Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Zeitalter von Ys und diesem ganzen Zeug? Was ist mit den Lemuren, die wenige Meilen von hier auf ihren Einsatz warten? Wir geben einfach auf?«
»Wenn du eine bessere Idee hast, heraus damit«, sagte Grigän zähneknirschend. »Wenn nicht, halt den Mund und denk nach.«
»Ich wüsste vielleicht etwas«, meinte Yan vorsichtig.
Mehr musste er nicht sagen, um alle Blicke auf sich zu ziehen. Niss spürte ein Kribbeln im Nacken. Caels Vater war bekannt für seine glänzenden Einfälle.
»Gegen ein ganzes Heer Lemuren können wir nichts ausrichten, aber wir könnten versuchen, ihren Vormarsch zu verzögern oder ihnen gar den Weg abzuschneiden. Dazu müssten wir den Tunnel unter dem Rideau zum Einsturz bringen, bevor sie ihn durchqueren.«
Er sah die anderen reihum fragend an und wartete auf Zustimmung, Ablehnung oder Gegenvorschläge. Nach kurzem Schweigen redeten alle aufgeregt durcheinander, und mit der Zeit wurde aus der Idee ein ausgeklügelter Plan.
Niss lauschte der Diskussion mit einem Lächeln, während sie immer noch Caels Hand hielt. Sie hatte sich in ihren Gefährten nicht getäuscht.
Auch wenn Eryne angst und bange wurde, musste sie zugeben, dass Yans Vorschlag der bislang beste war. Also bemühte sie sich um Zuversicht und versuchte, die Panik niederzukämpfen, die in ihr aufstieg. Wenn ihr Plan aufging, gewannen die Erben kostbare Zeit, um sich auf den Kampf gegen Sombre vorzubereiten. Und sie würden Tausenden Menschen das Leben retten, zumindest, bis die Lemuren einen anderen Weg nach Goran fanden. Nach allem Zögern und Zaudern war es nun an der Zeit, zur Tat zu schreiten. Die Erben würden früh am nächsten Morgen aufbrechen und auf das Gebirge zureiten. Noch bevor sie Sombres Mausoleum erreichten, wollten sie die Pferde zurücklassen und zu Fuß Richtung Tunnel weitergehen. So würden sie hoffentlich rechtzeitig merken, wenn ihnen Lemuren oder andere Feinde auflauerten. Dann würden sie durch die Finsternis zur Heiligen Stadt marschieren und in regelmäßigen Abständen die Tunneldecke hinter sich zum Einsturz bringen.
Bei diesem Teil des Plans mussten die Erben besondere Vorsicht walten lassen, um nicht selbst unter den Geröllmassen begraben zu werden. Yan und Corenn hatten vor, ihren magischen Willen auf brüchige Stellen im Fels und auf die von Saats Sklaven errichteten Stützen zu richten, natürlich, ohne sich und die anderen zu gefährden. Obwohl die beiden Magier davon überzeugt waren, es schaffen zu können, kam Eryne nicht umhin, an die finsteren Gänge des Karu zu denken, die sich von selbst schlossen. Als künftige Göttin würde sie zwar nicht sterben, falls sie unter der Erde begraben würden, aber allein der Gedanke war so grauenvoll, dass sie ihn schnell beiseite schob.
Aber vorher wollten sie die Aufständischen um Unterstützung bitten. Kebree bestand darauf, die Wallatten an ihrer Befreiung zu beteiligen. Er sah darin eine einmalige Gelegenheit, ihnen die Ehre zurückzugeben, die sie verloren hatten, als sie sich Saat unterwarfen. Grigän widersetzte sich der Idee zunächst heftig, da er lieber so unauffällig wie möglich vorgegangen wäre, aber schließlich ließ er sich von seiner Frau und seinem Sohn überzeugen. Eine Eskorte kampferprobter Krieger könnte ihnen das Leben retten, falls sie auf eine Schar Lemuren stießen, und außerdem konnten die Erben jede helfende Hand gebrauchen, wenn sie im Tunnel die Decke zum Einsturz brachten oder einen Durchgang freischaufeln mussten. Nachdem Grigän Keb den Schwur abgenommen hatte, dass seine Männer mutige Krieger waren, die ihm blind gehorchten, gab er widerwillig sein Einverständnis.
Keb schrieb einige dicht gedrängte Zeilen auf zwei Pergamentfetzen, befestigte diese an den Füßen ihrer Brieftauben und warf die Vögel in die Luft. Niemand wusste, ob die Tauben auch nachts flogen oder ob sie sich nicht irgendwo auf einem Ast niederlassen würden, um auf den Morgen zu warten, aber es kam auf jede Dezime an.
Eryne bewunderte Keb dafür, wie er sich für sein Volk einsetzte, auch wenn ihr immer deutlicher bewusst wurde, wie unterschiedlich sie waren. Nie würde sie vergessen, wie gut ihr seine Liebkosungen an jenem Abend getan hatten, als sie sich – beschwingt von ein paar Bechern Wein – ganz einfach menschlich und begehrenswert hatte fühlen wollen. Doch mittlerweile hatte Keb ihr zu verstehen gegeben, dass er Freundschaft und keine Liebe für sie empfand, und so konnte sie sich endlich ganz ihren Gefühlen für Amanon
Weitere Kostenlose Bücher