Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
und führte von dort aus Überfälle auf die Krieger aus den umliegenden Reichen aus. Auch die Tuzeener waren solche unliebsamen Besetzer. Sie waren ins Dorf geschickt worden, um einen Aufstand gegen den Bund des Ostens zu verhindern, hatten sich aber wie eine plündernde Räuberbande verhalten.
»Wir haben keine Dezille lang an einen Verrat der Königin geglaubt«, schwor der Alte. »Es hieß, sie sei gezwungen gewesen, sich mit unseren Feinden zu verbünden, weil sie dich als Geisel genommen hätten. Ich freue mich sehr, dass du wohlbehalten zurückgekehrt bist, Herr.«
»Was ist mit Lyn’a?«, fragte Keb, dem die Anspannung immer noch anzumerken war. »Hat sie sich ebenfalls dem Widerstand angeschlossen?«
»Nein. Sie wohnt mit ihrer Familie im Palast, seit ein paar Dekaden schon. Deine Mutter hat sie zu sich geholt, noch bevor die Tuzeener kämen. Sie wollte sie sicher schützen.«
»Im Palast …«, murmelte Keb mit düsterer Miene.
»Warum schicken die Länder des Ostens ihre Heere ins Tal der Krieger?«, mischte sich Reyan ein. »Soll das etwa wieder ein Ablenkungsmanöver werden, während der eigentliche Vorstoß durch Saats Tunnel erfolgt?«
»Sombre will Goran an zwei Fronten angreifen«, sagte Corenn nachdenklich. »Von Süden die Lorelier, von Norden der Bund des Ostens. So nimmt er das Kaiserreich in die Zange.«
»Aber Goran hat die größte Streitmacht der bekannten Welt, ganz zu schweigen von den gewaltigen Festungsanlagen der goronischen Städte«, wandte Reyan ein. »So einfach wird er es auch auf diesem Wege nicht haben, es sei denn, er greift persönlich in den Krieg ein. Und warum hat er es eigentlich auf Goran abgesehen? Was hat er gegen das Kaiserreich?«
»Irgendwo muss er ja anfangen, wenn er die ganze Welt erobern will«, sagte Bowbaq achselzuckend.
»Über Loreliens Reichtümer kann er bereits frei verfügen«, meinte Yan. »Kommt dann noch Gorans militärische Stärke hinzu, beherrscht er im Grunde die gesamten Oberen Königreiche.«
»Außerdem hat Mishra in Goran besonders viele Anhänger, so wie die meisten Einwohner Iths Eurydis verehrten«, überlegte Nolan. »Vielleicht will Sombre seinen Feinden unter den Göttern schaden.«
»Oder er handelt aus Rache«, sagte Grigän. »Beim letzten Mal hat er eine bittere Niederlage erlitten. Jetzt will er die Sache zu Ende bringen.«
Zejabel verlor schnell das Interesse an dieser Diskussion, denn niemand, außer vielleicht Cael, konnte wissen, was den Dämon in Wahrheit antrieb. Stattdessen beobachtete sie Kebree. Seit er sich nach jener Lyn’a erkundigt hatte, schien er mit den Gedanken woanders zu sein. An Erynes neugieriger Miene erkannte die Zu, dass ihr das ebenfalls nicht entgangen war.
»Wie dem auch sei – für uns bedeutet das erst einmal, dass die wallattische Hauptstadt von feindlichen Kriegern überwacht wird«, bemerkte Amanon. »Das wird es noch schwieriger machen, unauffällig zum Palast zu gelangen.«
»Lasst das nur meine Sorge sein«, versprach Keb, der plötzlich wieder auf das Gespräch aufmerksam wurde.
»Wie ihr seht, steht mein Volk hinter mir. Ich bin sicher, dass ich ohne Schwierigkeiten zu meiner Mutter vordringen kann.«
»Hm«, machte Grigän und zog ein skeptisches Gesicht. »Aber bevor du uns das nächste Mal in einen Kampf führst, sag uns vorher Bescheid, damit wir uns darauf einstellen können.«
Der Wallatte setzte das schiefe Grinsen auf, das die jüngeren Erben so gut kannten, und bedeutete ihnen dann, ihm in das große Haus in der Ortsmitte zu folgen. Zejabel wartete, bis ihre Freunde an ihr vorbeigegangen waren, und hielt Eryne, die sie erstaunt ansah, am Arm zurück. Sobald die anderen außer Hörweite waren, wandte sie sich an den gleichmütigen Alten.
»Diese Lyn’a …«, sagte sie leise. »Wer ist das?«
Die Augen des Mannes funkelten verschmitzt, als er die Neugier der beiden jungen Frauen bemerkte. Dann verdüsterte sich sein Gesicht wieder. »Sie war eine Jugendliebe des Prinzen. Eine Weile sah man die beiden häufig zusammen. Doch irgendwann hat er sie verstoßen und ist seither nie wieder in unser Dorf zurückgekehrt – bis heute.«
Zejabel nickte ihm zum Dank zu, nahm die nachdenklich schweigende Eryne bei der Hand und folgte den anderen. Zumindest wussten sie jetzt, warum Keb so widerstrebend reagiert hatte, als von diesem Dorf die Rede gewesen war.
Zejabel hoffte nur, dass der Prinz nicht ausgerechnet im Palast seiner Mutter von seiner Vergangenheit eingeholt werden
Weitere Kostenlose Bücher