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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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den Dämon in Cael zurückzudrängen, und da hatten sie und Cael ihre Willenskräfte vereint. Diesmal musste sie es allein mit der Macht einer Göttin aufnehmen. Wahrscheinlich würde sich Eryne unwillkürlich gegen den Zugriff auf ihren Geist wehren und so ihre eigene Rettung verhindern. Und selbst wenn es Niss tatsächlich wie durch ein Wunder gelingen sollte, in Erynes Gedanken einzudringen, hieß das noch lange nicht, dass sie ihre Entwicklung zur Göttin damit aufhalten konnte. Eryne würde weiterhin den Stimmen unzähliger Menschen lauschen, bis sich alle Bande, die sie noch an die Welt der Sterblichen fesselten, für immer lösten.
    Niss war die Einzige, die sich einigermaßen vorstellen konnte, was das für ein Gefühl sein musste. Zumindest vermutete sie das, denn als ihr eigener Geist damals in den Gärten umhergeirrt war, hatte er nach den Götterkindern gesucht – um sich in einem Unsterblichen aufzulösen. Auch das gehörte zu den Eigenheiten des Jal: Hier sammelten sich nicht nur die Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte der Menschen, sondern auch ihre Seelen, nachdem sie ihre sterbliche Hülle verlassen hatten, so wie es die Etheker geglaubt hatten. Folglich nährten sich die Götter und Dämonen nicht nur von den Gedanken der Lebenden, sondern auch von den Erinnerungen der Toten.
    Zu dieser Erkenntnis war Niss gekommen, als sie begriffen hatte, dass die Landschaft des Tiefen Traums nichts anderes war als die Gärten des Dara. In der allgemeinen Wiedersehensfreude hatte sie erst einmal nichts davon erzählt, und seit die Erben um Erynes Leben kämpften, traute sie sich nicht mehr, das Thema anzusprechen. Die Vorstellung, dass Eryne von den Geistern der Toten verfolgt wurde, hätte ihre Freunde sicher in noch tiefere Verzweiflung gestürzt. Niss wurde selbst ganz beklommen zumute, wenn sie daran dachte. Könnten sie Eryne doch nur dem Einfluss des Jal entziehen! Aber Nol der Seltsame hatte die Wahrheit gesagt. Er konnte nicht lügen, das widersprach seinem Wesen. Das Schicksal, das Eryne und ihrem Kind bevorstand, schien unwiderruflich.
    Zejabels Rückkehr riss Niss aus ihren Gedanken. Die Zü wirkte besonders mitgenommen, was angesichts der Freundschaft, die sie für Eryne empfand, nicht weiter verwunderlich war. Sie beantwortete die zaghaften Fragen der anderen mit einem gereizten Kopfschütteln und stapfte davon. Wie etliche vor ihr hatte sie offenbar das Bedürfnis, allein zu sein.
    Unter den übrigen Erben entstand eine gewisse Unruhe: Sie wollten Eryne nicht sich selbst überlassen und diskutierten hitzig, wer als Nächstes über sie wachen würde. Schließlich erhob sich Keb, der an einen Baum gelehnt dagesessen hatte, und marschierte auf die grasbewachsene Mulde zu, in die sie Eryne gebettet hatten.
    Niss hatte die Gelegenheit auch diesmal ungenutzt verstreichen lassen.
Ich muss meine Kräfte schonen, um meinen Plan in die Tat umsetzen zu können,
redete sie sich ein. Insgeheim ärgerte sie sich jedoch über ihre Feigheit. Ihr Vorhaben war ohnehin zum Scheitern verurteilt. Ihre Erjak-Kraft war zwar außergewöhnlich stark, aber gegen den Willen einer Unsterblichen würde sie nicht ankommen.
    Sie kam gerade wieder ins Grübeln, als sich ein lauter Klageschrei erhob. Sofort sprangen alle auf und rannten zu Keb und Eryne. Sie hatten eindeutig eine Frauenstimme gehört!
    Außer sich vor Freude sprintete Niss los, um als eine der Ersten bei ihrer Freundin zu sein. Im sanften Mondschein erkannte sie Kebree, der Eryne in den Armen hielt. Eryne hatte das Gesicht an der Schulter ihres einstigen Liebhabers vergraben und schien noch immer besinnungslos zu sein, und einen Augenblick später sah Niss auch, warum: In der Herzgegend färbten sich ihre Kleider rot!
    Keb legte den blutverschmierten Dolch aus der Hand und drückte Eryne zitternd an sich. Erst dann hob er den Kopf und sah die Erben, die ihn umringten, mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen an.
    »Das war der einzige Weg«, sagte er nur.
    Da erscholl ein bestialisches Gebrüll, und noch ehe Niss herumfahren konnte, stürzte sich Reyan wie ein wild gewordenes Raubtier auf Keb. Mit einem gewaltigen Satz sprang er hinter ihn und riss ihn so heftig an den Haaren, dass Keb Eryne loslassen musste. Dann schlug er ihm mit der Handkante gegen den Hals und trat mit den Füßen auf den am Boden Liegenden ein. Bowbaq hatte Niss erzählt, dass der Herzog früher einmal ein Straßengauner gewesen war. Die Schnelligkeit und Brutalität, mit der er auf

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