Die Krieger der Königin: Falkenherz
ausdruckslos an.
»Wass, würdest du dich bitte in ein Pferd verwandeln?«
»Ein Pferd?«
Leon betete um Geduld. »Ein Tier wie das, was Gabralina geritten hat. Das schwarze Pferd mit dem weißen Maul. Verwandle dich in dieses Tier.«
»Warum?«
»Weil sie ein Pferd zum Reiten braucht. Ich werde Ril reiten. Siehst du ihn? Er hat bereits die Form eines Pferdes.«
»Er ist nicht schwarz mit weißem Maul.«
Leon ballte die Hände zu Fäusten. »Es spielt keine Rolle, welche Farbe du hast.«
»Warum hast du mich dann gebeten, ein schwarzes Pferd mit weißem Maul zu werden?«
»Was stimmt nicht mit Ril?«, fragte Gabralina plötzlich. »Ist er krank?«
Leon holte tief Luft. »Nein. Ihm fällt es schwer, die Form zu wechseln. Er schläft.«
Sie runzelte die Stirn. »Wass schläft nicht.«
»Wass braucht es auch nicht«, erklärte Leon. »Er ist ein sehr gesunder Krieger. Ril ist das nicht. Aber er mag es nicht, das zu hören«, fügte er hinzu.
»Oh. Also ist Wass stärker?«
»Ja.« Leon seufzte. »Das bedeutet, dass es ihm kein Problem machen würde, sich in ein Pferd zu verwandeln, egal, in welcher Farbe.«
»Warum?«, fragte Wass wieder.
»Weil du unsere Pferde pulverisiert hast und es für Gabralina und mich zu weit ist zum Laufen!«
»Woher kommt es, dass Ril schwächer ist als Wass?«, fragte Gabralina.
Das Mädchen stellte mehr Fragen als ein Kleinkind, aber das war wahrscheinlich nur eine weitere Auswirkung ihrer Angst. Sie schien nicht zu wissen, wie sie sich gegenüber Leon verhalten sollte, und das Einzige, was ihr einfiel, war zu quengeln oder Fragen zu stellen. Nach zweieinhalb Wochen in ihrer Gesellschaft wusste Leon allerdings, dass, wenn er ihr keine Antwort gab, er nur dafür sorgte, dass sie noch mehr Fragen stellte und befürchtete, dass er sie nicht mochte. Er vermutete, dass die Leute in Yed sie wahrscheinlich deswegen als Opfer ausgewählt hatten, um sie zum Schweigen zu bringen.
Ril stimmte dieser Einschätzung aus vollem Herzen zu: Er verachtete das Mädchen. Leon empfand nicht ganz so stark, aber wenn er endlose Fragen beantworten wollte, musste er sich nur an seine dreijährige Tochter Mia wenden. Sie stellte so viele Fragen, dass seine Frau Betha geschworen hatte, nie wieder ein Kind zu bekommen. Und Mia konnte man zumindest ab und zu zum Schlafen hinlegen.
»Er ist verletzt worden«, antwortete Leon und hoffte, dass das ausreichen würde. »Wass, bitte, verwandle dich in ein Pferd.«
»Wie?«, fragte Gabralina und beäugte Wass nervös. »Ich dachte, sie könnten nicht verletzt werden.«
Leon seufzte. Allmählich bekam er Kopfschmerzen. »Er wurde in seiner natürlichen Form von einem anderen Krieger zerrissen. In dieser Form sind sie sehr verletzlich. Er wäre gestorben, wenn nicht eine Heilersylphe ihn gerettet hätte.«
»Das ist schrecklich«, flüsterte Gabralina mit feuchten Augen. »Wird er sich je wieder erholen?«
»Nein«, antwortete Leon. »Können wir das Thema jetzt ruhen lassen? Bitte?«
Sie schüttelte sich. »Okay. Wass, es würde mir gefallen, wenn du ein Pferdchen wirst.«
Er schenkte ihr einen hingebungsvollen Blick. »Alles, was du willst.« Einen Moment später war er ein dickliches schwarzes Pferd, allerdings ohne das weiße Maul. Gabralina kreischte begeistert auf und fing an, ihm Anweisungen zu geben, um seine Form perfekt zu machen.
Leon ließ sie stehen und ging zu Ril. Er wusste nicht, ob der Krieger seinen Namen gehört hatte, aber Ril war wach und rollte sich gerade auf den Bauch, um auf die Beine zu kommen. Als er Leon sah, sprang er auf.
Leon legte eine Hand auf den warmen Hals des Sylphen. »Dieses Mädchen bringt mich noch ins Grab«, murmelte er und vergrub sein Gesicht in dem warmen Fell. Ril wieherte sanft, und Leon legte ihm einen Arm um den Hals, lehnte sich gegen ihn und entspannte sich.
Wann immer er ruhig war und darauf achtete, konnte er spüren, wenn Ril seine Energie trank. Jetzt konnte er es fühlen: ein leises Ziehen tief in ihm, das sein Herz dazu brachte, schneller zu schlagen. Ril nahm nicht viel. Er konnte nicht so viel verarbeiten wie früher, und sogar damals war es nie besonders viel Energie gewesen. Leon wusste nicht, wie Krieger so wenig Energie nehmen und so viel damit anfangen konnten, aber so war es eben. Was für ihn nur überschüssige Kraft war, bedeutete für Ril Leben, und so blieb Leon geduldig stehen und berührte Ril so sanft wie möglich.
Schließlich trat Ril zur Seite und warf mit leuchtenden
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