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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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die ältere Generation der Erben durch das Kam geführt. Mit der Hilfe des Zwergs waren Grigän, Corenn, Lana, Rey, Yan, Leti und Bowbaq vom Dara bis zum Flüstersee vorgedrungen. Ihre Kinder schlugen nun den umgekehrten Weg ein. Sie konnten nur hoffen, dass ihre Familien im Dara Zuflucht gefunden hatten, denn wenn auch sie in den Höhlen der Unterwelt umherirrten, würden sie sich wohl niemals finden.
    Bowbaq erinnerte sich dunkel an einige Hinweise des widerspenstigen Kobolds, und Corenns Aufzeichnungen erwiesen sich abermals als wertvolle Hilfe. Aus ihrem Tagebuch wussten die Erben, dass die Gänge rund um den Flüstersee weniger gefährlich waren als die weiter entfernt gelegenen Höhlen und Tunnel. Alles, was an Halbdämonen und böswilligen Geschöpfen im Kam kreuchte und fleuchte, hielt sich wohlweislich von den Undinen fern, und selbst die Lemuren und andere dunkle Kreaturen, die seit Anbeginn der Zeit in der Unterwelt heranwuchsen, schienen den Wächter des Karu zu fürchten. Dennoch beschlossen die Erben, sich ein kleines Stück vom Flüstersee zu entfernen, denn das unentwegte Zucken und Prasseln der Feuerschlangen machte sie nervös. Sobald sie genug Kraft gesammelt hatten, schulterten sie ihre Bündel und marschierten im Licht ihrer Laternen in den erstbesten Gang hinein.
    Vor allem Nolan war nicht böse darüber, dass sie dem Feuerkessel endlich den Rücken kehrten. Er zweifelte nicht daran, dass auch die anderen das knisternde Flüstern der Undinen vernahmen. Allerdings hatte er das Gefühl, einen Befehl herausgehört zu haben.
»Komm näher …«,
hatten die Undinen ihm immer und immer wieder zugezischelt.
    Dieser Ruf war so eindringlich gewesen, dass er kurz davor gewesen war, ihm zu folgen, und sei es nur, um die Schlangen endlich zum Schweigen zu bringen. Doch dann hatte er sich in Erinnerung gerufen, dass alle unheilvollen Prophezeiungen, die auf den Erben lasteten, von den Undinen ausgesprochen worden waren.
»Er wird groß und stark werden. Er wird der mächtigste Dämon sein, der unter den Sterblichen weilt. Er wird Tausende Menschen töten«,
hatten sie über Sombre gesagt, um dann fortzufahren:
»Für alle Zeiten wird ein einziger Sterblicher eine einzige Chance haben, ihn zu besiegen. Es wird einer eurer Nachkommen sein, und er wird der Erzfeind genannt werden. Von seinem Sieg hängt der Anbruch des Zeitalters der Harmonie ab.«
Jene wenigen Sätze, die vor beinahe einhundertfünfzig Jahren ausgesprochen worden waren, hatten Abertausenden von Menschen Tod und Verzweiflung gebracht. Sie waren der Grund für Saats Eroberungsfeldzug gewesen, und sie waren nun der Grund für den Angriff der Lorelier auf die Heilige Stadt. Und auch die Erben trugen seither eine schwere Bürde.
    Aus Angst vor der Verantwortung, die sie ihm auferlegen würden, widerstand Nolan dem Lockruf der Undinen. Doch zugleich bedauerte er, dass er damit eine kostbare Gelegenheit vergab, mehr über den Erzfeind in Erfahrung zu bringen. Die Prophezeiungen der Undinen waren viel verlässlicher als das Wissen, das Usul preisgab. Alles, was sie verkündeten, war unumstößlich und für alle Ewigkeit festgeschrieben. Der Ewige Wächter des Kam war das einzig wirklich allwissende Geschöpf der bekannten Welt. Wahrscheinlich hätte er ihnen sogar sagen können, wie der Kampf zwischen Sombre und dem Erzfeind ausgehen würde! Warum hatte er ihren Vorfahren nicht alles verraten? Den Grund kannte wohl nur er allein.
So haben die Sterblichen mich erschaffen,
hätte er vermutlich geantwortet.
    Dennoch wurde Nolan den Gedanken nicht los, dass er ihnen, der jüngsten Generation der Erben, vielleicht mehr offenbaren würde als ihren Eltern. War es nicht doch ein furchtbarer Fehler, den Flüstersee schon zu verlassen? Wäre es nicht seine Aufgabe, die anderen darauf aufmerksam zu machen? Da er sich einfach nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte, folgte er seinen Gefährten in die feuchtwarmen, modrigen Gänge, ohne seine Zweifel zu äußern.
    Sie bewegten sich mit äußerster Vorsicht voran. Trotz ihrer magischen Anhänger, die ihre Gegenwart zumindest teilweise verbargen, und der angeblichen Ungefährlichkeit dieses Teils des Labyrinths befürchteten die Erben, plötzlich die Fangzähne eines Ungeheuers aufblitzen zu sehen oder einem mörderischen Dämon zu begegnen. Die Verschnaufpause am Flüstersee war viel zu kurz gewesen, um sich von den Beschwernissen des vergangenen Tages und den Wunden des Kampfes gegen die Lemuren zu erholen,

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