Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Unbewaffneten mit dem Schwert anzugreifen, und versuchte stattdessen, sich mit Fußtritten zu befreien. Neben ihm bemühte sich Nolan, die Schläge, die auf ihn niederprasselten, mit seinen hageren Armen abzuwehren. Eryne, die immer noch hinten stand, war jede Aufmüpfigkeit vergangen. Zitternd hob sie die Axt auf und presste sie an sich, während einer der Kerle sich ihr mit lüsternem Blick näherte. Ihre Lage war ausweglos. Als einer der Männer Cael zu Boden schleuderte und mit Fußtritten traktierte, warf Amanon all seine Prinzipien über Bord und hieb mit dem Krummschwert auf das Handgelenk des Wirts ein.
Als dieser vor Schmerz aufschrie, erstarrten alle für einen kurzen Moment, nur um sich dann noch erbarmungsloser in den Kampf zu stürzen. Nachdem er sich endlich aus dem Klammergriff des Wirts befreit hatte, ließ Amanon sein Schwert im Kreis durch die Luft sausen. So gelang es ihm zumindest, Cael zu schützen, der sich auf dem Boden zusammenkrümmte. Aber im Grunde standen sie auf verlorenem Posten. Drei Kerle umzingelten die beiden Cousins, zwei droschen immer noch auf Nolan ein, und zwei weitere hatten Eryne mittlerweile die Axt entrissen.
Nun versuchte Amanon nicht länger, seine Gegner zurückzudrängen, sondern sie außer Gefecht zu setzen. Damit erreichte er allerdings nur, dass sie noch erbitterter angriffen. Anstelle der Knüppel zückten sie nun Dolche und zielten auf den Bauch statt auf Arme und Beine. Plötzlich überkam Amanon entsetzliche Angst. Ihm wurde klar, dass er hier in einem schäbigen Zimmer in einer lorelischen Absteige, weit entfernt von Kaul und Griteh, vielleicht seinen letzten Atemzug tun würde. Der Gedanke an den Tod war grauenvoll, aber noch schlimmer war die Vorstellung, sein Geheimnis mit ins Grab nehmen zu müssen. Würden die Erben sterben, ohne sich ihrem Schicksal stellen zu können?
Die Angst vervielfachte seine Kräfte, und er schlug wild um sich. Es gelang ihm, zwei seiner Gegner schlimme Wunden zuzufügen, dem einen an der Schulter und dem anderen am Arm, aber seine Attacken schienen ihre Komplizen nur noch mehr anzustacheln. Die Männer, die Nolan zusammengeschlagen hatten, ließen nun von ihm ab und stürzten sich ebenfalls auf Amanon. Von hinten rief Eryne um Hilfe, während sie sich gegen zwei Kerle zur Wehr setzte, die sie zum Bett zerren wollten. Cael, der nun unbewaffnet war, suchte hinter dem Rücken seines Cousins Schutz.
Amanon hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, als vom Treppenabsatz her Schreie ertönten. Nach wenigen Augenblicken begriffen alle, dass draußen ein zweiter Kampf tobte. Amanon nutzte die kurzzeitige Unaufmerksamkeit seiner Gegner, um zwei von ihnen an den Beinen zu verwunden. Die Verletzten taumelten fluchend und stöhnend zurück, was ihm eine kurze Verschnaufpause verschaffte. Rasch sah er sich zur Tür um.
Plötzlich verschwanden die beiden Kerle, die den Eingang bewacht hatten, aus Amanons Blick. Zwei Fäuste mit eisernen Armschienen hatten sie am Kragen gepackt. Mit einem Poltern flogen die Männer die Treppe hinunter. Im nächsten Moment erschien Keb im Türrahmen.
Er fletschte die Zähne, was ihn wie einen Wahnsinnigen aussehen ließ. Vom Bett aus, wo sie sich im Griff der Wüstlinge wand, rief Eryne mit bebender Stimme seinen Namen. Der Krieger zog die Lowa, die an seinem Gürtel hing, und stürzte mit wehenden Haaren ins Zimmer. Mit drei brutalen Hieben schlug er einem Mann den Schädel ein und brach einem zweiten das Genick.
Amanon schöpfte neuen Mut. Er parierte einen Dolchstoß, der gegen seinen Magen gerichtet war, und schlug dem Angreifer kurzerhand den Arm ab. Der Mann kam nicht mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, weil Keb ihn mit einem Hieb in den Rücken niederstreckte. Der Wirt und seine Spießgesellen erkannten, dass es höchste Zeit war, das Weite zu suchen, und rannten zur Tür hinaus. Keb schlug einen von ihnen im Vorbeigehen nieder und wandte sich dann den Männern zu, die Eryne bedrängten.
Die beiden waren die letzten verbliebenen Angreifer. Amanon trat neben Keb, während Cael zu Nolan eilte, der bewusstlos am Boden lag. Die Kerle schienen nicht so recht zu wissen, was sie tun sollten. Sie ließen Eryne los, die sich hochrot vor Scham und Wut in Sicherheit brachte und ihre Kleider zurechtzog. Die Lorelier erhoben sich vom Bett und fuchtelten drohend mit ihren Dolchen herum.
»Lasst uns vorbei«, befahl der eine mit finsterer Miene. »Sonst …«
»Natürlich«, sagte Keb gelassen.
Sein Grinsen wurde
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