Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
zu tun, wäre er wohl weich geworden. Schließlich konnten sie die Zü auch nicht mitnehmen. Zejabel war jedoch klug genug, sich nicht aufzudrängen, und respektierte seine Entscheidung.
»Wenn sie nicht in einer Dezime wieder hier sind, stürme ich den Palast«, sagte Reyan. Die Warnung war eindeutig an Keb gerichtet.
Der nickte langsam. Es machte ihm sichtlich zu schaffen, sich womöglich zwischen der Liebe für sein Land und seiner Freundschaft zu den Erben entscheiden zu müssen.
Sie konnten nur hoffen, dass es nicht zu einer Zerreißprobe kommen würde.
»Also, worauf warten wir noch?«, sagte Lana munter.
»Deine Waffe lässt du besser hier, Nolan. Das macht keinen besonders guten Eindruck.«
Der Maz drückte Amanon seinen Stockdegen in die Hand und eilte Lana hinterher, die schon in Richtung Palast losmarschiert war, nachdem sie Rey einen Kuss auf die Lippen gedrückt und den anderen zum Abschied zugewinkt hatte. Es schien ihr überhaupt nichts auszumachen, ihrer einstigen Todfeindin gegenüberzutreten!
»Eurydis hält ihre schützende Hand über uns«, beruhigte sie ihn. »Es wird alles gutgehen.«
Nolan nickte, doch als sie um die nächste Ecke bogen und die anderen Erben ihrem Blick entschwanden, krampfte sich sein Magen zusammen. Vielleicht hätte er seine Mutter noch einmal daran erinnern sollen, wie heimtückisch die wallattische Königin sie bei ihrer Begegnung in Goran in die Falle gelockt hatte. Vielleicht hätte er darauf hinweisen sollen, dass sie ihre Gefangenen dem Lemuren der Dunklen Bruderschaft ausgeliefert hatte, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber dafür war es jetzt wohl zu spät. Während er noch mit sich haderte, schritt Lana seelenruhig auf das Tor in der Festungsmauer zu. Warum konnte er nicht ebenso auf die Göttin der Weisheit vertrauen wie sie?
Ich bin einfach zu schwach,
hielt er sich vor und dachte an die Zeit zurück, in der er mit den K’luriern gemeinsame Sache gemacht hatte. Im Angesicht der Gefahr wäre er ihr keine große Hilfe …
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er Lana mit den Wachen sprechen hörte. Sie konnten von Glück sagen, dass einer der Männer wenigstens ein paar Brocken Itharisch verstand. Dennoch bezweifelte Nolan, dass man sie einlassen würde. Als er schon fast hoffte, die Wachen würden sie abweisen, stiefelte einer der Soldaten auf Lanas Bitte davon, um seinen Hauptmann zu verständigen. Sie hatte ihm eins der Gwelome aus dem Jal in die Hand gedrückt und versichert, die Königin werde sich über den Besuch und das kostbare Geschenk freuen. Damit hatte sie offenbar seine Neugier geweckt.
Die folgenden Dezillen kamen Nolan entsetzlich lang vor. Jeden Augenblick rechnete er damit, plötzlich von einem Trupp Soldaten oder gar von einem Lemuren angegriffen zu werden. Immer wieder blickte er ängstlich die Straße hinunter, doch als er tatsächlich seinen Vater um die Ecke spähen sah, beruhigte ihn das nur wenig.
Noch ist Zeit, vielleicht sollten wir besser fliehen … Nichts wie zu den Pferden und weg aus dieser unseligen Stadt
…
Die Rückkehr des Wachmanns machte seinen Fluchtgedanken ein Ende. Der Mann war allein und hielt das Gwelom nicht mehr in Händen, aber das musste nichts heißen! Als er ihnen bedeutete, ihm ins Innere des Palasts zu folgen, gab es kein Zurück mehr. Nun nahm das Schicksal seinen Lauf …
Nolan bemühte sich, ebenso unerschütterlich au wirken wie Lana, und betete darum, sie nicht in der nächsten Dezille sterben sehen zu müssen.
Doch sie schritten durch das Tor und überquerten den Innenhof, ohne dass sich eine Horde bewaffneter Krieger aus der angrenzenden Baracke auf sie stürzte, und auch nachdem sie den Palast betreten hatten, blieb alles still. Der Wachmann wies sie in einen Salon, der offenbar dem Empfang von Gästen diente, und machte dann wortlos kehrt.
Nolan und Lana kamen nicht mehr dazu, sich auf eines der großen Kissen zu setzen, die überall im Raum verteilt waren. An der Wand neben ihnen klickte es plötzlich, und zu ihrer Verblüffung öffnete sich gleich darauf eine Geheimtür, hinter der die wallattische Königin zum Vorschein kam – in der einen Hand das Gwelom, in der anderen eine drohend erhobene Lowa!
»Wo … ist … mein … Sohn?«,
herrschte sie ihre Besucher an.
»Er lebt«, versicherte Lana ungerührt. »Es geht ihm gut. Und seine Liebe zu Euch ist ungebrochen.«
Daraufhin nahm die Miene der Königin einen so erleichterten, ja glücklichen Ausdruck an, dass es keinen Zweifel an der
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