Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Kajüte unerwünscht war. Er nickte Zejabel aufmunternd zu und ging. Allerdings hatte er ein ungutes Gefühl dabei, die beiden Frauen allein zu lassen. Er blieb in der Kombüse, um eingreifen zu können, falls es zum Streit kam.
Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, denn die Anprobe zog sich in die Länge. Manchmal drangen die Stimmen von Eryne und Niss durch die Wand, ohne dass er verstehen konnte, was sie sprachen. Was mochte da drinnen vor sich gehen? Einmal kam ihm sogar der Gedanke, seine Schwester könnte ihren Spaß daran haben, sich über die Zü lustig zu machen, aber so gemein war sie zum Glück nicht, das wusste er.
Nachdem er fast zwei Dezimen gewartet hatte, steckte Niss endlich den Kopf durch die Tür und rief ihn wieder herein. Seine Anspannung verflog sofort, als er die Kajüte betrat und Zejabel erblickte.
Sie war so schön, dass es ihm den Atem verschlug. Sie trug eine leichte, weite Hose in Rot- und Brauntönen und eine helle, figurbetonende Bluse. Außerdem hatte die Lorelierin mit ihren Reispudern wahre Wunder bewirkt. Die rote Kriegsbemalung war feinen Tuschestrichen und zarten Farben gewichen, wodurch Zejabels anmutiges Gesicht viel besser zur Geltung kam. Wer von ihrer kriegerischen Vergangenheit wusste, erkannte noch an dem feurigen Blitzen ihrer Augen, dass sie eine Kämpferin war, ein Fremder hingegen würde an ihr nur die Schönheit der Bewohner der Unteren Königreiche bewundern.
»Sehr hübsch«, brachte Nolan heraus.
»Leider weigert sie sich, diese grässlichen Armreifen abzulegen«, empörte sich Eryne.
»Die verschandeln alles!«
»Sie schützen meine Handgelenke«, antwortete die Zü knapp. »Ich brauche sie, wenn ich schieße.«
»Das verstehe ich ja, aber warum tragt Ihr nicht einfach Schoner aus Leder, wie alle anderen auch? Die könntet Ihr sogar unter den Ärmeln verbergen. Wer verführerisch aussehen will, muss dafür auch Nachteile in Kauf nehmen!«
Nolan sah seine Schwester verblüfft an. Sie schien ganz in ihrem Element zu sein. Mit Feuereifer drehte und wendete sie Zejabel, strich hier eine Falte glatt, zupfte dort ein Band zurecht oder tupfte etwas überschüssigen Puder ab. Zejabel ließ alles folgsam über sich ergehen. Was sie wohl selbst von dieser Verwandlung hielt?
»Du hast dich ja noch gar nicht gesehen!«, rief er plötzlich, als ihm auffiel, dass es in der Kajüte keinen Spiegel gab.
Er lief in die Kombüse und holte eine Pfanne, deren Oberfläche glänzend genug war, um sich darin zu spiegeln. Mit unergründlicher Miene betrachtete Zejabel ihr Gesicht und wandte sich dann zu Eryne um, die ungeduldig auf ihr Urteil wartete.
»Ihr habt ein Gespür dafür, was schön macht«, sagte sie. »Ihr habt mir sehr geholfen, und ich danke Euch.«
»Nicht der Rede wert«, antwortete Eryne gerührt. »Und vergesst nicht, mit einem Lächeln wärt Ihr noch hübscher.«
»Ich werde mich bemühen«, versprach Zejabel ernsthaft. »Aber ich habe eben nicht Eure Kräfte.«
Erynes Gesicht versteinerte. Nolan ahnte, dass er das Gespräch besser beenden sollte, doch er kam nicht mehr dazu, sich einzumischen.
»Meine Kräfte?«, schnappte Eryne. »Was redet Ihr da?«
»Das wisst Ihr sehr wohl«, erwiderte die Zü ruhig. »Die Kraft, die Euch zur schönsten Frau der Welt macht. Die Kraft, die Euch die Herzen der Männer zufliegen lässt – allein auf diesem Schiff sind es zwei, die Euch lieben. Und die Kraft, die bewirkt, dass alles, was Ihr berührt, noch vollkommener wird.«
»Ich verstehe nicht, was Ihr meint«, fauchte Eryne. »Was für eine merkwürdige Art, anderen Komplimente zu machen!«
»Ich will Euch nicht schmeicheln. Ich stelle nur fest, dass Zui'a mich wenigstens in einem Punkt nicht belogen hat. Ihr habt übernatürliche Fähigkeiten. Ihr seid tatsächlich ein Kind des Jal'dara.«
»Dummes Zeug!«, rief Eryne wütend. »Das ist doch lächerlich! Ich bin nicht Euer unseliger Erzfeind!«
Da sie völlig außer sich schien, machte Nolan einen Schritt auf sie zu, um sie zu beschwichtigen – und hielt mitten in der Bewegung inne. Zejabel war noch nicht fertig-»Ob Ihr der Erzfeind seid, weiß ich nicht. Aber für mich steht außer Frage, dass Ihr eine Göttin seid.«
Zum wiederholten Mal ging Niss unter Deck, um an die Kajütentür zu klopfen, aber da Eryne auch diesmal nicht öffnete, kehrte sie mit einem kurzen Blick zu Cael nach oben zurück. Seit ihrem Streit mit Zejabel hatte sich Eryne nicht blicken lassen, doch niemand wagte, sie in
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