Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
schmieden«, seufzte Eryne.
»Das ist es ja auch. Die Idee ist nicht neu. Saat hat es vor zwanzig Jahren ganz genauso gemacht«, gab Keb zurück, diesmal mit ernster Miene.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Bowbaq plötzlich. »Wenn Sombre den Goronem einen Lemuren geschenkt hat, dann gehorchen ihm vielleicht noch mehr dieser Ungeheuer!«
»Auch das ist nur eine Vermutung«, meinte Amanon. »Wie Nolan schon sagte – es kann ebenso gut sein, dass die Männer nur einen ungewöhnlich großen und bösartigen Affen bei sich hatten.«
»Und Ihr, Amanon, was glaubt Ihr?«, fragte Eryne. »Natürlich wissen wir nicht genug, um sicher zu sein, aber was sagt Euch Euer Gefühl?«
Gespannt wartete Cael auf die Antwort seines Cousins.
Er vertraute Amanons Urteilen, in denen er die Weisheit seiner Großtante Corenn erkannte, und den anderen ging es offenbar genauso, denn alle Blicke richteten sich nun auf den jungen Mann mit den pechschwarzen Haaren und dem gelb verfärbten Bluterguss an der Schläfe.
»Ich glaube auch, dass diese Kreatur kein gewöhnliches Tier war«, sagte er nach einigem Nachdenken. »Wir können wohl davon ausgehen, dass sie unter Sombres Einfluss stand, schließlich hat er sich auch Zuia und andere Dämonen Untertan gemacht. Und wahrscheinlich ist die Bestie nicht die Einzige ihrer Art«, fügte er zu Bowbaq gewandt hinzu. »Vielleicht gibt es sogar sehr viele davon.« Noch bevor die anderen etwas sagen konnten, sprach Amanon weiter. »Außerdem bin ich sicher, dass ich
nicht
der Erzfeind bin. Ich bin bei weitem kein so guter Kämpfer wie Kebree, Zejabel oder sogar unser sanftmütiger Bowbaq. Mir fehlt Nolans Glaube, der ihn zu wahren Wundertaten antreibt. Und ich habe keine besonderen Gaben wie Niss, Eryne oder … Jedenfalls bin ich am wenigsten dazu geeignet, Sombre die Stirn zu bieten.«
»Du bist Corenns und Grigans Sohn!«, warf Bowbaq ein.
»Ich weiß«, sagte Amanon und lächelte schwach. »Aber das allein zeichnet mich noch nicht aus. All unsere Familien haben Ehrenvolles geleistet, zumindest sehe ich das so. Ich hoffe nur, dass der Retter, auf dem die Hoffnung der Welt ruht, einer von euch ist, und ich werde alles daran setzen, sie oder ihn zu beschützen.«
Als die Erben verlegene Blicke wechselten, wies Nolan mit einer leichten Kopfbewegung auf Zejabel, die sich nicht an dem Gespräch beteiligt hatte. Die Züwar eingeschlafen, vielleicht schon seit einer ganzen Weile. Auf Zehenspitzen verließen die Gefährten die Kajüte, um sie nicht zu wecken. Amanons Bekenntnis hatte sie alle traurig gemacht, doch Cael sah sich dadurch in seinem Entschluss bestärkt.
Sein Cousin hatte angedeutet, dass die Stimme in seinem Kopf ihnen beim Kampf gegen Sombre nützlich sein könnte, ebenso wie Erynes Fähigkeit, fremde Stimmen zu hören, und Niss’ Gabe, mit Tieren zu sprechen.
Mehr denn je wollte Cael herausfinden, was es mit seinem anderen Ich auf sich hatte.
Kaum waren sie in die Kombüse zurückgekehrt, wurde den Erben bewusst, dass ihnen die Mägen knurrten. Das Festmahl, das ihnen Chebree aufgetischt hatte, lag schon geraume Zeit zurück, und das trockene Brot, das sie in der Kapelle hinuntergeschlungen hätten, hatte Bowbaqs und Kebs gewaltigen Appetit nicht stillen können. Zur allgemeinen Überraschung übernahm Keb das Regiment in der Küche und scherzte dabei so fröhlich, als hätte er schon vergessen, dass er gerade seine eigene Mutter verraten und sich auf ein mehr als ungewisses Abenteuer eingelassen hatte. Schließlich steckte seine fröhliche Stimmung auch die anderen an, und selbst Eryne und Niss mussten lachen, als er mit einigen Eierschalen jonglierte. Wie immer wandte Keb seinen ganzen Charme auf, um Eryne zu beeindrucken, wenn sie nicht gerade bei Zejabel in der Kajüte saß, um über die Verletzte zu wachen.
Dabei konnte sie eigentlich nicht mehr tun, als Nolan, der Zejabel nicht von der Seite wich, Gesellschaft zu leisten. Ihr Bruder aß sogar am Krankenbett und bat sie nur einmal um Hilfe, als er um den vierten Dekant herum den Verband wechselte. Während sich einige seiner Freunde bald zur Ruhe legten, um den versäumten Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen, blieb Nolan bei seiner Patientin und las in Eurydis’
Buch der Weisen,
das er schon lange nicht mehr aufgeschlagen hatte. In der Hoffnung, irgendwo auf einen wertvollen Hinweis zu stoßen, verglich er Corenns Tagebuch mit der heiligen Schrift – vergeblich. Nur die letzten dreißig Seiten des Tagebuchs mit den
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