Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
ihr aufgekeimt. Vielleicht bereute Keb seine Entscheidung, kehrte den Erben den Rücken und ritt doch noch heim nach Wallatt? Würde sie ihn als winzigen Punkt in der Ferne auftauchen sehen? Nein, sicher nicht. Das passte nicht zu ihm. Er würde nur mit Sombres Haupt unter dem Arm zu ihr zurückkehren – oder nie mehr.
    »Wenn er noch lebt, wird er irgendwann zurück nach Wallos kommen«, erwiderte sie. »Früher oder später wird ihm nichts anderes übrig bleiben. Und so sehr ihm die Lorelierin auch den Kopf verdreht, er wird seine Heimat nicht vergessen können.«
    Damit war alles gesagt. Und wenn es zu einem Wiedersehen kam, würde die Königin eine weitere wichtige Entscheidung treffen müssen.
    Natürlich zog die
Rubikant
alle Blicke auf sich. Ungläubig starrten Spaziergänger, Seeleute und Wachsoldaten der kleinen Gabiere hinterher, deren Besatzung offenbar allen Ernstes vorhatte, die Stadt in der Abenddämmerung zu verlassen. Das war zwar nicht ausdrücklich verboten, aber wer eine solche Fahrt wagte, konnte nicht damit rechnen, irgendwo anlegen zu können. Die Goroner glaubten fest an die Legende, dass eines Nachts ein Totenheer den Fluss hinabgesegelt kommen würde, weshalb alle Häfen nach Einbruch der Dunkelheit geschlossen wurden. Wer sich darüber hinwegsetzte und trotzdem versuchte, vor Anker zu gehen, lief Gefahr, von einer Horde wütender und verängstigter Anwohner gelyncht zu werden. Solche Morde hatten sich schon mehrmals ereignet, und da kein einziger Schiffer mit dem Leben davongekommen war, um davon zu erzählen, hieß es bald, die Männer seien von einem Heer verlorener Seelen getötet worden.
    Nolan kannte diese Geschichten, denn sie kursierten auch in der Heiligen Stadt Ith, in deren Umland der Alt entsprang. In einer Fassung der Legende kamen die Geister auf Schiffen, in einer anderen entstiegen sie den Fluten, um über die Menschen am Ufer herzufallen. Bislang hatte er über diese Schauermärchen nur gelacht. Doch seit er in diesen Alptraum hineingeraten war, der mit dem Verschwinden seiner Eltern begonnen hatte und kein Ende zu nehmen schien, war er ins Grübeln gekommen … Dabei hatten sie erst einmal ganz andere Sorgen: die Brücke, unter der die Gabiere hindurchfahren musste. Die Brücke, auf der Phrias’ Anhänger warteten.
    Cael und Amanon hatten das Steuer übernommen. Da um diese Zeit alle anderen Schiffe vor Anker lagen, war es ein Kinderspiel, aus dem Hafen hinauszumanövrieren. Mit klopfendem Herzen sah Nolan zu, wie sie das Tor zur Fahrrinne passierten. Auch wenn der Besuch in Goran den Erben fast zum Verhängnis geworden war, wurde es ihm doch bang bei dem Gedanken, dass sie die Stadt mit ihren vielen Menschen nun hinter sich ließen und wieder ins Unbekannte aufbrachen.
    Während die Gabiere auf die Festungsbrücke zuglitt, versammelten sich die Gefährten am Bug und versuchten, hinter den Schießscharten die Masken ihrer Feinde auszumachen. Es war sinnlos, sich in der Kombüse zu verschanzen und zu hoffen, dass man sie nicht beachtete: Die Dunkle Bruderschaft wusste sicher ganz genau, wer sich auf dem Schiff befand, und es erregte ohnehin schon genug Aufsehen, dass jemand bei Einbruch der Dunkelheit auf den Fluss hinauswollte. Deshalb hatten sie beschlossen, sich den Blicken ihrer Verfolger auszusetzen und zu beobachten, wie sie reagierten. Nun war der entscheidende Augenblick gekommen. Sie hatten verschiedene Möglichkeiten in ihren Plan einbezogen, aber im Grunde waren Phrias’ Anhänger unberechenbar, und genau das machte sie so gefährlich.
    In einem hatten sich die Erben jedenfalls nicht getäuscht: Ihre Feinde lauerten immer noch auf der Brücke. Im gleichen Moment, in dem Nolan eine Gestalt in einem langen Mantel entdeckte, schrie Eryne vor Schreck auf. Prompt gerieten die Späher auf der Brücke in helle Aufregung. Mindestens fünf oder sechs Männer rannten hektisch hin und her und flüsterten miteinander. Zu gern hätten die Erben gehört, was sie besprachen. Nolan hielt die Anspannung kaum noch aus.
    »Geh unter Deck«, sagte er zu Zejabel. »Gleich könnte es gefährlich werden.«
    Zejabel warf ihm einen müden Blick zu und spannte einen Pfeil in ihren Bogen. Gleich nach dem Ablegen hatte sie sich zu den anderen gesellt, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Natürlich bewunderte Nolan ihre Tapferkeit, aber irgendwann würde sie ihr Wagemut das Leben kosten! Doch da es aussichtslos war, sie zur Vernunft bringen zu wollen, zog er seinerseits den Stockdegen, um

Weitere Kostenlose Bücher