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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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ersten Mal, und sie war selbst verwirrt darüber. Hatte das Jal ihre Weltsicht verändert? In so kurzer Zeit war das eigentlich unmöglich. Außerdem wusste sie insgeheim, was in Wahrheit dahintersteckte: Die Entdeckung der Liebe hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt.
    Seit sie und Nolan im Dara aus dem Bachbett geklettert waren, schwebte Zejabel im siebten Himmel. Vermutlich war sie die Einzige, die noch immer etwas von der Euphorie des Jal verspürte – vor allem dann, wenn Nolan ihr einen verliebten Blick zuwarf. Selbst der Kampf kam ihr zunächst fast unwirklich vor, fast, als würde sie ihn durch die Augen einer anderen erleben. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Schon beim ersten Schlagabtausch erwachten in der einstigen Kahati die alten Reflexe, denn ihr Lebenswille war seit dem berauschenden Erlebnis vom Vortag nur noch stärker. Als sie sah, mit welch kaltblütiger Grausamkeit ihre Gegner vorgingen, vergaß sie alle Bedenken und zielte auf die verwundbarsten Stellen ihrer Körper.
    Gleich darauf war klar, dass die Männer ohnehin dem Tod geweiht waren. Als nur noch sechs Tuzeener am Leben waren und bereit schienen, sich zu ergeben, strömten von überall her Dorfbewohner herbei und schrien dabei ihre ganze Wut hinaus: Frauen, Greise und ältere Kinder stürzten sich auf die letzten Überlebenden und lynchten sie gnadenlos. Während Kebree triumphierend zusah, verfolgten die übrigen Erben das Gemetzel mit Unbehagen. Dann setzten die Hochrufe wieder ein, deutlich lauter diesmal, und manche Wallatten stimmten Siegesgesänge an oder fielen einander in die Arme. Andere beugten sich über die Leichen ihrer Feinde und nahmen die eine oder andere zweifelhafte Trophäe an sich. Eine alte Frau küsste Zejabel die Hand und murmelte etwas Unverständliches, dann dankte sie den anderen Erben der Reihe nach auf die gleiche Weise. Auf einmal erscholl aus einem der größeren Häuser ein Jagdhorn, ein durchdringendes Signal aus vier Tönen, das von einem anderen, weiter entfernten Instrument erwidert wurde. Alle wechselten beunruhigte Blicke. Offenbar empfanden die Dorfbewohner den Tod der Tuzeener als Befreiung, die weit über den Sieg in einem kleinen Scharmützel hinausging.
    Als sich der Jubel etwas gelegt hatte, scharten sich die Wallatten um ihren Prinzen, den sie offenbar nicht nur dem Namen nach, sondern auch vom Sehen kannten. Keb hörte sich ihre Freudenbekundungen an und ließ sogar zu, dass einige vor ihm niederknieten und ihm die Hand küssten. Schließlich bedeutete er ihnen, sich zu beruhigen, und sah sich sorgenvoll um, bis er etwas abseits einen alten Mann entdeckte. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, und die Erben folgten ihm neugierig.
    »Dou’r, das musst du mir erklären. Was hatten diese Hunde hier zu suchen? Warum habt ihr sie nicht vertrieben?«
    Der grauhaarige Alte musterte den Prinzen mit unergründlicher Miene. Beim Anblick seiner vielen Narben, darunter eine, die von der Schläfe bis zum Kinn reichte, musste Zejabel unwillkürlich an die Schlacht am Blumenberg denken. Womöglich hatte er damals für Saat gekämpft und war von dem Hexer gezwungen worden, Sombre zu verehren.
    »Es tut mir leid, Herr, aber was der Tuzeener sagte, ist wahr. Deine Mutter hat sie geschickt.«
    »Du lügst! Das ist unmöglich!«
    Es war deutlich zu sehen, wie sehr Kebree sich beherrschen musste, um dem Greis nicht eine wütende Ohrfeige zu verpassen. Der Mann beeilte sich, ihm zu erklären, dass sich seit seiner Abreise im Königreich Wallalt vieles verändert hatte. Das lag vor allem daran, dass neuerdings wieder der Alten Religion gehuldigt wurde: Hunderte Menschen schworen plötzlich, den Dämon, der sie rund zwanzig Jahre zuvor zum Sieg hatte führen wollen, wiedergesehen zu haben. Der tuzeenische Kaiser und die Könige von Thalitt und der Solenischen Föderation behaupteten sogar, Sombre habe ihnen einen Besuch abgestattet, und es wurde gemunkelt, dass Chebree angesichts dieses neuen Bündnisses keine Wahl gehabt habe, als sich dem Dämon ebenfalls zu beugen. Daraufhin habe Sombre von den Herrschern des Ostens verlangt, ihre Heere in der Nähe des Tals der Krieger zusammenzuziehen, erklärte der Alte. Viele Wallatten hätten sich jedoch geweigert, dem Dämon noch einmal in eine Schlacht zu folgen, nachdem ihr Volk bei Saats Feldzug beinahe vollständig vernichtet worden war. Um dem Aufruf zu den Waffen zu entgehen, hatte ein Teil der Männer die Dörfer verlassen, versteckte sich in den Wäldern

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