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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Aufrichtigkeit ihrer Gefühle geben konnte. Sie ließ die Waffe sinken und schenkte ihrer einstigen Feindin ein zaghaftes Lächeln.
    Nolan warf seiner Mutter einen bewundernden Blick zu. Chebree von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten, war eine bessere Idee gewesen als der raffinierteste Schlachtplan der Welt. »Keb wartet ganz in der Nähe«, fügte er hinzu. »Wir sind alle hier.«
    Chebrees Gesicht hellte sich noch mehr auf, doch dann schlug ihre Freude in Besorgnis um. »Niemand darf Euch sehen«, sagte sie mit gerunzelter Stirn. »Geht sie holen. Und beeilt Euch!«
    Das ließ sich Nolan nicht zweimal sagen. Da er seine Mutter nicht mit der Königin allein lassen wollte, zog er sie an der Hand fort.
    Chebrees Angst hatte ihn angesteckt: Er meinte schon, Sombres Blick im Rücken zu spüren.
    Cael erging es nicht anders als seinen Gefährten: Nachdem er zunächst froh über die Rückkehr der beiden Lorelier gewesen war, wich seine Erleichterung rasch dem Misstrauen. Was hatte Chebree im Sinn? Würde sie die Erben nicht doch wieder in eine Falle locken? Obwohl Lana, Nolan und Keb ihnen versicherten, dass sie nichts zu befürchten hatten, blieben die anderen auf der Hut, als sie sich der jahrhundertealten Festungsmauer der königlichen Residenz näherten. Dass sie ihre Pferde auf dem Markt hatten zurücklassen müssen, trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Doch da Chebree ihre Besucher unbemerkt in den Palast schleusen wollte, hielten sie es nicht für ratsam, den Stallmeister mit einer ganzen Herde von Pferden zu überrumpeln.
    Sie befanden sich wieder einmal in einer heiklen Lage, und wie so oft in solchen Momenten prägte sich jede Einzelheit in Caels Gedächtnis ein. So würde er die grob behauenen Steine der ersten Festungsmauer, die Bowbaq nur um wenige Fingerbreit überragte, sicher nie vergessen, ebenso wenig wie den verwilderten Park, den kein Gärtner zu pflegen schien. Chebrees Burg kam seinem Bild von einer königlichen Residenz schon näher, auch wenn er bei weitem nicht so prachtvoll war wie die Herrscherpaläste in Lorelia, Goran und auf der Insel Zuia. Mit seinen dicken Mauern und schmalen Fenstern wirkte sie wie eine alte Festung, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgebessert, vergrößert und mit Wällen und Mauern umgeben worden war, bis sie schließlich als steinernes Symbol für das raue Barbarentum und den Stolz der wallattischen Könige in den Himmel ragte.
    Cael musterte die Gesichter seiner Freunde. Keb runzelte ungeduldig die Stirn und konnte es offenkundig kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Die Mienen der anderen hingegen verrieten ihre Anspannung: Die jüngeren Erben erinnerten sich noch gut an den Verrat der Königin in Goran, und die Älteren hatten sie als Saats Geliebte kennengelernt.
    Der Wachmann, der sie in den Palast geleitete, öffnete ihnen die Tür zu einem mit Kissen ausgelegten Zimmer, in dem die Königin auf sie wartete. Trotz der Erschöpfung, die ihr ins Gesicht geschrieben stand, war ihre Haltung aufrecht und stolz. Keb musste sich gedulden, bis der Soldat die Tür geschlossen hatte. Erst dann schlug er die Kapuze zurück, die sein Gesicht bedeckte, und kniete vor der Königin nieder.
    Chebree zog ihn gleich wieder auf die Füße und umarmte ihn stürmisch. Keb erwiderte ihre Begrüßung liebevoll, ohne sich zu schämen, vor den anderen Gefühle zu zeigen. Grigän presste zwar die Lippen aufeinander, als Mutter und Sohn einige leise Worte auf Wallattisch wechselten, aber Cael bezweifelte nicht, dass sie einander nur ihre Wiedersehensfreude versicherten. Selbst nachdem sich Keb aus Chebrees Armen gelöst hatte, blieben sie Seite an Seite stehen.
    Die Erben warteten unterdessen am anderen Ende des Salons und versuchten, ihre Verlegenheit zu verbergen. Cael selbst war zwischen widerstreitenden Gefühlen hin- und hergerissen: Einerseits dachte er mit Grauen daran, dass diese Frau sie bei ihrer letzten Begegnung heimtückisch verraten hatte und nun mit Sombre verbündet war – andererseits erinnerte sie ihn beinahe an Leti, obgleich sie etwas älter war. Hinter der Fassade der unerbittlichen und unversöhnlichen Barbarenkönigin verbarg sich letztlich doch nur eine liebende Mutter, die sich um ihren Sohn sorgte. Dafür konnte man niemanden hassen.
    »Ich habe nur wenig Zeit«, sagte sie, ohne ihre Gäste zu begrüßen. »Ich breche morgen zum Tal der Krieger auf.«
    »Was, du auch?«, fragte Keb verblüfft und ohne einen Hehl aus seiner Missbilligung zu

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