Die Krieger der Königin: Falkenherz
färben, und ihre Roben hatten dieselbe Farbe wie seine.
Shalatar trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Was tust du, meine Schwester?«, fragte er. »Wir wollten doch zusammen Mittagessen.«
»Bakl hat eine neue Sklavin gekauft«, sagte sie und wies auf den Verschlag. Shalatar sah ein dürres, dreckiges Mädchen mit Haaren wie Stroh und zog eine Augenbraue hoch. »Ich versuche, zu entscheiden, ob sie es wert ist, in einem Harem zu landen.«
Er verzog das Gesicht. Das Mädchen war fast weiß, ohne goldenen Schimmer auf der Haut. »Neunundachtzig mag sie vielleicht. Du hast mir erzählt, dass er es auf Außergewöhnliche abgesehen hat.«
»Schon, aber dann entwickelt er eine Besessenheit. Das Mädchen mit den Tätowierungen am ganzen Körper …?« Rashala schüttelte reumütig den Kopf. »Wir konnten ihn kaum von ihr trennen, und dann mussten wir sie in ein anderes Königreich verkaufen, als er immer wieder versucht hat, sie zu erreichen. Die drei davor hat er umgebracht. Das will ich nicht noch mal erleben.«
»Dann opfere sie.«
»Werde ich wohl tun müssen. Aber Bakl hat zwölf Goldstücke für sie bezahlt. Der Idiot dachte, er hätte wegen ihrer gelben Haare ein gutes Geschäft gemacht. Der Verkäufer wollte das zehnfache der Summe.«
»Das wollen die Verkäufer immer.« Shalatar wandte sich ab. »Lass es für den Moment gut sein. Ich habe Hunger. Du kannst es mir beim Mittagessen erzählen.«
Seine Schwester war vernünftig, also gingen sie, aber nicht bevor Rashala auf ihrem Notizblock etwas vermerkt hatte: Das gelbhaarige Mädchen würde beim nächsten Opferritual auf dem Altar getötet werden. Besser das, als sie in den Harem zu stecken und dann festzustellen, dass Neunundachtzig sie zur Liebe seines Lebens erklärt hatte. Das war die Mühe nicht wert.
Sie verließen die Verschläge unter der schwebenden Stadt und nahmen eine Abkürzung an den Zellen vorbei, in der Sklaven und Kriminelle einsaßen, die für die Arena bestimmt waren. Die meisten von ihnen wirkten mürrisch, obwohl sie immer noch ihre Zungen besaßen und zumindest eine geringe Chance auf Ruhm hatten. Nicht, dass einer von ihnen ihn jemals wirklich errang. Nicht, wenn ihr Gegner in der Arena ein Krieger war.
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9
V orangetrieben von ihren drei Wassersylphen, fuhr die
Tänzer des Südens
die Küste entlang. Sie hielt an sieben, klimatisch wärmeren Städten, bevor sie sich in tieferen Gewässern gegen die Strömung zu einer entfernteren Küste aufmachte. Nur um sicherzustellen, dass es richtig war, weiterzufahren, stellte sich Ril bei jedem Halt an den Bug des Schiffes und konzentrierte sich, um dann jedes Mal den Kopf zu schütteln. Als das Schiff den Sichtkontakt zum Land verlor, bekam Justin Angst, dass sie Lizzy hinter sich zurückließen. Der Krieger teilte diese Angst nicht. Wo immer sich Lizzy auch befand, sie fuhren in die richtige Richtung.
»Woher weiß er das?«, fragte Justin eines Tages Leon. Sie waren alle an Deck versammelt – die Passagiere zum Mittagessen, Ril, um den Schein zu wahren. Er stand am Bug des Schiffes und tat so, als würde er essen, während er beobachtete, wie die Wellen sich vor dem Schiff brachen, aber in Wirklichkeit warf der den Fischen unter sich löffelweise das Essen zu.
»Weiß er etwas?«, fragte Leon.
»Wo Lizzy ist?«
Leon zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Wein. »Ich weiß es nicht.«
»Warum fragen Sie ihn nicht?«, fragte Justin ein wenig verwirrt. Wäre er an Leons Stelle gewesen, hätte er sofort eine Antwort verlangt.
»Weil er es mir erzählt hätte, wenn er wollte, dass ich es wüsste.«
»Aber er ist Ihr K…« Justin hielt inne und errötete, als er den Gesichtsausdruck des älteren Mannes sah. »Aber er gehört Ihnen.
Muss
er es Ihnen nicht sagen?«
»Nein. Er ist kein Sklave. Wenn er meine Tochter finden kann, ist mir vollkommen egal, wie er das tut.«
Justin seufzte und wandte sich wieder seinem Teller zu. Er wollte alles wissen, was der Krieger tat, aber gleichzeitig machte Ril ihm auch Angst. Das taten alle Krieger, doch den anderen konnte er aus dem Weg gehen, nicht aber Ril. Jedes Mal, wenn er in Lizzys Haus kam, schien der Sylph da zu sein und ihn zu beobachten. Er sagte nichts – Justin erinnerte sich nicht daran, auch nur ein Mal ein Wort des Grußes mit dem Krieger gewechselt zu haben –, aber er wusste, dass das Wesen ihn nicht mochte. Manchmal machte Justin das wütend. Er war es leid, mit jemandem umgehen zu
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