Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

von Dämonisten unterwandert. Es würde Messen zu Sombres Ehren geben, mit Zehntausenden Gläubigen, die nicht erkannten, dass sie in Wirklichkeit zu einem Dämon beteten. Und Sombre würde sich für alle Zeiten zum Herrscher über die Welt aufschwingen.
    »So etwas ist leichter gesagt als getan«, sagte Nolan tonlos.
    »Es ist bereits in vollem Gange«, widersprach die Königin. »Seit die Tempel der Heiligen Stadt geschleift worden sind, haben die großen Religionen an Einfluss verloren, und die Lorelier haben schon so hohe Verluste erlitten, dass sie sich von den Alten Göttern verlassen wähnen. Seit die Goroner zum Gegenangriff übergegangen sind, fühlen sie sich so bedroht, dass sie sich scharenweise in einen neuen Glauben flüchten, und die Dunkle Bruderschaft nutzt das schamlos aus. Die dämonistischen Sekten, die mit Sombre im Bund stehen, sind schon lange vor der goronischen Rückeroberung aus Ith ausgeschwärmt und breiten sich nun überall aus. Der Dämon und seine Mitstreiter haben mittlerweile Tausende Anhänger, die sie um Schutz anflehen!«
    »Das wird nicht reichen«, meinte Leti. »Man kann das Weltbild eines ganzen Volkes doch nicht von einem Tag auf den anderen ändern. Nur ein Wunder könnte so etwas bewirken.«
    »Und es wird ein Wunder geben«, sagte Chebree hart.
    Wieder trat beklommenes Schweigen ein. Als Cael sah, wie fest die Königin ihren Anhänger umklammert hielt, hätte er beinahe nach seinem eigenen Amulett gegriffen. Dabei nützte ihm das gar nichts, das wusste er genau.
    »Wie meinst du das?«, fragte Keb schließlich.
    »Die letzte Phase des Plans ist angelaufen. Als die Goroner zum Gegenangriff übergegangen waren und den Loreliern das Wasser bis zum Hals stand, gab Agenor ihr Bündnis mit den Ländern des Ostens bekannt. Unser erstes Heer marschierte im Tal der Krieger auf, und das Kaiserreich musste einen Teil seiner Truppen von der Südfront abziehen, um sich zu verteidigen. So ist das Kräfteverhältnis in diesem Krieg wieder ausgeglichen. Außerdem hat unser Eingreifen dazu geführt, dass die Lorelier plötzlich große Sympathien für die Länder des Ostens und den dort verbreiteten Glauben hegen. Das hat es der Dunklen Bruderschaft sehr viel leichter gemacht, die Lorelier zur Alten Religion zu bekehren. Die Dämonisten verkünden allerorten, dass all jene, die zum Gott der Barbaren beten, zu den Siegern gehören werden. Und so wird es auch kommen.«
    »Sombre wird höchstpersönlich erscheinen und den Krieg beenden«, sagte Amanon nachdenklich. »Die Dunkle Bruderschaft wird die Kunde natürlich eifrig verbreiten, und Agenor braucht nur noch ihren Thron für den Dämon zu räumen. Und die Lorelier werden ihn sogar bejubeln!«
    »Es kommt noch viel schlimmer«, erklärte Chebree. »Agenor will die Menschen nachhaltig erschüttern. Die Nachricht von Sombres Herrschaft soll bis nach Jezeba, Wfal und den äußersten Norden Arkariens vordringen. Deswegen wird Sombre nicht allein in die Schlacht ziehen, sondern an der Spitze eines ganzen Heers aus Dämonen.«
    Amanon hatte das Gefühl, als tue sich der Boden unter ihm auf. Deshalb glaubte Chebree also nicht, dass sie noch eine Chance hatten, Sombre zu besiegen. Selbst der Erzfeind war machtlos, wenn er zunächst gegen Hunderte, vielleicht sogar Tausende Ungeheuer kämpfen musste. Warum hatten sie die Gefahr nicht vorhergesehen? Der Dämon hatte oft genug bewiesen, dass er sich treue Diener zu erschaffen wusste. Schließlich hatte er auch versucht, Cael mit seinen Einflüsterungen gefügig zu machen.
    »Aber wie … wie …«, stammelte Bowbaq.
    »Er holt die Kreaturen aus dem Gebirge. Dort, wo Saat seinen Tunnel gegraben hat. Und sie sind ihm bedingungslos ergeben. Einem dieser Dämonen seid Ihr schon einmal begegnet. In Goran«, murmelte sie und schlug die Augen nieder.
    »Wieviele sind es?«, fragte Grigän ungeduldig. »Wo rotten sie sich zusammen? Und wohin wollen sie?«
    »Nach Ith. Sie werden aus den Katakomben in die Stadt einfallen, wie damals Saats Krieger. Dann werden sie den Alt entlang nach Goran stürmen. Nichts und niemand kann sie aufhalten.«
    Bei dem Gedanken, dass ein Heer von Affendämonen das Große Kaiserreich überfallen würde, drehte sich Amanon der Magen um. Ein solches Blutbad hätte die Welt noch nicht gesehen: Mithilfe der Lemuren konnte Sombre die Goroner bis auf den letzten Mann vernichten, wenn ihm der Sinn danach stand. Aber gewiss würde er einige am Leben lassen, wenn sie ihm dafür