Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Stütze gebrauchte, und schleppte sich zu Amanon, um ihn an der Schulter zu rütteln. Nachdem der Kaulaner ihn müde angeblinzelt hatte, schüttete er sich ein Glas Wasser ins Gesicht und rappelte sich ebenso mühsam wie Nolan hoch. Die Wallattenkönigin sah ihnen zu. In ihrer Miene lagen weder Hass noch Freude, nur die Gewissheit, dass sie gewonnen hatte. »Es tut mir aufrichtig leid«, sagte sie tonlos.
Ein Verrat. Viel zu langsam, viel zu zögerlich versuchte Nolan, seinen Degen zu ziehen. Amanon hatte schon längst sein Krummschwert in die Höhe gerissen und zielte auf den Kopf der Königin, aber Keb war trotz seiner Benommenheit schneller und rempelte ihn so heftig an, dass Amanon zurückstolperte. Dann baute sich Keb mit grimmigem Gesicht vor den Erben auf und schwang drohend seine Lowa.
»Ke'b'ree … Bitte!«, flehte Eryne mit versagender Stimme.
Nolan drehte sich nicht zu seiner Schwester um, aus Angst, die scharf geschliffene Eisenstange in den Rücken zu bekommen. Als sich die Wachen schützend vor ihre Königin stellten, begriff er, dass sie keine Chance hatten. Er ließ sogar den Griff seiner Waffe los. Ihm fehlte die Kraft, den Degen zu ziehen, und eigentlich war er, auch schon zu schwach, um sich noch auf den Beinen zu halten … In diesem Moment merkte er, dass er längst auf die Knie gefallen war, ohne sich daran erinnern zu können. Es war ihm unbegreiflich, woher Amanon die Energie nahm, sein Schwert zu heben. Lange würde der Kampf zwischen den beiden Rivalen sicher nicht dauern, so unbeholfen waren ihre Bewegungen. In Kebs Fall war das kein Wunder, bei den vielen Kelchen, die er geleert hatte. Aber er war ein Krieger, der eigenhändig drei Legionäre besiegen konnte, während Mano seine Waffe seit weniger als zwei Dekaden trug. Bei aller Hoffnung wusste Nolan, was kommen würde. Amanon versuchte es mit zwei, drei ungeschickten Angriffen, die Keb ungerührt parierte, und stürzte sich dann mit dem Schwert voran auf den Wallatten. Keb wehrte ihn mit einer blitzschnellen Bewegung ab und schlug ihm den eisernen Schaft seiner Waffe gegen die Schläfe. Amanon brach zusammen.
Das Letzte, was Nolan hörte, bevor er selbst ohnmächtig wurde, war der gellende Schrei seiner Schwester.
Der Schädel brummte ihm so gewaltig, dass er sich wie so oft ärgerte, wieder einmal zu viel getrunken zu haben. Seine Kehle war ausgedörrt wie das Leder eines Langhorns, und er fühlte sich so schwach wie vor vier Tagen, als der verdammte K'lurier ihm sein Messer in die Brust gebohrt hatte. Zum Glück wurde es allmählich besser: Seine Kräfte kehrten zurück, und das sogar erstaunlich schnell. Nach einer Weile bekam er die Augen auf und konnte seine Gedanken ordnen. Irgendetwas war ganz und gar schiefgelaufen. Mit einem Ächzen streckte Kebree die Glieder und griff wie gewohnt als Erstes nach seiner Lowa. Sie lag neben ihm in den Kissen am Kamin, wo er offenbar kurz eingenickt war. Er konnte sich nicht erinnern, sich hingelegt zu haben, aber was davor passiert war, wusste er noch ganz genau.
Der Saal schien leer zu sein. Erst als er sich aufsetzte, entdeckte er seine Mutter, die mit einem leeren Fläschchen in der Hand hinter ihm kniete. Hatte sie ihm dieses Zeug etwa in den Mund geträufelt? Ja, und das war offenbar nicht das Einzige, was sie ihm verabreicht hatte. Sie hatte etwas in den Wein oder das Essen gemischt! »Wo sind sie?«, fragte er und stand auf. Dabei wurde ihm so schwindelig, dass er sich an der Wand abstützen musste.
Seine Mutter erhob sich ebenfalls und sah noch trauriger aus als sonst. Obwohl er es in all den Jahren immer wieder versucht hatte, war es ihm nur selten gelungen, sie zum Lächeln zu bringen. »Wer? Die Wachen?«
»Die Leute, die mit mir hergekommen sind!«, antwortete er barsch. »Sind sie tot?«
»Nein. Die Männer haben sie in den Keller getragen. Sie schlafen sicher immer noch.«
»Du bist mir eine Erklärung schuldig«, sagte Keb. »Wie kommst du dazu, uns zu vergiften?«
»Das war kein Gift«, widersprach sie. »So könnte ich den Erzfeind ohnehin nicht töten. Ich wollte sie vorerst nur außer Gefecht setzen.«
Keb traute seinen Ohren nicht. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein – oder ein böser Traum. »Und jetzt?«, fragte er. »Was hast du jetzt vor? Willst du sie dem Dämon ausliefern?«
Das Schweigen seiner Mutter sprach Bände. Fluchend schlug er mit der Faust gegen die Wand. Für gewöhnlich hätte die stolze Wallattenkönigin niemals zugelassen, auf diese
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