Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Wachen sonst noch abgelegt hatte.
Doch obwohl die Erben Eryne nicht von der Seite gewichen waren, hatten sie die durchwachte Nacht auch zu einem langen Gespräch genutzt. Nachdem Lana und Zejabel Eryne zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage aus einem blutverschmierten Kleid geholfen und ihr ein sauberes Gewand übergestreift hatten, waren die Erben zu einer längst überfälligen Besprechung zusammengekommen. Da niemand Müdigkeit verspürte, erzählten sie einander in aller Ausführlichkeit von ihren Abenteuern. Als der Morgen dämmerte, wussten die Älteren über alles Bescheid, was ihre Kinder und Bowbaq in den letzten Dekaden erlebt hatten.
Trotz ihrer Benommenheit bekam Eryne mit, dass jemand in klarem, unaufgeregtem Ton über längere Zeit hinweg sprach, ohne unterbrochen zu werden: Da sie Amanon als gewandten Redner kannten, hatten seine Gefährten ihm das Wort überlassen. Amanon war rücksichtsvoll genug, die Fehler oder Schwächen seiner Freunde zu verschweigen. So erwähnte er zum Beispiel nicht, dass Nolan einst zu den Anhängern K’lurs gehört hatte. Wenn er es seinen Eltern nicht selbst beichten wollte, würden seine Freunde das Geheimnis mit ins Grab nehmen. Ebenso wenig brachte Amanon zur Sprache, wie Keb ihn in Chebrees Palast verletzt hatte, als er die Königin nach ihrem hinterhältigen Verrat angreifen wollte. Stattdessen rühmte er die edle Entscheidung des Wallatten, sich seiner eigenen Mutter zu widersetzen und die Erben zu befreien, womit er ein für alle Mal bewiesen habe, dass er nichts mit seinem Vater, dem Hexer, gemein hatte.
In dieser Art ging es weiter. Amanon verschwieg, wie feindselig ihnen Zejabel auf der Insel Ji zunächst begegnet war, und hob dafür ihre außergewöhnliche Tapferkeit hervor. Wenn er von Caels Anfällen berichtete, stellte er seine Brutalität eher als hilfreich im Kampf gegen ihre Feinde dar.
So erschienen alle in seinem Bericht heldenhafter und kühner, als sie es in Wirklichkeit gewesen waren. Nur einen nahm er von seinem Lob aus: sich selbst. Doch diese Bescheidenheit konnte seine Zuhörer nicht täuschen. Allein die Tatsache, dass er die kleine Schar durch alle Gefahren hindurch ans Ziel geführt und es währenddessen auch noch geschafft hatte, die ethekischen Manuskripte zu entschlüsseln, zeugte von seinen Verdiensten.
Als die Sonne über dem Dara aufging, waren die meisten Fragen beantwortet. Nun wussten die Eltern der Gefährten von ihren zahlreichen Feinden: Sombre, Zuia, die Grauen Legionäre, die Anhänger der Dunklen Bruderschaft und – soweit sie es beurteilen konnten – Königin Chebree. Sie hatten erfahren, dass der Erzfeind laut Usuls Weissagung einer der Erben aus der jüngeren Generation sein werde, das Schicksal aber erst noch zwischen ihnen allen entscheiden müsse. Sie hatten die Frage besprochen, ob Saats Schwert ihnen einen entscheidenden Vorteil im Kampf gegen Sombre verschaffen könnte, und mit Schrecken die Ankündigung eines Verrats in ihren eigenen Reihen vernommen.
An dieser Stelle hatte Yan ihnen zwar ins Gedächtnis gerufen, dass sich Usuls Prophezeiungen nicht zwangsläufig erfüllen mussten, aber dennoch sorgte die Nachricht für einige Aufregung. Als Nolan zuletzt von der Vision erzählte, die ihm die Undinen offenbart hatten, schlug die allgemeine Sorge in Bestürzung um, denn alle wussten, dass es in diesem-Fall keinen Zweifel gab: In naher Zukunft würden die Erben unermessliches Leid erleben, wenn nicht gar die endgültige Niederlage.
Während Eryne allmählich zu sich kam und die letzten Überlegungen angestellt wurden, überfiel die meisten nun doch bleierne Müdigkeit. Alle mussten erst einmal in Ruhe über das Gehörte nachdenken, und der eine oder andere gähnte bereits.
Reyan und Leti streckten sich im Gras aus, um im Liegen weiterzugrübeln, und schlummerten alsbald ein, während sich unter den anderen kleine Grüppchen bildeten: Grigän beispielsweise wollte von Kebree wissen, wo Saats Schwert versteckt sein könnte und in welchem Zustand es sich befand, und da beide Männer ein aufbrausendes Temperament hatten, mischte sich Amanon beschwichtigend in ihr Gespräch ein. Corenn winkte Cael und Niss zu sich, um mehr über den inneren Kampf zu erfahren, bei dem die beiden mit vereinten Kräften die Stimme des Dämons zurückgedrängt hatten. Und Lana unterhielt sich mit ihrem Sohn darüber, wie sie Eurydis und die anderen gegen Sombre verbündeten Götter zum Handeln bewegen könnten.
Eryne sah von einer
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