Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
sie vertrauen konnten, sowie sämtlicher Aufständischer und ihrer Unterstützer. Zuletzt vertraute er ihm einen Käfig mit zwei Brieftauben an.
    »Wir warten auf dein Zeichen, Herr«, sagte der Krieger. »Unser Volk hat genug gelitten. Wir sind bereit, für den Frieden zu kämpfen, und wenn wir dabei unser Leben lassen.«
    Keb umarmte ihn zum Dank, hob die Hand, um sich von den Dorfbewohnern zu verabschieden, und schwang sich ohne ein weiteres Wort in den Sattel. Niss und die anderen taten es ihm gleich. Sie hatten die Pferde der Tuzeener übernommen, da die Einheimischen die Tiere ohnehin verschwinden lassen mussten, um sich nicht verdächtig zu machen.
    Einige Dezillen später ließen die Erben die letzten Häuser des Dorfes hinter sich. Sie wussten, welche Hoffnungen nun auf ihnen ruhten. Eine Eskorte hatte Keb abgelehnt: Wahrscheinlich widerstrebte es ihm, die Männer so kurz nach ihrer Rückkehr von ihren Familien zu trennen. Zumal er nicht sicher sein konnte, ob in Wallos nicht noch viel schlimmere Feinde als die Tuzeener auf sie lauerten.
    Sie ritten eine ganze Weile dahin, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Amanon war froh darüber, denn jedes Zusammentreffen mit den Einheimischen, ob Freund oder Feind, würde ihnen sicher nur Scherereien machen. Vielleicht hatte der eine oder andere Bauer sie von seinem Feld aus beobachtet, oder sie waren von Räubern oder Aufständischen, die sich am Wegesrand versteckt hielten, gesehen worden – aber wenn dem so war, hüteten sich die Wallatten offenbar, den neunzehn Reitern entgegenzutreten. Die einst kleine Schar der Erben war zu einer regelrechten Truppe angewachsen, und mit Kebree, Grigän und Bowbaq ritten drei besonders einschüchternd wirkende Krieger vorweg.
    Schon zweimal hatten sie einen Umweg gemacht, um nicht noch ein Dorf durchqueren zu müssen. Keb hatte mit seiner Bemerkung, in dieser Gegend jeden Stein zu kennen, nicht übertrieben und führte sie zielsicher durch die Wälder. Amanon konnte nicht umhin, ihn zu bewundern. Seit dem Zwischenfall im ersten Dorf sah er ihn mit anderen Augen. Er hatte sich nie richtig vorstellen können, dass Keb tatsächlich ein Volk zu regieren vermochte, doch offenbar hatte er sich in ihm getäuscht. Vermutlich würde der Wallatte einen ebenso guten Vater abgeben wie Amanon selbst – und wenn er ehrlich war, passte ihm dieser Gedanke gar nicht.
    Um seine Eifersucht zu vergessen, spähte er angestrengt in den Wald und spitzte bei jedem noch so harmlos wirkenden Geräusch die Ohren. Noch angespannter war er jedoch, wenn sie über freies Gelände ritten: Manchmal erstreckten sich Wiesen, Äcker und felsige Brachflächen über mehrere Meilen, bevor die Erben wieder in einen Wald eintauchen konnten, der sie vor fremden Blicken schützte. Je näher sie dem Rideau-Gebirge kamen, desto weniger Bäume wuchsen auf der kargen Erde.
    Immer wieder hob Amanon den Blick zu der fernen Bergkette, die sich nach Norden und Süden über den gesamten Horizont erstreckte. Es hieß, die meisten dieser Gipfel seien noch nie erklommen worden. Jetzt, wo er sie mit eigenen Augen sah, verstand er, warum. Er fragte sich, hinter welchen dieser schroffen Felswände sich wohl das Jal verbergen mochte. Der Glaube der Etheker, davon war er mittlerweile überzeugt, musste stark genug gewesen sein, um jenes abgelegene Tal zu verändern. Irgendwo dort oben, wo alles von ewigem Schnee verhüllt war, hatte die schiere Gedankenkraft der Menschen einen blühenden Garten entstehen lassen – und darunter die finsteren Höhlen und Gänge des Karu, jene Unterwelt, die in den Tiefen des Gebirges irgendwo zwischen den Katakomben der Heiligen Stadt und Saats Tunnel lag. Wer den Mut aufbrachte, diesen unterirdischen Gang zu betreten, in dem Tausende Sklaven umgekommen waren, der konnte innerhalb weniger Dekanten zu Fuß nach Ith gelangen.
    Die Erben hatten noch nicht besprochen, wohin ihre Reise nach dem Besuch in Chebrees Palast gehen würde, schließlich mussten sie sich erst einmal das Schwert beschaffen. Amanon sah jedenfalls keinen Grund, länger als nötig auf dieser Seite des Rideau zu bleiben, mitten im Feindesland und unter Menschen, deren Sprache nicht einmal er beherrschte. Also würden sie wohl in die Oberen Königreiche zurückkehren …
    Jedes Mal, wenn ihm dieser Gedanke kam, blickte er zu den Bergen hinauf und überlegte, ob der Tunnel nach über zwanzig Jahren wohl noch gangbar war.
    Zum Glück war es bis zu ihrem gegenwärtigen Ziel nicht mehr weit.

Weitere Kostenlose Bücher