Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Anteil. Nachdem er den ersten Bissen heruntergeschluckt hatte, erklärte er sich bereit, von ihrer Reise zu berichten. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, fasste er zusammen, weshalb sie nach Goran gekommen waren und was sie auf dem Weg dorthin erlebt hatten. Die Geheimnisse, die er dabei verraten musste, ließen sich ohnehin nicht mehr wahren, seit sie Kebree eingeweiht hatten. Der Krieger verehrte seine Mutter so sehr, dass er ihr sicher alles anvertrauen würde, was er wusste.
Chebree hörte aufmerksam zu, doch je mehr er erzählte, desto besorgter wurde ihre Miene. Dass die Dunkle Bruderschaft und sogar die lorelische Graue Legion ihre Finger im Spiel hatten, schien sie nicht zu überraschen. Der Schilderung ihres Kampfes gegen Zui'a und den Leviathan vor der Pforte ins Jal'karu lauschte sie hingegen mit besonderem Interesse – gewiss beantworteten ihr die Hinweise auf Sombres Herkunft viele Fragen, die sie sich schon als Hohepriesterin des Dämons gestellt hatte. Zuletzt beschrieb Nolan, wie Niss das Verschwinden ihrer Familie beobachtet hatte. Er betonte, dass sie ihre Geschichte glaubhaft fanden, obwohl das Mädchen ihren Erinnerungen nicht traute.
Nach gut zwei Dezimen endete sein Bericht über die Stationen ihrer Reise, und bis auf Keb und Bowbaq, die noch Hühnchenschenkel und Käse mit Rosennüssen verputzten, hatten alle aufgegessen. Die Gefährten hatten sich zwar nicht die Bäuche vollgeschlagen, aber doch so gut gespeist, dass sie allmählich schläfrig wurden und sich von der Wärme und dem sanften Licht des Kaminfeuers einlullen ließen. Niss war sogar schon eingeschlummert. Hätte sich Nolan nicht bemüht, klar und zusammenhängend zu erzählen, wäre er längst vom Schlaf übermannt worden. Selbst die Königin, auf deren Antwort er nun gespannt wartete, schien mit der Müdigkeit zu kämpfen.
»Was sollen wir Eurer Ansicht nach tun?«, fragte er schließlich. »Was hättet Ihr unseren Eltern für den Kampf gegen Sombre geraten?«
Chebree unterdrückte ein Gähnen, stand auf und musterte ihre Gäste, die sich fast alle auf den Kissen ausgestreckt hatten. Sie wirkte noch bedrückter als zuvor, geradezu schicksalsergeben. »Ich weiß es nicht«, sagte sie offen. »Ich scheine ebenso viel Hoffnung in Eure Eltern gesetzt zu haben wie Ihr in mich. Ihnen ist es immerhin gelungen, Saat zu besiegen, während Ihr nicht einmal wisst, wie Ihr gegen Sombre vorgehen sollt. Wie kann ich Euch helfen, wenn Ihr selbst keinerlei Anhaltspunkte habt?«
Nolan war tief enttäuscht, aber er fühlte sich schon so benommen, dass er kaum noch denken konnte. Ein Blick auf Amanon verriet ihm, dass es ihm nicht besser erging. Hatte die Reise sie etwa so erschöpft, dass sie in Chebrees Palast einschlafen würden, einfach so, auf dem Boden?
»Wir sind vergeblich gekommen«, sagte Amanon mit schwerer Zunge. »Eine dreitägige Flussfahrt, und alles umsonst.«
»Ihr wisst vieles, das uns sicher weiterhelfen kann«, beharrte Nolan, obwohl ihm schon fast die Augen zufielen. »Wie sieht der Dämon aus? Wo hält er sich auf? Was hat er vor?«
Die Königin gähnte wieder und winkte einen der vier Wachen herbei. Ohne ein Wort reichte er ihr ein kleines, kostbar wirkendes Fläschchen. Sie entkorkte es, setzte es an die Lippen und trank es halb leer.
»Sombre erscheint in Gestalt eines jungen Mannes«, sagte sie. »Aber ich habe ihn auch schon das Aussehen eines Ungeheuers annehmen sehen, wie Ihr es Euch in Euren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen könnt. Wo er jetzt ist, weiß ich nicht. Und zu seinen Plänen kann ich Euch nicht mehr sagen, als Ihr mir schon berichtet habt.«
Nolan wollte nicken, doch stattdessen sackte ihm der Kopf nach vorn: Er musste für einen Moment eingeschlafen sein. Er konnte sich nur noch mit Mühe aufrechthalten, während die Königin wieder munter zu werden schien.
»Kann er dieses seltsame Licht lenken, dass Niss' Eltern entführt hat?«, brachte er heraus. »Steckt er dahinter?«
Chebree dehnte und streckte sich. Bowbaq, Cael und Zejabel waren Niss ins Reich der Träume gefolgt. Irgendwo in Nolans Hinterkopf spukte der Gedanke herum, dass diese plötzliche Müdigkeit nicht normal sein konnte. Selbst Keb sah aus, als würde er jeden Moment über seinem Teller zusammensacken. Nur Eryne, Amanon und er selbst waren noch wach – aber wie lange noch?
Falls die Königin ihm antwortete, hörte er es nicht mehr. Er versuchte aufzustehen, kam irgendwie auf die Füße, indem er seinen Stockdegen als
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