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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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in Formation und stellten sich vor der Königin auf. Sie wirkten so eins mit ihren Tieren, als wären sie im Sattel geboren worden. Auf diese Disziplin war Chebree sehr stolz. Die Schlacht am Blumenberg hatte so viel Leid über das wallattische Volk gebracht, dass es für die Überlebenden und ihre Kinder eine Frage der Ehre war, zusammenzuhalten und Großes zu leisten. Jeder Einzelne wollte auf seinem Gebiet Heldentaten vollbringen, um seinem Volk zu dienen. So galten die rund zwanzig Krieger ihrer Eskorte als die besten Reiter östlich des Rideau, und auch ihre restliche Leibgarde und die kleine Armee bestanden aus den fähigsten Kämpfern, selbst wenn sie den Thalitten und Solenen zahlenmäßig immer noch weit unterlegen waren.
    »Hier schlagen wir unser Nachtlager auf«, verkündete sie und saß ab.
    Mehr musste sie nicht sagen. Die Männer waren an weite Ritte und Übernachtungen im Freien gewöhnt, und so war das Lager schnell aufgebaut. Jeder hatte seine Aufgabe oder befolgte die Anweisungen eines anderen, so dass der Anführer nur selten mahnend einschreiten musste. Die Königin selbst hatte schon lange keinen Anlass zu Tadel mehr gefunden: Wer ihre Befehle missachtete, wurde zur Strafe auf das Dornenrad gebunden, und diese Abschreckung genügte, um selbst die Faulsten und Dümmsten ihrer Untertanen kuschen zu lassen.
    Kaum hatte sie festen Boden unter den Füßen, spürte Chebree die Erschöpfung der langen Reise durch das Große Kaiserreich. Zwar war sie immer noch eine gefürchtete Kriegerin, aber mittlerweile gingen solche Anstrengungen nicht mehr spurlos an ihr vorüber, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Sie gestattete sich ein leises Seufzen, als sie ihren Helm abnahm, rieb sich über das Gesicht und blickte lange Richtung Osten.
    »Meine Königin, möchtet Ihr wählen, wo Euer Zelt stehen soll?«
    Sie war so in ihre Gedanken versunken gewesen, dass sie den Anführer ihrer Reiterschar nicht hatte kommen hören. Er war der Älteste ihrer Leibgardisten, einer der letzten Veteranen der Schlacht am Blumenberg. Das Krummschwert eines ramgrithischen Gegners hatte ihm ein Auge ausgestochen, sein Haar war schlohweiß, auf einem Ohr hörte er nichts mehr, und wenn er von seinem Pferd absaß, wirkte er schwerfällig und müde. Doch obwohl Chebree höchste Anforderungen an ihre Männer stellte, hatte sie es nie über sich gebracht, ihn fortzuschicken. Er hatte zu den ersten Landsleuten gehört, die ihr nach der vernichtenden Niederlage von Saats Armee begegnet waren. Halb erblindet und völlig entkräftet hatte er sich seiner Königin zu Füßen geworfen, um ihr Treue zu schwören, und hätte sich mit seiner Lowa auf jeden Feind gestürzt, der ihr zu nahe kam. Seither betraute ihn Chebree nach Möglichkeit mit ehrenvollen Aufgaben. Zuletzt hatte sie ihre Pferde in seine Obhut gegeben und ihn weit vor den Mauern Gorans postiert, während sie mit dem Großteil ihrer Krieger in der kaiserlichen Hauptstadt auf Lana wartete.
    »Das ist mir gleich«, antwortete sie. »Such du die Stelle aus, Dei’n’an.«
    Sie hatte sich nur kurz umgedreht. Weit hinter ihnen lag die Stadt, die sie im Morgengrauen verlassen hatten, gleich nach Öffnung der Tore. Zum hundertsten Mal an diesem Tag war sie versucht, ihren Talisman abzulegen und sich damit Sombre auszuliefern, um ihm wertvolle Auskünfte zu entreißen. Doch wenn der Dämon in ihren Gedanken las, würde das alles nur noch schlimmer machen. Sie durfte auf keinen Fall zulassen, dass er in ihren Erinnerungen wühlte. Es war besser, wenn er nichts von dem Geheimnis erfuhr, das sie preisgegeben hatte. Aber vielleicht war es ohnehin zu spät.
    »Glaubt Ihr, dass er bald wieder zu uns stoßen wird?«
    Die Frage traf sie wie ein Peitschenschlag. Erst als sie dem Anführer ins Gesicht sah, begriff sie, dass er nicht von dem grausamen Dämon sprach, der ihre Albträume heimsuchte.
    »Keb. Der Prinz«, fügte Dei’n’an hinzu. »Die anderen haben mir berichtet, was geschehen ist«, gestand er verlegen. »Zumindest soweit sie verstanden haben, was vor sich ging. Vielleicht möchtet Ihr hier ein paar Tage auf Euren Sohn warten? Was auch immer er mit diesen Fremden zu schaffen hat, es wird sicher nicht lange dauern. Auf dem Heimweg kommt er gewiss hier vorbei …«
    »Ich glaube, er wird sehr viel länger fort sein als nur ein paar Tage«, seufzte Chebree. Gleichwohl schweifte ihr Blick unwillkürlich über den Horizont. Bei den Worten des alten Kämpfers war wieder Hoffnung in

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