Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
bedingungslosen Gehorsam schworen. Dann hätte sich der Dämon die beiden einflussreichsten Länder der Oberen Königreiche untenan gemacht – und dazu die Hälfte der Länder des Ostens. Vermutlich würde der Rest der bekannten Welt bald folgen. Wer sich Sombre nicht freiwillig unterwarf, den würde er mit Gewalt dazu zwingen. Indem sie Goran opferte, besiegelte Agenor Sombres Herrschaft für die Ewigkeit. Niemals hätte Amanon vermutet, dass ihr Plan so tollkühn war. Und so weltumspannend.
»Die Legende von dem Totenheer«, sagte Lana tonlos. »Es heißt, eines Tages würden die Toten aus dem Fluss steigen, um sich für die Gräueltaten zu rächen, die man ihnen zu Lebzeiten angetan hat. Sombre wird diese Legende zum Leben erwecken. Die Goroner sind dem Untergang geweiht.«
»Als wir uns auf den Weg zur Pforte gemacht haben, waren die Lemuren noch nicht in Ith«, sagte Cael. »Ich … ich habe ihre Anwesenheit nicht gespürt.«
»Ich auch nicht«, setzte Eryne beinahe schüchtern hinzu.
Chebree starrte die beiden fassungslos an. Amanon beeilte sich, sie abzulenken. Auch wenn die Königin ihnen wertvolle Geheimnisse anvertraute, hielt er es für besser, ihr nichts von dem unsterblichen Funken zu erzählen, der immer wieder in Eryne aufleuchtete – und manchmal auch in Cael. Nicht, solange Saats Witwe zu Sombres Verbündeten gehörte.
»Aber wenn sie sich nicht in den Katakomben der Heiligen Stadt verstecken, wo sind sie dann?«, fragte Amanon. »Ihr sagt, Sombre habe die Lemuren aus dem Gebirge geholt. Ihr spracht von einem ganzen Heer. Dieses Heer muss sich doch irgendwo versammeln?«
»In Sombres Mausoleum«, antwortete die Königin. »Es befindet sich in Saats ehemaligem Heerlager, zwei Tagesritte von hier.«
Sie spie die Worte aus, als würden sie ihr die Zunge verätzen. Dass sich die Dämonen ausgerechnet in ihrem Königreich zusammenrotteten, schien sie mehr zu verstören als Sombres Plan.
»Wie viele sind es?«, knurrte Kebree.
Seine Mutter zuckte mit den Schultern. Kebs Kiefermuskeln traten hervor, so fest presste er die Zähne aufeinander. Die Enthüllungen seiner Mutter und ihr Bund mit Sombre mussten für ihn unerträglich sein. Wie Amanon ihn kannte, fühlte er sich zutiefst in seiner Ehre verletzt, denn schließlich waren Freiheit und Unabhängigkeit für ihn das höchste Gut.
»Wir müssen dieses verfluchte Mausoleum in Schutt und Asche legen«, stieß er mit wildem Blick hervor. »Am besten, wir verbrennen die Dämonen bei lebendigem Leib!«
»Das geht nicht«, warf Yan ein. »Ich war dort. Das Mausoleum ist aus massivem Stein errichtet. Es würde nicht brennen.«
»Dann müssen wir eben vor dem Ausgang in Stellung gehen und die Lemuren einen nach dem anderen töten«, wütete Keb. »Wollt ihr nun Sombres Pläne vereiteln oder nicht?«
Niemand antwortete, denn allen war klar, dass Keb seinen Vorschlag nicht durchdacht hatte. Schließlich waren die Dämonen nicht in dem Mausoleum eingesperrt. Wahrscheinlich streiften einige von ihnen in der Nähe des Tunnels umher und machten Jagd auf alle, die sich in das Gebiet vorwagten. Und selbst wenn nicht – wie sollten sie mehrere Tausend – oder auch nur mehrere Hundert – dieser Affenwesen töten? Sie hatten schon die größte Mühe gehabt, auch nur eine Handvoll Lemuren zu bezwingen. Ihr dämonischer Lebensfunke war nur schwer auszulöschen, und gegen eine ganze Armee dieser Biester hätten sie keine Chance.
»Wir müssen die Goroner warnen«, sagte Lana entschlossen. »Wenn wir den Angriff schon nicht verhindern können, müssen wir wenigstens so viele Leben wie möglich retten. Sie müssen fliehen!«
»Das könnt Ihr nicht tun«, rief Chebree. »Sombre wird erkennen, dass ich sein Geheimnis verraten habe. Oder Agenor. Diese Frau ist gerissen!«
»Vielleicht bleibt uns ohnehin nicht genug Zeit«, meinte Corenn. »Wisst Ihr denn, wann …«
Sie ließ den Satz absichtlich unvollendet, um der Königin weitere Einzelheiten zu entlocken. Die Erben warteten gespannt. Würden sie nun erfahren, wann ihre Welt zusammenbrechen würde? Die Antwort ließ Amanon das Blut in den Adern gefrieren.
»In weniger als einer Dekade. Sombre ist mir in letzter Zeit häufig erschienen, um mir Anweisungen zu geben. Ich soll nach Lorelia reisen, um mit ihm seinen Triumph zu feiern, nachdem ich unser drittes Heer ins Tal der Krieger geführt habe.«
Betretenes Schweigen trat ein, wie jedes Mal, wenn Chebree ihnen in Erinnerung rief, dass sie zum Lager ihrer
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