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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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umgehen? Bestimmt.
    »Habt ihr Hummeln im Hintern? Ihr macht mich ganz verrückt«, beschwerte sich Keb irgendwann. »Setzt euch doch endlich, zum Henker noch mal!«
    Er selbst blieb seelenruhig liegen und ließ sich schon zum dritten Mal Wein nachschenken. Nolan winkte Zejabel zu sich, die sich daraufhin ebenfalls vor den Kamin setzte, und schließlich suchte sich auch Cael ein Kissen aus. Nur Eryne und Amanon liefen immer noch durch den Saal, wobei sich der Kaulaner weniger für die Kunst interessierte, sondern vor allem die drei schweigsamen Wachen im Auge behielt.
    Wie ein Hammerschlag hallte plötzlich der Türklopfer durch den Gang und schreckte sie auf. Mit angehaltenem Atem hörte Cael, wie der Wächter das Eingangstor öffnete, und zu seiner Bestürzung trappelten gleich darauf Schritte in ihre Richtung. Es klang wie eine ganze Schar von Kriegern.
    Und noch bevor er aufstehen konnte, schritt Saats Witwe über die Schwelle ihres Thronsaals.
    Kaum hatte sie an der Spitze ihrer fünfköpfigen Leibgarde den Raum betreten, blieb die Königin wie angewurzelt stehen. Eryne konnte nur vermuten, dass Chebree ebenso verblüfft war wie sie selbst, denn ihr Gesicht war verdeckt. Doch dass es sich um die wallattische Herrscherin handelte, musste ihr niemand sagen: Nur eine Barbarenkönigin würde sich derart kleiden.
    Die einstige Emaz trug eine eiserne Maske, die von der Stirn bis zu den Wangenknochen reichte und ihre Augen verbarg. Ihre Kopfbedeckung, die bis zum Nacken ging, und ihr schwerer Mantel bestanden aus feinen Metallketten. Vor ihnen stand eine hochgewachsene, unbesiegbar wirkende Kriegerin in blitzender Rüstung.
    Diese Königin strahlte keine Eleganz aus, sondern schiere Überlegenheit.
    Trotzdem begannen ihre Lippen leicht zu zittern, als sie nach der ersten Überraschung den Blick über die Anwesenden schweifen ließ und Kebree am Kamin sitzen sah. Ihr Sohn erhob sich, um sie zu begrüßen, und Eryne traute ihren Augen kaum, als er vor der Königin niederkniete und ihren Eisenhandschuh küsste. Gleich darauf fiel er wieder in die ungestüme Art zurück, die sie so gut kannten, und umarmte seine Mutter herzlich.
    Nach kurzem Zögern gab Chebree ihre kühle Haltung auf und drückte ihren Sohn so fest an sich, als hätten sie sich ein Jahr lang nicht gesehen. Dann trat sie beiseite, um ihre Garde vorbeizulassen, einige ältere Krieger, die ihren Prinzen achtungsvoll und freundschaftlich grüßten. War das wirklich der raue Bursche aus der Herberge in Lorelia, der nun so ehrerbietig behandelt wurde? Die vielen Waffenträger machten Eryne nervös. Falls dieser Empfang eine Falle war, wären ihre Gegner in der Überzahl.
    Sie entspannte sich etwas, als die Königin die Männer fortschickte. Dann nahm Chebree endlich ihre Maske und die eiserne Kapuze ab und wandte ihnen das Gesicht zu.
    Erstaunt sah Eryne, wie makellos und zugleich unendlich traurig ihre Züge waren.
    Chebree musste einmal eine wunderschöne Frau gewesen sein, doch Zeit und Kummer hatten ihre Spuren hinterlassen. In ihre schwarzen Haare mischten sich weiße Strähnen, ihr Blick wirkte stumpf, und unter den Augen lagen dunkle Schatten. Wären die tiefen Sorgenfalten auf ihrer Stirn nicht gewesen, hätte man ihr Antlitz immer noch als ebenmäßig und anmutig bezeichnen können. Für ihr Alter war sie eine sehr schöne Frau.
Aber nicht so schön wie Lana,
dachte Eryne mit dem Stolz einer Tochter.
    »Du bist also zurück«, sagte Chebree mit einem vagen Lächeln. »Und wer sind deine Freunde?«
    »Diese beiden sind die Kinder von Emaz Lana, und die anderen begleiten sie«, erklärte Keb sichtlich zufrieden.
    Er stellte ihr nacheinander jeden vor, selbst Amanon und Zejabel, von denen er wenig hielt. Eryne deutete eine Verbeugung an. Sie wusste noch nicht, ob sie die Königin bewundern oder verachten sollte, aber aus Rücksicht auf Keb war sie gern bereit, ihr mit dem gebotenen Respekt zu begegnen.
    Chebree hingegen schien nicht gerade begeistert, die Kinder ihrer einstigen Feinde vor sich zu haben. Eryne hatte sogar das Gefühl, dass in ihrem harten, ernüchterten Blick fast so etwas wie Angst aufflackerte, als sie ihre Besucher ansah. Erst Bowbaqs Name riss sie aus der Starre.
    »Du hast in der Schlacht von Ith gekämpft«, sagte sie unverblümt. »Warst du zugegen, als Saat getötet wurde?«
    Die Erben hielten den Atem an, während Chebree ungeduldig auf seine Antwort wartete.
    »Ich war dabei«, bestätigte Bowbaq. »Ich habe gegen ihn gekämpft,

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