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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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plötzlich unerwartete Hilfe bekam. Cael, der
wahre
Cael, vereinte seine Willenskraft mit ihrer. Genauso war es auch damals gewesen, erinnerte sie sich plötzlich. Darum also hatte sie von Anfang an das seltsame Gefühl gehabt, dass ihre beiden Schicksale miteinander verwoben waren.
    Niss konnte nicht sagen, ob sie gemeinsam wirklich stärker waren oder ob ihr das Eingreifen ihres Freundes einfach die nötige Zuversicht gab. Jedenfalls geriet der von Sombre geschaffene Geist unter dem zweifachen Druck allmählich ins Wanken. Als sie das dämonische Wesen weit genug zurückgedrängt hatten, um es nicht mehr fürchten zu müssen, zog sich auch Niss zurück, während Cael die Kontrolle über seinen Körper wiedergewann, den er wider seinen Willen mit einer Bestie teilte.
    So blickte Niss, als sie die Augen aufschlug, als Erstes in das aufgewühlte Gesicht ihres Freundes. Sie lag noch immer auf der Erde, und Cael hatte sanft ihren Kopf angehoben. Im nächsten Moment drückte er sie fest an sich. »Danke, danke«, stammelte er, »es tut mir so leid, bitte verzeih mir, bitte …« Als seine Gefühle ihn überwältigten, küsste er sie innig auf Wange und Lippen und nahm sie noch einmal in die Arme, als sei sie das Kostbarste, was er auf der Welt hatte. Niss wünschte, dass diese Liebkosungen niemals ein Ende nähmen, doch plötzlich sah sie Eryne inmitten der anderen stehen. Ihre Sinne mussten sie täuschen! Es war gekommen, wie sie befürchtet hatte, sie war wieder im Tiefen Traum versunken. Sie befand sich im Reich der Toten.
    »Der Wächter wird unruhig«, ließ sich Zejabel vernehmen. »Wenn er wegfliegt, wird sich die Pforte schließen. Das ist unsere einzige Chance.«
    Den meisten liefen Freudentränen übers Gesicht, aber niemand sprach ein Wort. Während sich Cael erhob, half Bowbaq seiner Enkelin auf. Wie betäubt sammelten sie ihre Bündel und Waffen ein und näherten sich der Pforte.
    Niss konnte ihr Glück nicht fassen. All ihre Freunde lebten, selbst Eryne. Was sie sah, war kein Traum.
    Und dieser Kuss war auch kein Traum,
dachte sie und berührte noch einmal sacht ihre Lippen, während sie durch die Pforte ins Karu trat.



Drittes Buch:
Der Ruf der Undinen
     
    Wie jeden Tag machte er sich auf den weiten Weg von der Höhle, in der sie schliefen, bis zum Rand des Felsvorsprungs, um ins Tal hinunterzusehen. Es war ein sinnloses Ritual, denn die Landschaft war immer gleich. Nicht einmal die Blätter der Bäume schienen sich je zu bewegen oder die Farbe zu wechseln. Man konnte sie zwar anfassen, ja sogar abreißen, doch kurz darauf nahm die Umgebung wieder ihre ursprüngliche Gestalt an. Sobald man nur einige Augenblicke lang in eine andere Richtung blickte, wuchsen die Blätter nach, das niedergetretene Gras richtete sich auf, und selbst die Luft behielt nicht den geringsten Hauch einer fremden Anwesenheit zurück. In gewisser Hinsicht schien hier kein Wandel möglich.
    Aber nur in gewisser Hinsicht. Er erinnerte sich noch gut an einen früheren Aufenthalt, rund zwanzig Jahre zuvor. Seit damals hatte sich das eine oder andere beinahe unmerklich verändert: Eine Baumgruppe hatte sich ein wenig gelichtet, ein Bächlein nahm nun einen etwas anderen Lauf. Man musste die Gärten schon über einen längeren Zeitraum hinweg erleben und ein scharfes Gedächtnis besitzen, um auf solche Kleinigkeiten aufmerksam zu werden. Und der Kaulaner hatte eine gute Beobachtungsgabe. Ihm wurde klar, dass die Landschaft nur auf Sterbliche unveränderlich wirkte. Betrachtete man sie aus dem Blickwinkel der Ewigkeit, so waren die Gärten in stetem Wandel begriffen.
    Auch dieser Tag schien nichts Neues zu bringen. Am Fuße der Berge und über die ausgedehnten Wiesen verstreut gaben sich die kleineren Kinder ihrer Lieblingsbeschäftigung hin: dem Schlaf. In der Ferne, für ihn gerade noch erkennbar, saß ein Mädchen im Jugendalter an einen Baum gelehnt und sann vor sich hin. Das war ein seltener Anblick, denn die älteren Kinder zeigten sich den Sterblichen beinahe nie. Seit seiner Ankunft hatte er erst drei oder vier von ihnen gesehen.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem gewaltigen steinernen Bogen zu, der das Tal überragte. Wie immer hoffte er, dort ein kleines Licht aufblitzen zu sehen, das sich rasch ausbreiten, den gesamten Raum unter dem Steinbogen einnehmen und schließlich den Blick auf eine ferne Landschaft freigeben würde. Doch der Hüter des Tals ließ sich nicht dazu verleiten, den Ausgang zu öffnen, zumindest

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