Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
gesunken, da stürzte sich Keb schon auf den nächsten Tuzeener. Den anderen blieb nichts anderes übrig, als es ihm nachzutun. Grigän und Amanon zogen gleichzeitig ihre Krummschwerter, Bowbaq riss seine schwere Kaute in die Höhe, Nolan griff nach seinem Stockdegen, und Reyan und Zejabel zückten ihre Messer. Bis sich Cael dazu durchgerungen hatte, ein Stück zurückzutreten, um den Erwachsenen das Feld zu überlassen, hatten Keb und die beiden Ramgrith drei weitere Tuzeener getötet.
Den ersten Opfern folgten schnell die nächsten, als die Erben mit vereinten Kräften auf ihre Gegner losgingen. Mit offenem Mund sah Cael zu, wie seine Mutter einen Tuzeener nach dem anderen niedermähte. Er kam sich vor wie ein Zuschauer in einer Kampfarena: Leti wehrte die Lanzen der Männer mit einer raschen Drehung oder einem Fußtritt ab und nutzte die Blöße, die sich ihre Feinde dadurch gaben, sofort zu einem tödlichen Degenstoß, als wäre das Ganze ein Kinderspiel. Die anderen bewiesen ebensolches Geschick; keiner der Erben hatte bislang mehr als kleinere Kratzer davongetragen. Hatte der Aufenthalt im Jal sie etwa stärker und gewandter gemacht? Cael hatte nicht das Gefühl, sich sonderlich verändert zu haben. Ihm wurde nur zum allerersten Mal bewusst, wie sehr die Gefahren, die sie gemeinsam durchlebt hatten, die Erben gestählt hatten. Als er sah, mit welcher Leichtigkeit Reyan, Amanon und die anderen sich ihrer Gegner entledigten, begann er zu ahnen, wie groß Sombres Angst vor dem Erzfeind sein musste. Zusammen waren sie tatsächlich furchterregend.
Weder Saat noch den Züu, weder den Grauen Legionären noch den Anhängern der Dunklen Bruderschaft, ja nicht einmal den Lemuren aus dem Karu war es gelungen, auch nur einen von ihnen zu töten. Alle Versuche des Dämons, jene Menschen zu vernichten, die ihn einst zu dem alles entscheidenden Kampf herausfordern würden, waren gescheitert. Sie würden Sombre gegenübertreten, daran gab es für Cael nun keinen Zweifel mehr.
Blieb nur zu hoffen, dass die Begegnung anders ausgehen würde, als es Nolan in seiner Vision gesehen hatte.
Der Kampf gegen die Tuzeener lenkte Cael immerhin so weit ab, dass er seiner inneren Stimme widerstehen konnte. Auf einmal kam er sich regelrecht überflüssig vor. Er tröstete sich damit, dass er nicht der Einzige war, der sich in Sicherheit gebracht hatte: Auch seine Großtante Corenn, Eryne, Niss, Lana und sein Vater blieben auf Abstand. In diesem Moment fiel ihm auf, wie angespannt ihre Mienen waren.
Alle starrten konzentriert auf den Schauplatz des Gefechts. Nach einer Weile gelang es Cael, den Hergang mancher Zweikämpfe mit den Regungen auf ihren Gesichtern in Verbindung zu bringen. Corenn runzelte die Stirn, und ein Tuzeener ließ seine Waffe fallen, als hätte ihn der Schlag getroffen. Yan hob eine Augenbraue, und einer der Männer sank besinnungslos zu Boden. Dann sackte auch Niss in sich zusammen, woraufhin einer der Tuzeener auf seine Landsleute einzudreschen begann. Unterdessen flehte Emaz Lana ihre mächtigen Verbündeten aus dem Dara um Beistand an, während Eryne ihre göttlichen Kräfte nutzte, um die Schmerzen ihrer verwundeten Freunde zu lindern. Sie alle trugen mit ihren Fähigkeiten, ihrem Glauben oder ihrem Willen etwas zum Sieg bei – nur Cael war zur Untätigkeit verdammt.
Mit einem Mal fühlte er sich in die Zeit zurückversetzt, in der er im Großen Haus von Kaul zur Schule gegangen war. Er war noch ein halbes Kind, vielleicht gar eine Belastung für seine Gefährten. Dieser Gedanke machte ihm derart zu schaffen, dass er auf die Lanze eines erschlagenen Tuzeeners zusteuerte. Doch dann blieb er wie angewurzelt stehen: Plötzlich wuchs sein innerer Dämon so schnell wie ein Schatten in der Abenddämmerung. Beim ersten Tropfen Blut, den er vergoss, oder dem ersten Hieb, den er einsteckte, würde er den Kopf verlieren. Außerdem hatten seine Freunde keine Verstärkung mehr nötig. Die Schlacht war so gut wie vorbei.
Mit einem bitteren Geschmack im Mund stellte sich Cael wieder neben seinen Vater. Obwohl dieser Wunsch kindisch und vielleicht auch überheblich war, hätte er gern bewiesen, dass auch er tapfer sein konnte. Aus freien Stücken. Ohne auf Geheiß eines Dämons zu handeln.
Seltsamerweise zögerte Zejabel, die Barbaren, die sich auf sie stürzten, tödlich zu verwunden. Sie empfand den Tod als unverhältnismäßige Strafe, zumal die Tuzeener nicht zuerst angegriffen hatten. Solche Skrupel empfand sie zum
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