Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
alten Waffe umschloss.
Sichere Hand, fester Stand, wacher Geist,
hatte sie vor sich hingeflüstert und Yan dabei zugezwinkert.
Doch nun waren die Mienen ernst geworden. Die Erben bemühten sich, so unbefangen wie möglich zu wirken, aber wenn eine so bunt zusammengewürfelte Truppe wie aus heiterem Himmel aus dem Wald spaziert kam, erregte sie zwangsläufig Aufmerksamkeit. Schon von weitem hörten sie die Rufe der Dorfbewohner. Als sie die ersten Häuser passierten, erhob sich ein alter Mann, der auf einer Bank vor seinem Hof gesessen hatte, und starrte Kebree ungläubig an. Eine Frau, die gerade einen Korb flocht, ließ alles stehen und liegen und rief ihre Familie herbei. Wenig später waren alle Gassen des Dorfs von aufgeregtem Geschnatter erfüllt, während die Erben unter Kebs Führung stur weitermarschierten.
Cael schielte zu den Einheimischen hinüber, die sich entlang der Hauptstraße drängten, aber da er kein Wallattisch sprach, konnte er nicht verstehen, was sie einander zuriefen. Zu seiner Erleichterung sah er, dass einige ihren Prinzen verstohlen und doch ehrerbietig grüßten. Offenbar fiel auch Keb ein Stein vom Herzen, denn er nickte ihnen jedes Mal freudig zu. Dennoch blieb er nicht stehen, um mit seinen Untertanen zu reden, sondern ging geradewegs auf das größte Haus des Dorfs zu, das sich genau in der Ortsmitte befand.
Allmählich verwandelten sich die scheuen Grüße in immer lauteren Jubel. Wäre die Menschenmenge noch größer gewesen, hätte man es fast einen Triumphzug nennen können …
Allerdings wagten sich viele Dorfbewohner nicht aus ihren Häusern: Sie spähten vorsichtig aus den Fenstern oder blieben in ihren Gärten. Cael wunderte sich, weit und breit keine erwachsenen Männer zu sehen; zwischen den Frauen, Kindern und Jugendlichen drängten sich nur einige Greise.
Die Erben waren noch ein gutes Stück von dem Haus entfernt, als die Hochrufe plötzlich verstummten. Mütter brachten hastig ihre Kinder weg, Türen wurden zugeworfen und Vorhänge zugezogen. Keb blieb abrupt stehen, und als sich seine Freunde um ihn scharten, sahen sie, was die Leute so erschreckt hatte: Eine Bande Tuzeener marschierte auf sie zu.
Sie waren aus dem Gebäude getreten, auf das Kebree zugesteuert war, und kamen nun mit gemessenen Schritten, aber dennoch in unverhohlen drohender Formation die Straße herunter. Es waren große, breitschultrige Männer, deren Lederkluft mit Eisenteilen verstärkt war, und es sah ganz danach aus, als hätten sie diese Rüstung eigens angezogen, um den Fremden gegenüberzutreten. Zudem trug jeder von ihnen einen schweren Knüppel, der an einem Ende mit einer Lanzenspitze besetzt war und am anderen Ende in einer Kugel auslief, die an einen Morgenstern erinnerte. Cael überkam unbändige Lust, den widerlichen Kerlen mit ihren eigenen Waffen die Schädel einzuschlagen. Hastig suchte er den Blick seiner Freunde, um die Stimme, die sich in ihm zu regen begann, zum Schweigen zu bringen.
Kebree rührte sich nicht vom Fleck. Mit verschränkten Armen und hoch erhobenem Kopf ließ er die Männer, die er als die Erbfeinde der Wallatten betrachtete, auf sich zukommen. Grigän und Amanon hatten sich unwillkürlich neben ihn gestellt, als wären sie die persönlichen Leibwächter des Prinzen, doch die Tuzeener schien das nicht zu beeindrucken. Der Krieger, der die Truppe anführte, maß sie mit abschätzigem Blick und bellte dann in einer für Cael unverständlichen Sprache einen Befehl, der nicht minder feindselig wirkte. Die Erben beobachteten Keb nervös, aber er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Falls er sich zum Angriff bereitmachte, kam er nicht mehr dazu, ihn auszuführen, denn der Tuzeener ergriff wieder das Wort.
»Gebt uns Eure Waffen!«, befahl er, diesmal auf Itharisch.
»Warum?«, erwiderte Amanon. »Wir kommen nicht in feindlicher Absicht. Wir sind nur auf der Durchreise.«
»Königin Che’b’ree hat dieses Dorf unserem Schutz unterstellt«, fuhr der Mann ihn an. »Gehorcht, oder Ihr seid des Todes!«
»Du lügst, elendes Schwein.«
Kebs Worte durchschnitten die Stille wie ein Fallbeil, das auf den Richtblock niedersaust. Der Tuzeener lief vor Wut dunkelrot an und wandte ihm seine ganze Aufmerksamkeit zu. Cael sah gerade noch, wie sich seine Augen zu Schlitzen verengten, bevor Kebs Lowa dem Rohling das Gesicht zerschmetterte. Keb hatte seine Wut so lange zurückgehalten, dass er nun wie eine Furie auf seine Gegner losging.
Der Anführer war noch nicht zu Boden
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