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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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hatte Niss mitbekommen, dass sich der Junge im Kampf fast auf seinen eigenen Cousin gestürzt hätte. Die sonderbare Stimme, die ihn manchmal in ihre Gewalt bekam, hatte ihn offenbar wieder um den Verstand gebracht. Einige wenige Augenblicke lang war er nicht mehr in der Lage gewesen, Freund und Feind zu unterscheiden.
    Auf einmal hatte Niss das Bedürfnis, mit Cael zu sprechen. Behutsam löste sie sich von Bowbaq, warf ihm einen letzten Blick zu und ging dann zu den anderen, nachdem sie einsehen musste, dass er wohl nicht so bald aufwachen würde.
    Keb stand immer noch am Eingang und kaute auf einem Stück Leder herum, um sich wach zu halten. Eryne hielt Zejabel die Hand, und Niss spürte einen Stich im Herzen, als sie zu den beiden trat und den blutgetränkten Verband sah. Sie lächelte Eryne aufmunternd zu und schlüpfte dann in die gegenüberliegende Kammer.
    Hier hatte sich Cael gleich nach ihrer Ankunft verkrochen. Die anderen teilten ihm hin und wieder mit, wie es um die Verletzten stand, doch er brummte jedes Mal nur einen kurzen Dank. Niss hatte ihn bisher in Ruhe gelassen. Als sie die angelehnte Tür aufschob, verkrampfte sie sich, aber Cael bot ein solches Bild des Jammers, dass ihre Unsicherheit sofort verflog. Der Junge kauerte mit angezogenen Knien in einer Ecke und hatte das Gesicht in den Armen vergraben. Er musste todunglücklich sein!
    Niss wollte gerade auf ihn zugehen, da fiel ihr Blick auf das Rapier, das am anderen Ende der Kammer lag. Die Klinge war schwarz vor Blut. Hatte er es absichtlich weit von sich weggeschleudert? Es sah ganz danach aus.
    »Wie geht’s?«, fragte sie so sanft wie möglich.
    Cael hob langsam den Kopf. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen und schien geweint zu haben. Falls er überhaupt geschlafen hatte, musste er von Alpträumen geplagt worden sein. Eine Weile starrte er Niss ausdruckslos an, dann beugte er sich zur Seite und spähte durch die Tür hinaus.
    »Nicht so toll«, gestand er nach einer Weile. »Und deinem Großvater?«
    »Nichts Neues. Bei Zejabel auch nicht.«
    Cael nickte bekümmert und legte den Kopf wieder auf die Knie. Nach kurzem Zögern setzte sich Niss neben ihn, schlang ebenfalls die Arme um die Beine und lehnte sich ganz leicht an Caels Schulter. Der Junge hielt kurz den Atem an, rührte sich aber nicht. Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie so dasaßen. Niss wäre schon beinahe eingenickt, als sie ein Flüstern aufschreckte. Cael hatte etwas gesagt, leise und unendlich traurig.
    »Meine Mutter fehlt mir«, murmelte er. Es klang fast verlegen.
    Bei seinen Worten wurde Niss ebenfalls von Erinnerungen überwältigt. Sie dachte an Arkarien, an ihre Eltern, ihre Großmutter Ispen – und plötzlich drängten sich wieder die schrecklichen Bilder von der seltsamen Lichtkugel auf, die ihre Familie verschluckt hatte, während sie alle nichtsahnend im Fluss badeten.
    »Meine Mutter fehlt mir auch«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Und mein Vater, und alle anderen … Außerdem war ich ja drei Jahre lang … sozusagen weg. Sie wissen noch gar nicht, dass ich aus dem Tiefen Traum erwacht bin.«
    Cael schwieg, während Niss gegen die Angst ankämpfte, die in ihr aufwallte, als sie an Bowbaq dachte. Er war der einzige Verwandte, der ihr geblieben war. Sie brauchte ihn mehr denn je.
    »Und was ist mit deinem Vater? Denkst du oft an ihn?«, fragte sie und hob den Kopf. »Die anderen haben viel von ihm erzählt. Alle scheinen ihn sehr gern zu haben.«
    Cael blieb so lange stumm, dass sie schon befürchtete, die Frage sei ihm zu persönlich.
    »Ich weiß nicht, was ich von all dem halten soll«, gestand Cael nach einer Weile. »Er hat mir so vieles verheimlicht: dass er Magier ist und Erjak noch dazu, und was weiß ich noch was. Auch Tante Corenn hat mir nichts von ihren magischen Kräften erzählt.«
    »Keiner unserer Verwandten hat uns davon erzählt«, erinnerte ihn Niss sanft. »Sie wollten uns beschützen.«
    »Ja, aber selbst du wusstest Sachen über ihn, von denen ich nie erfahren habe, obwohl du so weit weg wohnst!«
    In seiner Stimme schwangen Empörung und eine Spur Eifersucht mit. Er richtete sich abrupt auf, und Niss suchte fieberhaft nach den richtigen Worten, um ihn zu trösten.
    »Bestimmt hätte er dich irgendwann eingeweiht. Du hast ja selbst gesagt, dass … dass es besser ist, wenn du dich von Magie und solchen Dingen fernhältst, um die Stimme in deinem Kopf nicht zu wecken.«
    »Das ist ja wohl gründlich danebengegangen«, sagte er

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