verändern. Corenn bezeichnete sie als »vollendet«.
    Da zwei Steine fehlten, mussten Yan und Grigän ohne den Schutz der Gwelome auskommen. Als dann nach und nach die Kinder der Gefährten zur Welt kamen, wechselten die Anhänger ihre Besitzer. Corenn schenkte ihren Stein Amanon, Rey und Lana gaben ihre an Eryne und Nolan weiter, und Cael bekam Letis Anhänger. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Prad seinen Stein Niss überreicht, während Bowbaq und seine Frau ihre beiden Anhänger für Iulanes Kinder bestimmt hatten. Bei diesem Gedanken packte Bowbaq die Reue. Warum hatten sie diese Idee nicht schon längst in die Tat umgesetzt? Dann wären wenigstens seine beiden kleinen Enkel verschont geblieben.
    Trotz aller Gewissensbisse mahnte er sich zur Vernunft. Selbst wenn ihnen nichts passiert wäre, hätten sie in dieser einsamen Gegend auf sich allein gestellt kaum überleben können. Oder sie hätten die kostbaren Anhänger schon viel früher beim Herumtoben verloren, achtlos, wie sie in ihrem Alter waren. Deswegen hatten die Großeltern ja auch noch einige Jahre warten wollen.
    Auf einmal fiel Bowbaq erschrocken ein, dass die Kinder seiner Freunde vielleicht ebenfalls ihre Anhänger abgelegt hatten. Waren etwa alle anderen Erben verschwunden? Konnte es sein, dass er und Niss dem rätselhaften Angriff als Einzige entgangen waren?
    Nein, so etwas Schreckliches durfte er nicht denken. Die Vorstellung, ganz allein gegen die Gefahr kämpfen zu müssen, war unerträglich. Er hatte ohnehin schon viel zu viel gegrübelt, gemutmaßt und spekuliert, ohne irgendeine Gewissheit zu haben. Dabei war es ihm am liebsten, wenn die Dinge klar und einfach waren.
    Klar und einfach … Plötzlich war Bowbaq hellwach. Wenn der Anhänger das Einzige war, was ihn vor dem unbekannten Angreifer schützte, brauchte er ihn doch nur abzulegen, um herauszufinden, ob er Recht hatte! Dann wäre er wenigstens bei Ispen und den Kindern und würde ihr Schicksal teilen, wie es auch aussehen mochte.
    Er ahnte, dass diese Idee lebensgefährlich war, aber er war drauf und dran, es darauf ankommen zu lassen. Die Versuchung war groß. Klar und einfach … Er musste nur Niss und sich selbst die Kette abnehmen. Dann würden sie schon sehen.
    Er hätte nicht sagen können, wie lange er so dalag, mit weit aufgerissenen Augen ins Dunkel starrte und den Anhänger auf seiner Brust umklammert hielt. Er malte sich aus, wie er ihn herunterreißen und damit augenblicklich den Mog’lur heraufbeschwören würde. Nur so könnte er ihn vielleicht bezwingen und seine Familie retten. Aber wie sollte er das anstellen?
    Plötzlich vernahm er Niss’ leise Stimme, die er schon so lange nicht mehr gehört hatte: »Mama«, flüsterte sie im Schlaf. Schnell schob er die düsteren Gedanken beiseite, bis sie nur noch als ferner Alptraum durch seinen Kopf spukten. Das durfte er nicht tun. Er konnte nicht einfach so über Niss bestimmen.
    Vorerst würde er sich an seinen ursprünglichen Plan halten. Seine Freunde suchen. Ihnen berichten, was geschehen war.
    Dann würden sie hoffentlich gemeinsam einen Ausweg finden.
    ***
    Als Nolan endlich die schwere Tür zu dem unterirdischen Labyrinth aufbekam, stob eine Staubwolke auf. Eryne hustete vernehmlich und verzog angewidert das Gesicht. Sie hatte zwar eingewilligt, den Ausgang durch den Keller zu nehmen, aber beruhigt hatte sie sich deswegen noch lange nicht. Sie sah nur zwei Möglichkeiten, mit ihrer Angst umzugehen: Entweder sie kreischte bei jedem Geräusch laut auf - was nur eine dumme Gans tun würde –, oder sie tat das, was sie am besten konnte: bissige Bemerkungen machen.
    »Na toll«, sagte sie mürrisch. »Jetzt bin ich so schmutzig, dass sich Roban von Sarcy womöglich weigert, uns einzulassen.«
    Wütend zeigte sie auf die Staubflocken, die an ihrem Kleid hafteten wie Fliegen auf einem Tierkadaver. Nolan hatte sie vergeblich zu überreden versucht, für ihren Ausflug in den unterirdischen Gang ein schlichtes Hemd und eine Hose anzuziehen. Sie konnte einem Mitglied des

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