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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sie nach der Niederlage des Dämons weitersehen würden und niemand ihr Vorwürfe mache. Innerhalb weniger Dezillen gelang es ihnen, Eryne von einer schweren Bürde zu befreien.
    Dennoch fiel ihr auf, dass die beiden kein Wort miteinander wechselten, dem Blick des anderen auswichen und jede Berührung sorgfältig vermieden, auch, als sie die Kajüte verließen. Eryne hatte ihnen vielleicht die Gelegenheit genommen, jemals richtige Freunde zu werden. Und das konnte schlimme Folgen haben.
    Amanon überließ es Nolan und Bowbaq, Eryne und Niss zu erzählen, was sie in Erfahrung gebracht hatten, während die beiden geschlafen hatten: dass Saats Schwert in Che’b’rees Besitz war und dass die Oberen Königreiche von Krieg bedroht wurden. Nach der Aussprache mit Eryne wollte Amanon allein sein, und so vertiefte er sich wieder in die ethekischen Manuskripte. Dass es ihm nach wie vor nicht gelang, den Sinn der Farben zu verstehen, besserte seine Laune nicht gerade. Nach einer Weile gab er auf und beschloss, stattdessen sein Tagebuch weiterzuführen.
    Wie seine Mutter zwanzig Jahre zuvor hielt er darin nicht nur ihre Erlebnisse und Reiserouten fest, sondern auch Vermutungen darüber, wer der Erzfeind war und was Sombre im Schilde führte. So konnte er seine Gedanken ordnen und ihre Lage mit etwas Abstand betrachten. Das half ihm, mit seinem Kummer fertig zu werden, obwohl er viel zu zurückhaltend war, um offen über seine Gefühle zu schreiben. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wahrheit festzuhalten; schließlich war sie von größter Bedeutung für die Erben. Also schilderte er, unter welchen Umständen sie von Erynes Schwangerschaft erfahren hatten und welche Hoffnungen auf dem Kind ruhten, dessen Vater unbekannt war.
    Dessen Vater unbekannt war.
    Diesen Satz zu schreiben, tat weh, und so klappte er das Tagebuch zu und wandte sich wieder den ethekischen Manuskripten zu.
    Es ist alles gesagt. Wir werden eine Entscheidung treffen, sobald unser Leben nicht mehr in Gefahr ist.
Bis dahin konnte er nichts tun, als den Schmerz stumm zu ertragen. So wie er es gewohnt war.
    Nach einer Weile kam Eryne ihn zum Abendessen holen, aber Amanon bat sie, ihm nur ein paar Scheiben Krümelbrot und ein Stück Käse zu bringen. Er wollte endlich das Rätsel der ethekischen Schriftzeichen lösen – das würde ihn von seinen trüben Gedanken ablenken. Immerhin ging es um nichts Geringeres als ihr Überleben. Wenn es ihnen nicht gelang, das Geheimnis der Pforten zu ergründen, würden sie weiterhin von Königreich zu Königreich fliehen, bis Sombre sie aufspürte. Und das wollte Amanon um jeden Preis verhindern. Jetzt erst recht.
    Im Schein einer unruhig flackernden Öllampe begann er zum fünften Mal ganz von vorn. Eigentlich müsste die Lösung zum Greifen nah sein. Es war ein unglaublicher Glücksfall, dass sie die Verwandtschaft zwischen dem Ethekischen und dem Altitharischen entdeckt hatten. Bislang hatte er die altitharischen Wörter, die zu den Bildern der Fibel passten, in einzelne Silben zerlegt, was ihm eigentlich als eine Art Generalschlüssel für sämtliche Bücher hätte dienen müssen, die sich vor ihm stapelten. Aber die Bedeutung der Farben ließ sich davon nicht ableiten. Bei keinem anderen Alphabet der bekannten Welt, nicht einmal beim romischen, das als äußerst kompliziert galt, war ihm so etwas untergekommen. Er tappte völlig im Dunkeln.
    Das Schriftzeichen für die Silbe »nat« zum Beispiel, das Zejabel wiedererkannt hatte, weil es in die Klinge von Zuias heiliger Lanze eingraviert war, stand unter dem Bild eines Mannes im Lotussitz. Doch so sehr sich Amanon auch den Kopf zermarterte, ihm fiel einfach kein Wort im Altitharischen ein, das zu dem Bild passte und dieselbe Silbe enthielt. Er ging alle möglichen Begriffe durch: Weiser, Mönch, Geistlicher, Konzentration, Ruhe, Entspannung, Meditation, Gott, Geist. Nichts. Auf diesem Weg kam er nicht weiter.
    Nach einer Weile begann Amanon an seiner Theorie zu zweifeln. Vielleicht war die Ähnlichkeit zwischen »Zaya’nat«, dem Namen von Zuias Lanze, und »zayenath«, dem altitharischen Wort für Gewitter, reiner Zufall. Wenn dem so war, würde es ihm nie gelingen, die ethekischen Manuskripte zu übersetzen. Dabei war er so zuversichtlich gewesen, als er die Bücher zur Hand genommen hatte. Er hatte sich schon mehrere Fremdsprachen beigebracht, indem er Texte miteinander verglichen und aus Verwandtschaften Rückschlüsse gezogen hatte. Aber das Ethekische

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