Die Krieger der Königin: Falkenherz
dunkel gefärbt war, einen Knebel im Mund und gefesselt. Ein Mann mit einer Sichel in der Hand, die scharf genug war, um ihr den Kopf abzutrennen, hatte neben ihr gestanden, und über ihr hatte ein Tor geleuchtet.
Sie hatten gewusst, dass ein Krieger auf der anderen Seite des Tors wartete. Eine Heilersylphe hatte es ihnen gesagt, eine Sylphe, die nicht so wirkte, als würde sie Lizzy retten, selbst wenn ihr der Kopf abgetrennt wurde. Sie hatte so große Angst gehabt, dass sie innerlich nach Hilfe geschrien hatte, nach ihrer Mutter, ihrem Vater, nach Ril, Justin oder irgendjemandem. Sie hatte sich auch beschmutzt, und ihr Herz raste, als würde es jeden Moment kollabieren und ihr all diese Qualen ersparen.
Aber trotz allem war nichts passiert. Der Krieger umkreiste das Tor, und sie spürte seinen Blick, aber er trat nicht in diese Welt. Er hatte sie nur eine Weile beobachtet, dann war er verschwunden. Der Mann, der ihn hatte binden sollen, schrie die Priester an, welche die Zeremonie ausgerichtet hatten. Anscheinend sollte so etwas nicht passieren.
Schließlich war der Mann verschwunden, immer noch fluchend, und die Priester waren ihm bald gefolgt. Irgendwann waren Lizzys Fesseln gelöst worden. Sie wurde zurückgebracht in ihre Zelle, man warf ihr einen einfachen Baumwollkittel zum Anziehen zu, dann war sie allein. Sie war zusammengebrochen und hatte jedes Zeitgefühl verloren. Als sie aufwachte, stand eine Frau ohne Haare und Augenbrauen vor ihrer Zelle, starrte sie an und sprach mit einer muskulösen Frau an ihrer Seite.
»Es macht keinen Sinn, sie noch mal als Opfer einzusetzen.« Die haarlose Frau runzelte die Stirn und betrachtete Lizzy, als wäre sie ihr schrecklich lästig.
»Wollt Ihr sie in die Futterpferche schicken?«, fragte die zweite Frau.
Das Stirnrunzeln der ersten Frau vertiefte sich. »Dann ist sie vollkommen nutzlos für mich. Ich will immer noch meine zwölf Goldstücke amortisieren.« Die kahle Frau wandte sich ab. »Bringt sie in den Harem.«
»Ja, Herrin.«
Während die zweite Frau sich tief verbeugte, warf die kahle Frau Lizzy einen letzten Blick zu, bevor sie ging. Lizzy drückte sich in die Ecke und fragte sich, was jetzt mit ihr geschehen würde.
Sie säuberten sie. Man hatte sie nach ihrem verunglückten Todesurteil gewaschen, aber jetzt badete man sie in parfümiertem Wasser, seifte ihre Haare ein und kämmte sie, bevor sie zu Locken arrangiert wurden. Die Diener, die sich um sie bemühten, mokierten sich über ihre helle Haut und verbrachten Stunden damit, ein Make-up zu suchen, dass hell genug für sie war. Dann zog man ihr in ein Kleid an, dessen Material sie nicht kannte. Es war fahlgrün und vollkommen durchsichtig.
Sie hätten kein Make-up auftragen müssen, dachte sie. Sie war zu rot im Gesicht, als dass man es sehen könnte.
»Das könnt ihr nicht ernst meinen«, keuchte sie, als sie sich in einem Wandspiegel betrachtete. Sie versuchte, sich zu bedecken, aber sie trug feine Ketten um die Handgelenke, und die Wächter zogen ihre Hände immer wieder von ihrem Körper weg.
»Sie ist zu dünn«, entschied die Frau, die ihre Metamorphose angeordnet hatte. Die anderen Frauen, die ihre Ketten festhielten und so dafür sorgten, dass Lizzys Hände nie lange ihren Körper bedecken konnten, kicherten zustimmend. Lizzy schloss die Augen, weil sie nicht sehen wollte, wie sie ausgelacht wurde.
»Bist du noch Jungfrau? Mädchen!« Lizzy riss die Augen auf, als eine Ohrfeige ihre Wange traf. »Bist du Jungfrau?«
»J … Ja.«
»Das zumindest wird ihnen gefallen.« Die Frau seufzte. »Falls sich allerdings Neunundachtzig als Erster für sie interessiert, holt sie wieder raus. Ich will nicht, dass er noch ein Mädchen umbringt.«
»Das könnt ihr nicht tun!« Lizzy keuchte. Sie zerrten sie vorwärts, und sie sträubte sich und versuchte, mit den nackten Füßen auf dem glatten Boden Halt zu finden. »Ich will nicht!«
»Halt den Mund, Mädchen!«, blaffte die Frau. »Du darfst nur deswegen deine Zunge behalten, weil einige der Krieger gerne die Schreie hören.«
Lizzy wehrte sich den ganzen Weg den Flur entlang und auch noch auf der kurzen Treppe nach oben. Es gab keine Fenster, aber durch Öffnungen in der Decke drang Licht herein. Boden und Wände hatten dieselbe, gelbliche Lehmfarbe, aber die Tür bestand aus reinem Ebenholz und war über und über mit Schnitzereien verziert. Zwei Frauen mit Speeren bewachten sie. Lizzy verlor alle Hoffnung. Jede der fünf Frauen wirkte
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