Die Krieger der Königin: Falkenherz
nicht ernst meinen«, jammerte der Entführer. »Wisst Ihr, was ich aufgegeben habe, um sie hierherzubringen?«
»Das ist nicht mein Problem. Ich habe dir keinen Auftrag gegeben.« Der parfümierte Mann trat vor und musterte Lizzy ein weiteres Mal kritisch. Sie fühlte sich wie ein Insekt. »Zwölf Goldstücke.«
»Zwölf!«, jaulte der Seemann.
»Ich kann sie nur als Kriegeropfer einsetzen.« Der Käufer wandte sich ab. »Kein Feilschen. Ich brauche sie nicht.«
Er ging den Laufsteg entlang zum Kai zurück. Lizzys Entführer warf ihr einen hasserfüllten Blick zu, und seine Faust zitterte, als wolle er jeden Moment zuschlagen. Aber dann eilte er hinter dem Mann her. »Schön. Zwölf! Aber das ist ein unfairer Preis.«
»Es ist das Doppelte von dem, was du bekommst, wenn du sie an ein Bordell verkaufst, und das weißt du auch.« Der Mann drehte sich um und warf Lizzy einen letzten Blick zu, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. »Bringt sie mit«, befahl er und wedelte beiläufig mit der Hand zu einer kleinen Gruppe Gehilfen.
Zwei Männer und eine Frau kamen an Bord. Sie alle trugen kurze blaue Tuniken aus einem sehr leichten Stoff. Ihre Beine waren nackt, sogar die der Frau, und ihre Haut war dunkel gebräunt. Einer der Männer gab dem Seemann ein Dutzend Münzen, während die anderen die schweren Fesseln lösten, die Lizzy trug, und durch leichtere ersetzten, bei denen sogar eine Kette zu einem Halsband führte, das sie Lizzy um den Hals legten. Ihr Entführer ignorierte sie vollkommen. Er betrachtete das Gold und biss in jede einzelne Münze, während Lizzy weggeführt wurde. Sie fand nie heraus, wie er hieß, oder auch nur den Namen seines Schiffes.
Ihre neuen Wärter zogen sie hinter sich her. Wahrscheinlich folgten sie dem Mann, der sie gekauft hatte. Lizzy ließ sich von ihnen ziehen und stolperte mit nackten Füßen über den heißen Boden, da ihre kurzen Fesseln ihr keine großen Schritte erlaubten. Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie wusste, was ein Kriegeropfer war. Sie würden sie umbringen.
Daddy!,
schrie sie innerlich.
Ril!
Sie schrie auch nach ihrer Mutter und Loren oder anderen, die sie retten konnten. Niemand antwortete. Es gab keine Möglichkeit, dass jemand hier nach ihr suchen würde. Sie würde hier sterben, getötet, um einen Krieger zu fangen.
Lizzy schluchzte. Sie wurde an der Kette über einen Kai gezogen, der sich mehr als einen Kilometer in den Ozean erstreckte. Einst hätte sie ihn bestaunt und auch die schwebende Stadt, die direkt über ihr am Himmel hing, aber jetzt fühlte sie sich, als wäre sie bereits halb tot und als fehle nur noch der letzte Schlag.
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8
D ie
Tänzer des Südens
bewegte sich stetig in südliche Richtung. Da sie dafür gebaut war, Passagiere und nicht Fracht zu befördern, hatte sie keine Segel. Stattdessen schwammen drei Wassersylphen unter ihr, schoben das Schiff vorwärts und sorgten so dafür, dass das Deck frei von Masten und Seilen war. Die meisten Passagiere waren wohlhabende Kaufleute oder Adelige, die für Geschäfte oder aus Vergnügen auf dem Weg in die wärmeren Städte des Südens waren. Sie schienen an ein komfortables Leben gewöhnt zu sein, in dem schon ein Spaziergang an Deck unnötige Anstrengung bedeutet. Und so waren die Aktivitäten der Leute auf dem Vorderdeck wirklich seltsam, wenn auch unterhaltsam anzusehen.
Leon ignorierte dieses Publikum. Er war es aus der Zeit, als er als Sicherheitschef des Königs von Eferem gearbeitet hatte, gewöhnt, angestarrt zu werden. Natürlich waren die Leute damals junge Männer gewesen, die etwas lernen wollten, nicht eine Gruppe verweichlichter Schwächlinge, denen sogar der gesunde Verstand eines Hundes abging. Eine Vergnügungsfahrt die Küste entlang zu machen …? Wussten sie nicht, dass es in diesen Gewässern Piraten gab? Oder dass Meridal nicht das einzige Königreich war, das Sklavenhaltung betrieb, egal, wie sehr auch alle beteuerten, dass sie niemals jemandem von dem Kontinent im Norden stehlen würden? König Alcor hatte ungern mit ihnen zu tun gehabt, egal, wie reich die Südländer waren. Und das war eine Paranoia gewesen, die Leon guthieß. Der Süden benutzte Sylphen auf eine Art und Weise, von der die nördlichen Königtümer nicht einmal träumten.
Justin, der ihm gegenüberstand, war bei der Vorstellung, beobachtet zu werden, um einiges weniger entspannt. Er warf nervöse Blicke zu den Zuschauern, während seine Hände den langen Stab umklammerten, der als sein
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