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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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diesem Augenblick nebensächlich.
    Nachdem sie dem Tod nur knapp entronnen war, entdeckte Niss das Leben wieder, als wäre es ein rauschendes Fest. Sie vergaß zwar nicht, dass die Erben von finsteren Mächten bedroht wurden, und sorgte sich nach wie vor um ihre Eltern und ihre Großmutter, die sie schmerzlich vermisste, aber für eine Weile genoss sie es einfach, am Leben und wohlaufzusein.
    Ihre gute Laune und ihr fröhliches Lachen waren ansteckend. Aus Freude über ihre Heilung hätte Bowbaq am liebsten von früh bis spät Lieder geträllert, aber Keb verbot es ihm, weil er ihm angeblich die Fische vergraulte. Auch Nolan und Zejabel strahlten bis über beide Ohren. Beim geringsten Anlass nahmen sie einander bei der Hand, und Niss wollte die beiden in ihrer Zweisamkeit nicht stören. Zunächst plauderte sie eine Weile angeregt mit Eryne und versicherte ihr, ihr Kind werde das hübscheste Baby der Welt werden, was der Lorelierin ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Schließlich ging sie zu Cael, um sich mit ihm zu unterhalten.
    Der Junge schien dringend jemanden zum Reden zu brauchen. Er war schon immer der stillste von ihnen gewesen, aber in den letzten Tagen beschäftigte ihn offenbar etwas sehr Ernstes. Nachdem sie eine Weile vergeblich versucht hatte, ihn dazu zu bringen, sich ihr anzuvertrauen, änderte sie ihre Taktik und bemühte sich stattdessen, ihn mit allen lustigen Geschichten und Witzen aufzuheitern, die sie kannte.
    Anscheinend machte sich ihre Mühe bezahlt, denn Cael entspannte sich etwas und gab sogar selbst die eine oder andere amüsante Geschichten zum Besten. Eine brachte Niss derart zum Lachen, dass sie kaum noch Luft bekam und schließlich auch Cael ansteckte. Als sie sich wieder beruhigt hatten, taten Niss die Bauchmuskeln weh. Sie schloss die Augen, sog die Meeresluft ein und genoss diesen kostbaren Moment des Glücks.
    Doch Cael brachte sie abrupt in die Wirklichkeit zurück.
    »Kannst du dich diesmal an den Tiefen Traum erinnern?«
    Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand eine Ohrfeige verpasst. Dabei meinte Cael es nicht böse, das sah sie an seinem Blick. Es hatte bisher nur niemand gewagt, den Tiefen Traum zu erwähnen, selbst Bowbaq nicht, obwohl er ihr vermutlich am liebsten eine ordentliche Standpauke darüber gehalten hätte, wie gefährlich es für einen Erjak war, den Tiefen Geist eines anderen Lebewesens zu berühren. Auch Eryne, die ihr ein Stück weit in den Tiefen Traum gefolgt war, hatte kein Wort über ihren gemeinsamen Kampf diesseits des Lichts verloren.
    »Ich kann mich an fast nichts erinnern«, log Niss. »Es ist alles so verworren. Jedenfalls kommt es mir vor, als wäre ich furchtbar weit fort gewesen. Deshalb nenne ich diesen Zustand ja auch den Tiefen Traum.«
    »Aber hast du mitbekommen, was um dich herum vorging? Wie beim letzten Mal?«
    Niss antwortete nicht gleich. In ihrer Erinnerung sah sie, wie ihr Körper in Zuias Palast am Boden lag und ihre Gefährten gegen die Züu-Priester kämpften. Im nächsten Moment war sie von dem Licht angezogen und verschluckt worden, ohne sich dagegen wehren zu können.
    »Diesmal war es anders«, sagte sie. »Ab und zu bekam ich mit, wo ich war, aber immer kurz. Beim ersten Mal sah und hörte ich viel mehr von der Welt um mich herum. Diesmal war ich fast die ganze Zeit im Tiefen Traum gefangen.«
    »Aber du kannst nicht beschreiben, was er ist?«
    »Nein.« Niss dachte nicht gern an den Tiefen Traum und wollte schon gar nicht darüber reden. Je eher sie von etwas anderem sprachen, desto besser. »Warum interessiert dich das überhaupt?«, fragte sie.
    Nun war es an Cael, verlegen herumzudrucksen. »Na ja … Ich habe mich nur gefragt, ob … Ich wollte wissen, ob du wieder mein anderes Ich gesehen hast, oder besser gesagt seinen Geist, so wie damals in Lorelia. Als wir in Zuias Palast gegen die Priester kämpften, hatte ich nämlich wieder einen Anfall.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern, tut mir leid. Warum willst du …?«
     
    »Nur so«, fiel ihr Cael ins Wort. »Es hätte ja sein können, dass du noch einmal diese Vision hattest. Das hätte bestätigt, dass ich … Ach, egal.«
    Da Niss ebenfalls das Thema wechseln wollte, drang sie nicht weiter in ihn. Sie begriff auch gar nicht, was Cael von ihr wollte. Dass in Cael zwei Persönlichkeiten schlummerten, war allen an Bord bekannt.
    Erstaunlich war nur, dass sie seinen Geist in Lorelia hatte sehen können, obwohl er ein Gwelom trug. Aber schließlich war sie damals im

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