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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Bowbaq wirbelte Nolan durch die Luft, Eryne streichelte und küsste das gerettete Mädchen, das auf den Holzplanken lag, und die beiden Kaulaner und der Wallatte plapperten aufgeregt durcheinander. Etwas Derartiges hatte die Kahati noch nie erlebt. Auf ihrer Heimatinsel galt es als Eingeständnis von Schwäche, Gefühle zu zeigen. Und obwohl sie sich von Zui'a abgewandt hatte, konnte sie ihre Erziehung nicht innerhalb weniger Dekanten vergessen. »Ich muss mir etwas Trockenes anziehen, Bowbaq«, rief Nolan lachend. »Du hast mir genug gedankt!«
    »Niemals, mein Freund, niemals. Du bist einfach der Größte!«
    »Du übertreibst. Außerdem hat Eryne mir gesagt, wo ich suchen muss. Im Grunde hat
sie
Niss gefunden!«
    »Eryne!«, brüllte Bowbaq, setzte Nolan ab und begann stattdessen, dessen Schwester durch die Luft zu wirbeln.
    Zejabel sah Nolan nach, der mit seinen triefnassen Kleidern in der Kombüse verschwand. Er hatte Eryne wohl vor allem erwähnt, um Bowbaq zu entkommen. Der kümmerte sich mittlerweile wieder um seine Enkelin. Er bettete ihren Kopf auf ein Kissen, zog ihr die Decke fester um die Schultern und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
    »Eryne, woher wusstet Ihr, wo sie ist?«, fragte Amanon.
    »Ich … Ich hörte sie nach mir rufen«, antwortete sie leise. »Wie neulich auf dem Platz der Büßer? Ihr konntet ihre
Gedanken
hören?«
    »Ich möchte jetzt nicht darüber reden«, sagte sie mit gezwungenem Lächeln. »Und dass eins klar ist: Ich bin nicht verrückt!«
    Für den Moment ließen sie es dabei bewenden, aber Zejabel hoffte, dass sie das Gespräch bald weiterführen würden. Sie hatte den anderen einiges zu sagen. Es war unglaublich! Zui'a hatte sich nicht geirrt. Die Lorelierin war … Sie war …
    »Großvater … Wo sind wir?«
    Alle sahen zu dem blassen Mädchen, das sie mit wachem Blick musterte.
    »Wer sind diese Leute?«, fragte sie matt, während ihr schon wieder die Augen zufielen.
    Bowbaq war sprachlos vor Glück. Er begnügte sich damit, Niss sanft hin- und herzuwiegen und dabei vor sich hinzumurmeln: »Sie ist wieder da … Sie ist wieder da … Ach, Ispen, wenn du das sehen könntest …«
    Niemand wagte, ihn zu stören. Erst als Nolan wieder zu ihnen trat, fiel ihnen ein, dass sie Entscheidungen zu treffen hatten. Der junge Mann hatte sich ein Priestergewand übergezogen. Zejabel verstand nicht, warum ihn seine Freunde so überrascht anstarrten, denn sie fand, dass ihm die Tracht hervorragend stand. Sein Blick wirkte fester, und er schien das Kinn höher zu recken.
    Offenbar hatte er das Gewand eine Weile nicht getragen.

ZWEITES BUCH
BLUTSBANDE
     
    Wieder versucht einer der Älteren, in seinen Geist einzudringen. Es ist ihm schon beinahe zur Gewohnheit geworden. Reihum werden sie um seine Gunst betteln oder ihn anflehen, von seinen Plänen abzulassen, bis auch der letzte von ihnen angekrochen kommt. Doch Sombre ist taub für die Bitten seiner Brüder und Schwestern. Er weiß, was er will. Wer nicht auf seiner Seite steht, ist sein Feind. Und allmählich bilden sich die beiden Lager. Der Dämon sieht es mit Genugtuung.
    Die Unsterbliche, die ihn zu sprechen begehrt, gehört bereits zu seinen Anhängerinnen. Als eine der Ersten hat sie sich seiner Macht unterworfen. Sombre lässt sie eine Weile zappeln, bevor er seinen Geist öffnet: Er genießt es, die ältesten Kinder des Jal auf diese Weise zu demütigen. Mit allen Mitteln versucht er zu vergessen, dass er der Letztgeborene der Unsterblichen ist: ein unfertiges Wesen, das zu früh aus der Kinderstube der Götter gerissen wurde. Ein Bastard, dem Willen eines einzigen Menschen entsprungen. Ein Außenseiter, angetrieben von Hass und Groll.
    ›Sprich‹, befiehlt er knapp. ›Aber fasse dich kurz.‹ ›Ich habe gute Nachrichten, mein Herr und Gebieten, verkündet Züia stolz. ›Die Flüchtlinge sind tot.‹
    Sombre ist so überrascht, dass er zunächst schweigt. Die Neuigkeit erscheint ihm zu schön, um wahr zu sein. In den zwanzig Jahren, die er nun unter den Menschen lebt, hat er viel von seiner Arglosigkeit verloren. Er vertraut niemandem mehr.
    ›Wo sind ihre Leichen?‹, fragt er.
    ›Auf dem Meeresgrund. Oder von Reexyyl verschlungen. Er hat sie auf meinen Befehl hin angegriffen, kein Einziger ist entkommen. Das Schiff trieb eine Weile auf dem Meer, bevor es verschwand. Die Fluten haben sie alle unter sich begrabene ›Der Leviathan ist eine niedere Kreatur«, wendet Sombre ein. ›Seine Kräfte sind viel schwächer

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