Die Krieger der Königin: Falkenherz
der Energie eines anderen Kriegers und geborgen in dessen Mantel wie ein ungeborenes Kind, schwebte Ril in seiner natürlichen Form und schlief.
Und im Schlaf träumte er.
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6
R il fühlte sich gleichzeitig erholt und hungrig, als er davon erwachte, dass Luck ihn wieder in seine menschliche Form verwandelte. Er blieb auf dem Boden sitzen, während sie ihn eindringlich musterte und ihm dann, zufrieden mit dem, was sie sah, den Kopf tätschelte und ging. Ril schaute zu dem Krieger auf, der ihn die ganze Nacht gehalten hatte, und nickte dankbar. Dillons Antwort kam zurück, ein wortloses
gern geschehen.
Mit einem Hunger, der dem eines Menschen nach Nahrung ähnelte, stand Ril auf und verließ gähnend den Raum. In der Nähe wanderten Krieger in den Thronsaal und wieder heraus. Sie alle trugen Blau und Gold. Ril sah an seiner schmutzigen Reisekleidung hinunter und betrat den nächsten Raum, in dem sich Dutzende kleine Kammern befanden. Seine eigene war in der Nähe der Tür, absichtlich so ausgewählt, dass er sie leicht erreichen konnte.
Er schlüpfte in seine blaugoldene Hose und in ein weißes Hemd, über das er dann die blaugoldene Jacke zog. Die Uniform war Solies Idee gewesen, damit jeder, der ihre Gesichter nicht kannte, immer wusste, dass er es mit einem Krieger zu tun hatte. Die Kleidung fühlte sich steif und förmlich an, aber er hatte sich niemals absichtlich ohne sie in der Stadt sehen lassen. Er war ein Krieger, egal, was andere vielleicht dachten oder tuschelten.
Ril richtete sich stolz auf, als er die Knöpfe an seiner Jacke schloss, dann machte er sich auf den Weg an die Oberfläche. Er dachte nicht weiter als bis zum Frühstück – oder vielleicht eher Mittagessen, überlegte er, als er sah, wie hoch die Sonne schon stand. Manche Leute fanden es seltsam, dass Sylphe solche Wörter dafür benutzten, wenn sie sich von ihren Meistern nährten, aber welche Wörter sollten sie sonst verwenden?
Auf dem Gehweg machte er sich auf in Richtung zu Leons Haus. Menschengruppen teilten sich, um ihn passieren zu lassen. Er wusste zu jeder Zeit, wo sein Meister sich befand, auch wenn er sich nicht immer die Mühe machte, sich darauf zu konzentrieren, was der Mann gerade fühlte. Aber im Moment – Ril runzelte die Stirn – war Leon aufgeregt. Sehr aufgeregt. Fast schon hysterisch.
Ril lief schneller, und bevor er es bemerkte, rannte er auch schon. Menschen wichen panisch zur Seite. Über ihm brüllten andere Krieger, weil sie die Qual fühlten, die er von seinem Meister empfing. Alle Sylphen auf den Straßen verschwanden, und viele von ihnen nahmen ihre Meister mit. Nicht, dass Ril es bemerkt hätte. Bald sprang er die Stufen vor Leons Tür mit einem einzigen großen Satz hinauf und riss die Eingangstür auf. Sie löste sich aus den Angeln und knallte gegen die Wand, als Leon in der Tür am Ende des Flurs erschien, ein Messer in der Hand. Sein Oberkörper war nackt, und er war unrasiert, mit wild blickenden, blutunterlaufenen Augen. Ril hatte ihn nicht mehr in einem solchen Zustand gesehen, seit er fast aufgehängt worden war. Schlitternd kam er vor seinem Meister zum Stehen. Hinter Leon saßen Betha und die jüngeren Mädchen um den Küchentisch, alle noch in ihren Nachthemden.
Ril starrte ihn an. »Was ist passiert?«
Leon schluckte schwer, ihm stockte für einen Moment der Atem, und der Arm mit dem Messer sank nach unten. »Wir haben Lizzy verloren.«
Das ergab keinen Sinn. Ril legte den Kopf schräg. »Was?«
»Sie ist verschwunden«, sagte Leon. »Sie wurde entführt. Niemand kann sie finden. Wir wissen nicht einmal, ob sie noch lebt.« Am Tisch fingen Lizzys Schwestern an zu weinen.
Das
ergab wirklich keinen Sinn. Immer noch mit schräggelegtem Kopf, sah Ril Leon an, allerdings ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Er war hungrig nach der Energie des Mannes, dachte aber nicht daran, sie zu nehmen. Lizzy? Seine Lizzy? Er hatte ihre Geburt beobachtete, sie in der Kindheit beschützt und ihr sogar versprochen, dass sie seine Königin werden würde, bis Solie ihn zuerst erreicht und in ihren Stock aufgenommen hatte. Er hatte Lizzy alles versprochen – bevor Yanda, der Krieger, ihn in Stücke gerissen und ihn gebrochen und unwürdig zurückgelassen hatte.
»Ril?«
Ril drehte sich um und ging unsicher den Flur zurück auf die vordere Veranda. Die Nachbarn, die nicht gewusst hatten, dass Leon zu Hause war, aber Ril gesehen hatte, sammelten sich, um ihr Beileid auszusprechen. Ril ignorierte sie und
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