Die Krieger der Königin: Falkenherz
lange Zeit nicht mehr nach Para Dubh fahren können, so wie sie dort über Sklaverei dachten, aber die Summe, die sie ihm einbringen würde, wäre es wert. Tausend Goldstücke wollte er für das Geheimnis der Krieger verlangen!
Sie weinte und wünschte wieder, sie wäre zu Hause. Das Schlimmste war, sie kannte das Geheimnis tatsächlich. Sie wusste, warum die Krieger im Tal so willig waren. Niemand durfte darüber reden … aber wie sollte sie diese Information für sich behalten, wenn man sie folterte?
Die Gitterstäbe des Käfigs waren kalt. Jetzt wusste sie, wie Ril sich gefühlt hatte – als sie noch ein Kind gewesen war –, gefangen in der Form eines Vogels, ohne die Erlaubnis, zu sprechen oder zu handeln, nur fähig, mit ihr zu kommunizieren, indem er Buchstabenwürfel zu Worten zusammenfügte. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte!
Lizzy weinte und wünschte sich, er wäre bei ihr – und dass er nicht irgendwann in den vergangenen Jahren seine Meinung geändert hatte.
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5
D ie Straße führte sie am Rande der Ödnis entlang, die von Bergen begrenzt war, welche Sylphental vom Königreich Para Dubh trennten. Dort lebten nichts anderes als graue Bodendecker und ein paar Eidechsen. Die Gruppe schleppte sich mühsam voran und erreichte Sylphental nach Einbruch der Dunkelheit, während der Mond langsam am Himmel aufstieg. Die Stadt selbst lag am anderen Ende in der Nähe des kleinen Sees, den die Senke zu bieten hatte. Sonst gab es nur ein paar Kleinbauernhöfe neben den Feldern, die von ihren Besitzern bestellt wurden.
Gabralina hatte bei Sonnenuntergang anhalten wollen, aber nachdem sie ihrem Ziel schon so nahe waren, hatte sich Ril geweigert und war einfach weitergetrottet, auch wenn er vor Erschöpfung schon den Kopf hängenließ. Die blonde junge Frau – jetzt auf einem Wass, der zumindest aussah wie ein normales Pferd – hatte keine Wahl gehabt, als zu folgen. Sie plapperte ständig nervös vor sich hin, was sie denn tun sollte, wenn niemand sie mochte.
»Sei still, dann kannst du heute Nacht in einem echten Bett schlafen«, erklärte Leon scharf. Sein Hintern war genauso wund, wie er es vorausgesehen hatte, aber das behielt er für sich. Er konnte sein Zuhause und seine Familie fast riechen. Sein Verlangen danach, sie zu sehen, war überwältigend. Er käme endlich nach Monaten nach
Hause.
»Wirklich?«, fragte Gabralina und wurde plötzlich munter. »Versprochen?«
»Ja. Jetzt beeil dich. Es sind nur noch ein paar Kilometer bis zur Stadt.« Leon wandte sein Gesicht in den Wind und stellte sich vor, dass er den Hafer und den Mais riechen und das Muhen der Kühe hören konnte. Er drückte seine Knie fester an Rils Rippen und verdeutlichte damit seinen Wunsch, nach Hause zu kommen. Der Krieger legte die Ohren an und fiel in einen kurzen Kanter, so dass die breite Straße, welche die Erdsylphen aus dem zerstörten Gestein der Ebenen gebaut hatten, schnell unter ihnen dahinglitt.
Hinter ihnen keuchte das blonde Mädchen auf und rief Wass zu, Ril einzuholen. Hufe klapperten auf Stein, und dann tauchte das weiße Pferd neben Leon auf. Das blonde Mädchen hatte seine Beine über dessen Rücken geschwungen und saß rittlings auf ihm. Gabralinas Gesicht leuchtete, ihre Haare wehten im Wind.
Bis jetzt hatte sie immer nur friedlich auf Wass’ Rücken gesessen, aber an der Art, wie sie seine Mähne wie Zügel benutzte, um ihn anzutreiben, konnte Leon sehen, dass sie irgendwann in ihrer Vergangenheit schon einmal geritten war. Wass trabte an Leon und Ril vorbei und blähte aufgeregt die Nüstern. Als Antwort zuckten Rils Ohren, und er schnaubte.
Leon erkannte, was vor sich ging, vergrub eine Hand in der Mähne seines Kriegers und packte ihn fester mit den Knien. »Übertreib es nicht«, flüsterte er, obwohl er bereits wusste, dass Ril nicht auf ihn hören würde. Ril verfiel in einen Galopp und raste hinter den beiden her. Einen Augenblick später überholte er sie und galoppierte voraus. Seine Hufe donnerten über den Boden.
Leon musste lachen, als er das überraschte Gesicht von Gabralina sah. »Das ist nicht fair!«, jammerte sie. Wass schrie auf und verdoppelte seine Geschwindigkeit.
Die zwei Krieger stürmten voran und galoppierten Kopf an Kopf über den Fels. Leon beugte sich über Rils Hals und lachte leise in sein Ohr. »Ich wusste nicht, dass du so schnell laufen kannst!« Der Krieger schnaubte nur und verdoppelte seine Anstrengungen, so dass er sich ein paar Kopflängen vor
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