Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Menschenleben zu beklagen.
Dann berichteten die Wallatten von den Verfolgungen, denen all jene ausgesetzt waren, die sich weigerten, Sombre zu dienen. Die Tuzeener hatten sogar das eine oder andere Dorf, dessen Bewohner Widerstand leisteten, in Schutt und Asche gelegt. Nachdem sich Nolan ihre Geschichten über Schändungen, Verstümmelungen und andere Gräueltaten eine Weile angehört hatte, war es mit seiner Hochstimmung vorbei. Auch Kebs Miene verfinsterte sich immer mehr. Nichts an ihm erinnerte mehr an den betrunkenen Barbaren, der in der Herberge in Lorelia, in der sie sich zu Beginn ihrer Reise versteckt hatten, jeder Dirne nachgestiegen war. Mit der Würde und Besonnenheit eines Mannes von Rang schenkte er den Menschen, die so viel Leid erfahren hatten, seine ganze Aufmerksamkeit.
Spät am Abend drangen auf einmal neue Jubelrufe von der Straße an ihre Ohren. Sie eilten in die Dunkelheit hinaus und erlebten das Wiedersehen zwischen den Aufständischen und ihren Familien aus nächster Nähe: Rund zwanzig Männer waren im Schein einiger Fackeln ins Dorf zurückgekehrt und schlossen ihre Frauen, Eltern und Kinder in die Arme. Gerührt betrachtete Nolan die Szenen, die sich vor seinen Augen abspielten, und als Zejabel seine Hand drückte, lächelten sie einander glücklich zu. Dennoch entging ihm nicht, dass die erschöpften Männer ihre Waffen nicht aus der Hand zu legen wagten. Zwar war ihr Heimatdorf von den Tuzeenern befreit, aber außer Gefahr waren sie deswegen noch lange nicht.
Nach der freudigen Begrüßung versammelten sich die Aufständischen und traten mit ernsten Mienen und stolz erhobenen Häuptern vor ihren Prinzen. Einige knieten nieder, doch Keb zog sie sogleich wieder hoch und umarmte sie wie Brüder. Dann hießen die Wallatten auch die Erben auf diese Weise willkommen, allerdings nur die Männer. Als Leti lautstark gegen die ungleiche Behandlung protestierte, sorgte das für einige Lacher. Entgegen ihrer Gebräuche wandten sich die Rebellen daraufhin auch Zejabel, Eryne, Niss, Corenn, Lana und Leti zu und umarmten sie zum Dank.
»Dann ist es also wahr«, sagte ein kräftiger Wallatte mit triumphierendem Blick. »Als der Bote zu uns kam, wollte ich es zunächst kaum glauben. All unsere Feinde in einem einzigen Kampf geschlagen – und das unter der Führung unseres Prinzen!«
»Ihr wart in der Überzahl«, erwiderte Keb streng. »Warum habt ihr die Kerle nicht verjagt?«
Die Miene des Mannes verdüsterte sich schlagartig, und er sah halb zerknirscht, halb zornig zu Boden. »Du warst nicht hier, Herr«, sagte er dann freimütig. »Was hättest du getan, wenn deine Frau und deine Kinder als Geiseln genommen worden wären? In einem gerechten Kampf hätten wir die neunzehn Tuzeener wohl mit Leichtigkeit besiegt, das weiß ich so gut wie du. Aber gegen die fünfzig, die sie uns am nächsten Tag geschickt hätten, wären wir machtlos gewesen.«
Nolan nickte unwillkürlich. Darüber hatte er in den vergangenen Dekanten auch schon nachgedacht. Was würden die Heerführer des Ostens tun, wenn sie von dem Aufstand erfuhren? Wie sollten sich die Dorfbewohner gegen schwerbewaffnete Krieger verteidigen? Hätten die Erben gewusst, wie die Dinge in Wallatt lagen, hätten sie das Dorf wohlweislich gemieden …
»So schnell werden diese fünfzig nicht auftauchen«, wiegelte Keb ab. »Außerdem braucht ihr nur die Boten abzufangen.«
»Ja, aber wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte der Mann. »Bist du nicht hier, um uns zu befreien, Herr? Willst du uns wieder allein lassen, nachdem du den Zorn des Feindes auf uns gezogen hast?«
»Die B’ree haben ihr Volk noch nie im Stich gelassen«, sagte Keb entschlossen. »Und da werde auch ich keine Ausnahme machen.«
Bei dieser Antwort sahen sich die Erben beunruhigt an, doch sie wollten Keb vor seinen Untertanen nicht widersprechen.
»Nun kehrt zu den Euren zurück«, sagte er mit einem Lächeln. »Trinkt auf unseren Sieg, schlagt euch die Bäuche voll und kümmert euch um eure Frauen. Heute Abend sind wir Wallatten unter uns!«
Seine Aufforderung wurde mit lautem Hurra begrüßt, und wenig später verschwanden die Dorfbewohner in die umliegenden Straßen und Häuser. Kaum hatte sich die Menge zerstreut, platzte Grigän mit seinem Ärger heraus.
»Was sollte denn das? Findest du nicht, dass wir Wichtigeres zu tun haben? Wenn du diese Leute von den Tuzeenern befreien willst, hilf uns lieber, Sombre so schnell wie möglich das Handwerk zu legen!«
Keb sah
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