Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
rasen, und ihm brach der kalte Schweiß aus. Was wusste Amanon? Und Keb? Und was hatte die Mutter des Kriegers damit zu tun?
»Chebree schwor dem Bezwinger vor zwanzig Jahren ab«, sagte Keb. »Sie hat verfügt, dass im Königreich Wallos nicht einmal sein Name ausgesprochen werden darf. Sie hasste es, Emaz zu sein, und sie hat diesen Titel nie wieder gebraucht. Die Alte Religion existiert nicht mehr.«
Während Schweigen eintrat, grübelte Amanon darüber nach, ob er Keb trauen konnte. Nolan hingegen war völlig aus der Fassung. Schuldgefühle fraßen ihn von innen auf.
»Ich würde dir ja gern glauben«, sagte Amanon. »Vermutlich sagst du die Wahrheit. Aber ich kann das Risiko nicht eingehen. Tut mir leid.«
Nach kurzem Zögern erhob sich Keb und stapfte zur Tür.
»Und wenn schon!«, knurrte er und schob den Riegel zurück. »Ich habe ohnehin Besseres zu tun, als mir anzuhören, wie ihr euren Eltern hinterherweint! Mittag ist längst vorbei, und ich habe Hunger und Durst!«
Ohne ein weiteres Wort stürmte er hinaus, schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu und trampelte die Treppe hinunter. Amanon ging zur Tür, verriegelte sie und trat dann zum Fenster, um die Straße zu beobachten.
Eryne funkelte ihn an. »Seid Ihr stolz auf Euch?«, platzte sie heraus. »Was, wenn er nicht zurückkommt?«
»Das wäre umso besser«, befand Amanon. »Er bringt uns nur in Gefahr.«
»In Gefahr? Welche Gefahr? Meint Ihr die Gefahr, auf der Straße niedergestochen zu werden? Wer soll uns denn jetzt beschützen, wenn wir angegriffen werden? Ihr etwa, mit Eurem Buschmesser? Oder mein kleiner Bruder mit seinem albernen Degen? Oder wollt Ihr Euch etwa auf dieses Kind da verlassen?«
»Ich bin vierzehn«, sagte Cael empört.
»Die Absichten dieses Keb mögen ehrenhaft sein, aber unsere Schwierigkeiten gehen ihn nichts an«, beharrte Amanon.
»Sie gehen ihn nichts an? Er hat vor meinen Augen drei Männer getötet, um uns zu retten! Was braucht Ihr denn noch?«
»Darum geht es nicht. Er ist anders als wir. Ihm fehlt
das hier.«
Mit diesen Worten zog Amanon einen Anhänger unter seiner schwarzen Lederkluft hervor, und Cael tat es ihm gleich. Sie trugen den gleichen Schmuck wie die Geschwister Kercyan. Nolan und seine Schwester wechselten einen verblüfften Blick. Was hatte das zu bedeuten?
Als er Nolans und Erynes neugierige Gesichter sah, begriff Cael, dass sie wie er keine Ahnung hatten, was es mit den Anhängern auf sich hatte. Wann würde Amanon ihnen endlich erzählen, welches Geheimnis Corenns Tagebuch enthielt? Sein Cousin schien mehr über die Vergangenheit ihrer Eltern zu wissen als sie alle zusammen. Und wie kam er auf die Idee, Kebs Vater sei ein Hexer und seine Mutter eine schwarze Priesterin?
»Woher habt Ihr die Anhänger?«, fragte Eryne. »Ich und Nolan tragen die gleichen. Es handelt sich um Familienerbstücke der Herzoge von Kercyan.«
Als Nolan und Eryne ihre Anhänger vorzeigten, riss Cael die Augen auf. Er kam sich vor wie bei der Zusammenkunft eines Geheimbunds.
»Sie haben nichts mit dem lorelischen Adel zu tun«, erklärte Amanon. »Eure Eltern haben das vielleicht nur behauptet, damit Ihr den Schmuck tragt, oder Ihr habt Euch die Geschichte ausgedacht. Wie auch immer. Glaubt Ihr mir jetzt, dass zwischen uns Bande bestehen, die Keb nichts angehen?«
»Kann sein«, sagte Eryne nachdenklich. »Was hat es mit diesen Anhängern auf sich?«
»Davon später«, antwortete Amanon. »Wir haben viel zu besprechen. Wir sollten der Reihe nach vorgehen. Ich schlage vor, dass jeder seine Geschichte erzählt. Würdet Ihr anfangen?«
Eryne ergriff das Wort und schilderte die Tragödie, die ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte: Wie sie im Haus ihrer Eltern auf deren Rückkehr gehofft hatte, wie sie sich vor dem Wallatten gefürchtet hatte, der vor ihrer Tür ausharrte und wie sie mit ihrem Bruder bei einem Freund im Villenviertel der Stadt Zuflucht gefunden hatte.
Zwischendurch erzählte Nolan den anderen von dem geheimen unterirdischen Gang und erwies damit der Freundschaft Ehre, die ihre Eltern verband. Dann berichtete Eryne mit zitternder Stimme, wie Unbekannte den Grafen von Sarcy grausam ermordet hatten, wie verzweifelt sie gewesen waren und wie Kebree ihnen zu Hilfe gekommen war.
Als sie vom Heldenmut des Kriegers schwärmte, dämmerte den anderen, warum sie unbedingt gewollt hatte, dass Keb blieb.
»Ich verstehe einfach nicht, wie die Graue Legion es angestellt hat, meine Eltern in ihrem eigenen
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