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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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war womöglich einfach zu alt, um Ähnlichkeiten mit noch existierenden Sprachen aufzuweisen.
    Doch er blieb hartnäckig. Zum hundertsten Mal starrte er auf das Bild des Mannes im Lotussitz, der ihn mittlerweile höhnisch anzugrinsen schien. Welchen Gegenstand oder Begriff hatte der Verfasser der Fibel mit diesem Bild erklären wollen? Was wollte er dem Leser sagen?
Im Grunde könnte es alles sein, außer vielleicht Wut,
dachte Amanon mürrisch.
Nervös ist dieser Kerl jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil.
    Plötzlich setzte er sich kerzengerade auf. Amanon beherrschte das Altitharische so perfekt, dass er bisweilen sogar in dieser Sprache dachte. Und das Wort für »nervös« enthielt die gesuchte Silbe! Das Gegenteil von nervös. Konnte das sein?
    Fieberhaft durchblätterte er das Buch nach weiteren Beispielen. Er stieß auf das Bild eines Bergs, unter dem eine Folge schwarzer Schriftzeichen stand. Weiter hinten fand er dieselben Zeichen unter dem Bild eines Zwergs, diesmal jedoch in Blau. Konnten sie »klein« bedeuten, das Gegenteil von »groß«?
    Vielleicht stand jede Farbe für einen ganz bestimmten Vorgang: Sie verkehrte ein Wort in sein Gegenteil, setzte es in die Mehrzahl oder die weibliche Form oder steigerte es. Wenn das stimmte, könnte das Wort »Baum«, wenn es nicht in Schwarz, sondern in Gelb geschrieben wurde, »Ast«, »Holz« oder »Wald« bedeuten. Jetzt musste Amanon nur noch herausfinden, welche Farbe welchem Vorgang entsprach.
    Während seine Gefährten beim Abendessen saßen, gelang es Amanon, drei Farben zu entschlüsseln. Das reichte aus, um eine erste Übersetzung der Texte zu versuchen.
    Die ganze Nacht brütete er über den Büchern und notierte fieberhaft Sätze, die Jahrhunderte vor seiner Geburt verfasst worden waren.
    Erst im Morgengrauen, als ihm immer wieder die Augen zufielen, ging er Cael wecken, der ihn verschlafen ansah.
    »In Ith gibt es eine Pforte«, sagte Amanon matt. »Nimm Kurs auf Itharien, wenn du aufstehst.«
    Cael nickte, während Amanon auf seine Koje sank und sofort einschlief. Im Traum spukten ihm wirre Bilder aus einer fernen Vergangenheit durch den Kopf.
    Zejabel und die anderen bestürmten Cael mit Fragen, aber er konnten ihnen auch nicht mehr sagen. Amanon würde ihnen sicher alles erklären, sobald er sich ausgeschlafen hätte. Natürlich gönnten sie dem Übersetzer die wohlverdiente Ruhe, auch wenn sie vor Neugier platzten. Als sie sich am Abend zuvor in ihre Kojen gelegt hatten, hatte er kein Sterbenswörtchen gesagt. Niemanden wunderte es, dass Amanon die ganze Nacht über den Büchern gesessen hatte, denn seine Aufgabe schien äußerst schwierig gewesen zu sein. Jetzt konnten sie es kaum erwarten, einen Blick auf seine Notizen zu werfen, aber Amanon verwahrte die Blätter in einer mit einem Riemen verschlossenen Ledermappe. Sie vermuteten, dass er die Übersetzung noch einmal überarbeiten oder ihnen selbst mitteilen wollte, was er herausgefunden hatte.
    Ihr neues Reiseziel nahmen die Freunde mit einer gewissen Unruhe auf. Vor allem Nolan empfand Beklemmung bei dem Gedanken, in die Stadt zurückzukehren, in der die K’lurier ihn fast zum Mörder gemacht hätten. Doch auch die anderen hatten nicht vergessen, dass die Dunkle Bruderschaft in Ith ihr Unwesen trieb und zahlreiche Anhänger Sombres die verwinkelten Gassen der Heiligen Stadt unsicher machten. Alle fragten sich, wie sie die Pforte finden sollten, welche Gefahren auf dem Weg dorthin auf sie lauerten und wie der Ewige Wächter aussehen mochte, der sie hütete. Andererseits klammerten sie sich an die Hoffnung, dass sie im Jal ihre Eltern wiederfinden und vielleicht mit ihnen gemeinsam gegen Sombre kämpfen würden.
    Um die Zeit auf dem Meer sinnvoll zu nutzen, schlug Zejabel Eryne vor, mit den Konzentrationsübungen weilerzumachen, mit deren Hilfe sie sich in den Zustand der Entsinnung versetzen konnte. Wider Erwarten war ihre Freundin alles andere als begeistert von der Idee.
    »Ich habe Angst, alles nur noch schlimmer zu machen«, erklärte Eryne. »Vielleicht hält die Wirkung meines Gweloms länger an, wenn ich aufhöre, meine Kräfte zu gebrauchen.«
    »Ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt«, widersprach Zejabel. »Deine Entwicklung hat begonnen und ist nicht mehr aufzuhalten. Deshalb halte ich es für das Beste, wenn du dich auf den Tag deiner Vollendung vorbereitest, und zwar so früh wie möglich.«
    Eryne antwortete nicht gleich, sondern fuhr sich geistesabwesend mit einer Bürste

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