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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Bowbaq das Wasserfass holte und es zu den Flüchtlingen hinunterließ. Amanon erzählte ihnen eine erfundene Geschichte über das angebliche Ziel ihrer Fahrt, und nachdem sie einander viel Glück gewünscht hatten, setzten beide Boote ihre Reise fort. Nolan sah der Galuppe noch lange nach. Falls es tatsächlich zum Krieg kam und die Lorelier in Goran einfielen, würde bald eine ganze Armada von Flüchtlingsbooten in See stechen. Außerdem stand zu befürchten, dass Itharien, das Matriarchat von Kaul und selbst Arkarien in die Feindseligkeiten verwickelt wurden. In Romin tobte ohnehin schon ein Bürgerkrieg, und bald würde der ganze Kontinent in Gewalt und Elend versinken. So würden die ältesten Kulturen der bekannten Welt geschwächt, wenn nicht gar zerstört. Aber vielleicht hatte Sombre genau das im Sinn.
    Nolan ging die anderen suchen, um ihnen von seinen Überlegungen zu berichten. Seine Freunde hatten sich unter Deck versammelt und sprachen bereits über die Neuigkeiten. Amanon runzelte besorgt die Stirn, Zejabel schlug vor, kehrtzumachen und Kurs auf die Fürstentümer zu nehmen, und Cael, Bowbaq und Keb diskutierten aufgeregt, wer den Krieg wohl gewinnen würde. Nolan wollte sich gerade in das Gespräch einmischen, als aus der Kajüte ein gellender Schrei ertönte, gefolgt von lautem Schluchzen.
    Eryne drückte Niss an ihre Brust, während ihr die Tränen in Strömen über die Wangen liefen. Sie schluchzte so heftig, dass sie kaum noch Luft bekam. So lange hatte sie verbissen darum gekämpft, das Mädchen zurück zuholen, und fast hätte ihre Kraft nicht gereicht … Aber jetzt war Niss da, und sie lebte! Als sie beide kurz nacheinander erwacht waren, hatte Eryne unwillkürlich aufgeschrien, so sehr hatte sie sich danach gesehnt, Niss’ Lider flattern zu sehen. Im nächsten Moment waren sie einander stumm in die Arme gefallen. Worte erübrigten sich. Sie wussten, was geschehen war, denn sie hatten es gemeinsam durchlebt. Das war alles, was zählte. Diese Erfahrung konnte ihnen niemand nehmen.
    Selbst als vor der Tür eilige Schritte ertönten, lösten sich die beiden nicht voneinander. Niss wandte nur den Kopf, um ihren Großvater anzusehen und ihren Freunden zuzulächeln, die sich hinter ihm durch die Tür drängten. Bowbaq brachte vor Glück kein Wort heraus. Er fiel auf die Knie, schlug sich die Hände vor den Mund, um einen Schluchzer zu ersticken, rutschte zu Eryne und Niss hinüber und drückte sie an sich. Auch die anderen lachten und strahlten um die Wette, umarmten sich erleichtert und vergossen die eine oder andere Träne. Alle waren überglücklich, dass sie keinen der Ihren auf der Insel Züia verloren hatten und Niss der Dämonin doch nicht zum Opfer gefallen war. Dieses Wunder – denn nichts anderes war es – gab ihnen im Angesicht der Gefahren, die vor ihnen lagen, neuen Mut.
    Nach einer Weile löste sich Niss sanft von Eryne und erwiderte Bowbaqs Umarmung, der sich aus Angst, den Zauber zu brechen, kaum zu rühren wagte. Eryne wiederum wandte sich ihren Freunden zu, vor allem Keb und Amanon, die sie voller Zärtlichkeit ansahen. Der Anblick der beiden Männer erinnerte sie wieder an ihre aussichtslose Lage. Sie schlug die Augen nieder und starrte auf ihren Bauch. Es war ihr zwar gelungen, Niss zurückzuholen, aber vielleicht hatte sie dem Mädchen nur einen kurzen Aufschub verschafft. Ihrer aller Leben wurde von dunklen Mächten bedroht, denen sie sich nicht gewachsen fühlte.
    »Wie geht es dir?«, fragte Bowbaq mit rauer Stimme.
    »Prima«, versicherte ihm Niss strahlend. »Ich … Ich bin wieder zurück! Schon zum zweiten Mal! Aber diesmal hat Eryne mir geholfen.« Sie warf Eryne einen dankbaren Blick zu.
    Sofort stand Eryne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ihre Freunde musterten sie ehrfurchtsvoll, ohne sich erklären zu können, was sie getan hatte.
    Bowbaq, der immer noch vor dem Bett kniete, murmelte: »Mein ewiger Dank ist dir sicher, Freundin Eryne!« Als reichte das nicht aus, beugte er vor ihr den Kopf, wobei er es vermied, sie zu berühren.
    Eryne starrte ihn entgeistert an. Verneigte er sich etwa vor ihr? Noch bevor sie etwas sagen konnte, kniete auch Nolan mit einem freundschaftlichen Zwinkern vor ihr nieder. Das war zu viel für sie. Womöglich würden die anderen dem Vorbild der beiden folgen.
    Sie dankte ihnen mit einem knappen Nicken, nahm all ihre Kraft zusammen und erhob sich von der Koje, die sie seit dem Vorabend nicht verlassen hatte. Vielleicht behandelten ihre

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