Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte
aufgenommen haben, denn in Amanons Rücken wurde es immer heißer. Ein Blick über die Schulter ließ ihn erschauern. Sie mussten schneller laufen, viel schneller! Ein wahrer Strom aus Feuer ergoss sich in den Krater und glitt geradewegs auf sie zu!
Seine Lungen brannten, seine Beine zitterten, aber er schaffte es bis zum Fuß des steil aufragenden Uferrands, dem letzten Hindernis. Amanon schnappte kurz nach Luft und machte sich dann als Letzter fieberhaft an den Aufstieg. Im hinteren Teil des Sees wogte inzwischen ein Meer von Schlangen, und immer neue sprangen in die wimmelnde, lodernde Masse. Amanon hatte hin und wieder das Gefühl, als leckten ihm Flammen um die Stiefel, aber er sah lieber nicht nach unten. Stattdessen brüllte er den anderen zu, noch schneller zu klettern, und zog sich selbst mit letzter Kraft an dem bröckeligen, schwarzen Gestein des Karu in die Höhe.
So fühlt sich also das Gwel an,
schoss es ihm durch den Kopf. Das übel riechende Material, aus dem die gesamte Unterwelt bestand … Nachdem er sich über den Rand des Abhangs gehievt hatte, ließ er sich zu Tode erschöpft auf den Boden fallen.
»Weg vom Ufer!«, rief Bowbaq. »Sie können bis hierher springen!«
Keuchend krochen alle bis zur Höhlenwand weiter. Dann lehnten sie sich an den Fels und sahen zu, wie sich der See mit Feuerschlangen füllte. Am liebsten hätte Amanon Eryne in die Arme genommen, aber er begnügte sich damit, sich neben sie zu setzen. Auch Nolan kauerte sich neben seine Schwester, während Bowbaq seine geliebte Enkeltochter an sich drückte, als wollte er sie vor den Undinen schützen. Nur Keb und Cael blieben stehen und starrten gedankenversunken in das wogende Flammenmeer.
Amanon wagte Cael kaum anzusehen. Vor nicht einmal einer Dezime hatte er ihn mit dem Schwert bedroht. Auch wenn er Eryne nur gegen den Dämon hatte verteidigen wollen, war er doch bereit gewesen, ihn zu erstechen – und seinen Cousin zu opfern. Und er hätte es ohne zu zögern getan, so tief war seine Verzweiflung gewesen. Dass er derart die Beherrschung verloren hatte, lastete schwer auf seinem Gewissen. Diesen Verrat würde er sich niemals verzeihen können, auch wenn der Junge ihm nichts nachzutragen schien.
Was der Dämon, der in Cael schlummerte, von ihm hielt, wusste Amanon hingegen nur zu genau.
Nach einer Weile schien der See nicht weiter anzuschwellen. Zejabel hatte wieder genug Kraft geschöpft, um aufzustehen, und begann sofort in dem Beutel zu wühlen, in dem sie ihre Elixiere aufbewahrte. Im Kampf gegen die Lemuren hatte sie zwar selbst zahlreiche Verletzungen davongetragen, wollte sich aber zuerst um Eryne kümmern. Ihre Freundin saß noch immer völlig verwirrt, ja verstört auf dem Boden und starrte die anderen an, als wären es Fremde.
»Lass mich deine Wunde verarzten«, sagte Zejabel sanft.
Obwohl Eryne die Furcht ins Gesicht geschrieben stand, ließ sie Zejabel gewähren, als sie ihr das Kleid aufknöpfte.
Das Gewand war blutverschmiert, ebenso wie das Nachthemd, das sie darunter trug, doch als die Zü den Stoff ein kleines Stück beiseite schob, war die Haut vollkommen unversehrt. Von einem Einstich keine Spur.
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Zejabel mit einem Lächeln.
»Ich nicht«, murmelte Keb, der ihr über die Schulter sah.
Zejabel wandte sich kurz zu dem Wallatten um. Anders als sonst hatte er weder spöttisch noch abschätzig gesprochen und zog auch keine Grimasse. Das Wunder, das die Erben erlebt hatten, schien ihn tief erschüttert zu haben.
Wahrscheinlich hat er erst jetzt begriffen, dass Eryne tatsächlich eine Göttin ist,
dachte Zejabel.
»Ich kümmere mich um die Verletzungen der anderen«, sagte sie zu Eryne. »Dann helfe ich dir beim Umziehen. Jemandem deines Rangs gebührt es nicht, schmutzige Kleidung zu tragen.«
Sie wartete auf eine Antwort oder wenigstens ein kurzes Nicken, doch die Unsterbliche starrte nur stumm und traurig vor sich hin. Vorsichtshalber blieb Zejabel in ihrer Nähe und wandte sich zunächst Amanon zu, der ihr die Hand hinstreckte. Nolan und Kebree, die sich ebenfalls ein wenig mit Heilkunde auskannten, kamen ihr zu Hilfe, und so waren bald sämtliche Wunden gereinigt und sorgfältig verbunden. In der Zwischenzeit hatten sich die meisten auch umgezogen, selbst Nolan, dem Emaz Irin mehrere Roben mitgegeben hatte. Ihre zerrissenen, blutgetränkten Kleider waren völlig unbrauchbar.
»Ich frage mich, was passiert, wenn ich diese Lumpen einfach ins Feuer schmeiße«,
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