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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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ebenfalls alle erwachsenen Männer dem Widerstand angeschlossen?
    Genauso denkbar war, dass sie den bei einer größeren Ansammlung von Soldaten unvermeidlichen Streitereien zwischen Kriegern zum Opfer gefallen waren. Für die Erben war es ein Glück, dass man vor kurzem damit begonnen hatte, die Truppen im Norden der Stadt zusammenzuziehen, denn so war es im Innern der Stadt geradezu beängstigend ruhig. Wären die Straßen voller grölender, kampflustiger Soldaten gewesen, hätten sie es bei weitem nicht so einfach gehabt, unbehelligt zum Palast zu kommen.
    Einige Meilen vor Wallos hatte Grigän halbherzig vorgeschlagen, Keb nur mit einer kleinen Eskorte loszuschicken, während die anderen vor den Toren der Stadt warteten. Aber nachdem vor allem Leti, Reyan und Zejabel lauthals protestiert hatten, war er schnell davon abgerückt. Jeder hatte einen Verwandten oder Freund, von dem er sich nicht trennen wollte, und außerdem waren alle viel zu neugierig, um auf einen Besuch in der Stadt zu verzichten.
    Eryne bereute es jedenfalls nicht, das Wagnis auf sich genommen zu haben. Andererseits wusste sie, dass sie ihre Freunde damit in Gefahr brachte, denn wenn sich Sombre in der Nähe befand, würde er sie, die künftige Göttin, mit Leichtigkeit aufspüren können. Doch wie sie von Nol gehört hatten, hielt sich der Dämon zurzeit in Lorelia auf, und sie hätte es einfach nicht ertragen, allein zurückzubleiben. Zumal sie darauf brannte, jene Lyn’a zu sehen, der einmal Kebs Herz gehört hatte, so kindisch und selbstsüchtig dieser Wunsch auch sein mochte.
    Eigentlich gab es keinen Grund, auf die Frau eifersüchtig zu sein – schließlich halle sich Keb schon vor einigen Jahren von ihr getrennt. Aber Eryne war nicht entgangen, wie besorgt er sich nach dem Kampf gegen die Tuzeener nach seiner Jugendliebe erkundigt hatte. Offenbar hing er immer noch sehr an ihr.
    Ebenso wenig konnte sie die harten Worte vergessen, mit denen Keb ihr im Jal zu verstehen gegeben hatte, dass er keine gemeinsame Zukunft für sie beide sah. Seither hatte er ihr keine Komplimente mehr gemacht, ihr kein einziges Mal sein verführerisches Lächeln geschenkt und auf zweideutige Bemerkungen oder neckische Blicke verzichtet. Natürlich schmerzte es Eryne, dass er ihr die kalte Schulter zeigte, aber viel mehr noch quälte sie der Gedanke an die Zukunft – wenn den Erben eine solche überhaupt vergönnt war. Was wäre, wenn das Kind, das sie unter dem Herzen trug, eher einem Wallatten als einem Ramgrith gleichen würde? Hätte sie den Mut, Keb eine solche Nachricht zu überbringen? Und wie würde der Mann, der dann vielleicht an ihrer Seite lebte, damit umgehen?
    Bei diesem Gedanken blickte sie unwillkürlich zu Amanon, der an der Spitze der Schar ritt. Nun, da sich Keb gewissermaßen von ihr losgesagt hatte, hätte ihr eigentlich eine Last von der Seele genommen sein müssen. Es stand ihr frei, auf Amanon zuzugehen und offen über ihre Gefühle für ihn zu sprechen, die sie so lange verborgen hatte … Aber sie konnte es nicht.
    Die Bürde, die auf den Schultern der Erben ruhte, war schon schwer genug. Sie durfte jetzt nicht an ihr eigenes Glück denken – dazu war die Zukunft viel zu ungewiss. Eines Tages würde sie die Welt der Menschen ohnehin verlassen müssen, ob sie nun wollte oder nicht. Also ritt sie weiter schweigend durch die trübsinnige Stadt und dachte wehmütig an jene Nacht auf dem Heuboden einer Herberge zurück. Eine Nacht, wie sie sie wohl nie wieder erleben würde.
    »Ist das nicht viel zu auffällig?«, flüsterte Nolan und sah sich nervös um.
    Zusammen mit Yan und Rey ritt er soeben zum zweiten Mal an Chebrees Palast vorbei. Die drei sahen harmlos genug aus, um die Gegend auszukundschaften, ohne die Wachen misstrauisch zu machen. Doch diese Rechnung schien nicht aufzugehen, denn die beiden Männer, die am Haupttor der äußeren Mauer postiert waren, schauten für Nolans Geschmack ein wenig zu oft in ihre Richtung. Welcher Soldat hätte sich auch nicht gewundert, eine Gruppe Fremder in der Nähe des Königspalasts umherstreifen zu sehen, noch dazu in diesen unsicheren Zeiten? Nolan hatte sein Priestergewand zwar abgelegt, nachdem sie das Jal verlassen hatten, aber dass er kein Einheimischer war, merkte man ihm dennoch an.
    Zum Glück beschloss Yan, ihren Erkundungsritt nicht noch weiter auszudehnen, und so machten sie kehrt, ohne ihre innere Anspannung zu verraten, und begaben sich wieder zu den anderen, die zwei Straßen

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