Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Müßiggang. Keb hatte sich bereits genüsslich auf dem weichen Lager ausgestreckt und beobachtete seine Gefährten, die sich staunend umsahen.
Nach einer Weile fand Cael den Saal weit weniger einladend, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Er blickte sich noch einmal prüfend um, bevor ihm klar wurde, woran das lag: Der Raum hatte etwas von einem Gefängnis. Es gab nur eine einzige Fensterreihe, und die Öffnungen waren schmal und mit Fensterläden verrammelt. Auch die vier Türen, die in den Saal führten, waren geschlossen, bis auf die Tür zum Gang, die sie offen gelassen hatten. Obendrein traten die beiden wallattischen Krieger, die sich kurz darauf zu ihnen gesellten, eher wie Sträflingsaufseher auf. Nachdem sie sich vor ihrem Prinzen verbeugt hatten, stellten sie sich mit gezogenen Lowas an die Wand.
»Was wollen die hier?«, fragte Amanon zähneknirschend. »Sag ihnen, dass sie in ihr Quartier zurückkehren sollen.«
»Sag es ihnen doch selbst«, spottete Keb. »Allerdings sprechen sie kein Itharisch. Und ich habe keine Lust, heute Abend auf meine Diener zu verzichten.«
»Diener?«, wunderte sich Eryne. »Das sind Soldaten!«
»Na und? Deswegen können sie trotzdem Fleisch braten, ein Fass anzapfen oder den Boden scheuern! Mehr verlangen wir nicht von ihnen, solange wir keine Gelegenheit haben, in den Kampf zu ziehen. Die Königin würde sich niemals mit Knechten umgeben, die nicht mit der Lowa umgehen können.«
»Aha. Und Ihr habt uns ein Festmahl versprochen«, sagte Eryne abfällig. »Offenbar wird hier auf dem Boden gegessen! Das ist also das ›Zeremoniell‹, von dem Ihr gesprochen habt!«
»Ihr werdet besser speisen und trinken als in Lorelia«, sagte Keb. »Übrigens habe ich schon eine ganz ausgetrocknete Kehle, so nah am Feuer.«
Er gab einem der Krieger einen kurzen Befehl, woraufhin dieser durch eine Tür verschwand. Amanon lief unruhig auf und ab, bis der Mann mit zwei Weinkrügen und mehreren Kelchen zurückkehrte und sie auf einem niedrigen Tisch abstellte. Zu ihrem Leidwesen erschien gleich darauf ein dritter Krieger, um ihnen einzuschenken. »Wie viele denn noch?«, stöhnte Bowbaq.
Cael konnte seine Nervosität gut verstehen. Der Riese hatte in der Schlacht am Blumenberg Schreckliches erlebt, und es musste schlimm für ihn sein, seinen einstigen Feinden derart ausgeliefert zu sein.
»Sie waren zu elft, als ich aus Goran aufgebrochen bin«, antwortete Keb. »Aber es ist gut möglich, dass meine Mutter einige zurückgeschickt oder Verstärkung geholt hat.« Offenbar fragte er seinen Landsmann danach, als der ihm einen Kelch reichte, ließ die Antwort jedoch unübersetzt.
»Wie kommt es, dass sich so viele Wallatten im Großen Kaiserreich aufhalten dürfen?«, wunderte sich Cael. »Seid ihr nicht schon seit Urzeiten verfeindet?« Keb stürzte sein Glas in einem Zug hinunter, bevor er antwortete. Bowbaq beendete seinen Rundgang durch den Saal, setzte sich neben ihn und bekam einen Kelch in die Hand gedrückt. Auch Niss und Nolan ließen sich vor dem Feuer nieder, lehnten den Wein aber dankend ab.
»Wir erwähnen Wallatt einfach nicht«, erklärte Keb. »Außerdem haben die Goroner gerade anderes im Sinn, schließlich lauern die Thalitten gleich hinter dem Tal der Krieger. Und diese Residenz gehört den B'ree schon so lange, dass sie einfach zum Stadtbild gehört. Die Königin ist in den letzten zwanzig Jahren zwar nicht öfter als dreimal hier gewesen, aber trotzdem wagt es niemand, ihr ihren Besitz abzuerkennen.«
»Deswegen ist hier so lange nicht mehr gelüftet worden«, stichelte Eryne.
Sie stand neben einem mächtigen Stuhl aus Ebenholz, der mit kunstvollen Ornamenten verziert war. War das der Thron der Königin?
»Für gewöhnlich schicken wir ein paar Männer voraus, um alles vorzubereiten«, sagte Keb beleidigt. »Aber meine Mutter hatte es diesmal so eilig, deiner Mutter zu helfen, dass sie sich mit solchen Kleinigkeiten nicht aufgehalten hat.«
Darauf wusste Eryne nichts zu sagen. Stattdessen streifte sie weiter durch den Saal und sah sich die verschiedenen Kunstgegenstände an. Cael interessierte sich eher für die Waffensammlung, die an einer Wand ausgestellt war. Außer einigen Lowas in verschiedenen Ausführungen gab es eine ganze Reihe Waffen aus Eisen, von denen er viele nicht einmal beim Namen nennen konnte: Dolche mit Doppelklingen, zackenbesetzte Peitschen und andere fürchterliche Beweise für die Zerstörungslust des Menschen. Konnte Kebree damit
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