Die Krieger der Königin: Falkenherz
würde. Es war unglaublich laut und hallte in der stillen Nachmittagsluft wider.
Sobald das Gitter hoch genug war, ließ sich Leon auf den Bauch fallen und schob sich darunter hindurch. Er war sich der scharfen Spitzen über seinem Rücken nur allzu bewusst. Sobald er auf der anderen Seite war, kämpfte er sich auf die Füße und drehte sich zu Justin um … der angsterfüllt erst auf die Lücke vor sich und dann auf den toten Park dahinter starrte. Leon zögerte nicht. »Komm jetzt, oder wir lassen dich hier«, warnte er. Sie hatten keine Zeit für so etwas.
Der Junge schluckte schwer, dann schob er sich unter dem Tor hindurch, das inzwischen weit genug oben war, dass er fast krabbeln konnte.
Ril drehte das Rad zurück und ließ das Gitter mit einem weiteren Quietschen wieder auf den Boden fallen. Er eilte zu ihnen zurück und verzog das Gesicht, was in gewisser Weise ein Segen war – denn hätte er allein neben dem Rad gestanden, wäre vielleicht aufgefallen, dass er das Gitter allein hochgekurbelt hatte, was keinem Menschen möglich war.
Die Wachen trafen zuerst Leon, ein Glückstreffer, und Leon erkannte, dass er dem Krieger das Leben gerettet hatte und damit auch seines und Justins. Denn hätten die Angreifer gewusst, was Ril war, hätten sie ihn sofort getötet. Der erste grüne Schatten, der vom Himmel fiel, traf den Krieger am Hinterkopf. Ril riss die Arme hoch, als wolle er sich ergeben, dann kippte er bewusstlos nach vorn und fiel zu Boden. Danach landeten zwanzig Kriegssylphen. Leon wusste nicht, wodurch sie aufmerksam geworden waren – durch das Quietschen des Tores, das Geräusch, als es sich wieder schloss, die Herzschläge von drei Männern, die keine Meridalenser und an einem Ort waren, an den sie nicht gehörten? Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie packten ihn an der Kehle, rissen ihn nach oben und schüttelten ihn. Er hörte Justin schreien, dann warfen sie Leon neben Ril auf den Boden, und das war das Letzte, was er wahrnahm.
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14
D er Sand unter ihren Füßen war fein und hell, wenn auch an vielen Stellen dunkel verfärbt. Die Arena um sie herum war oval und groß genug, dass ein Mann tausend Schritte machen musste, um die schmalste Stelle zu durchqueren. An den Rändern, mindestens zwei Körperlängen von der Hauptwand entfernt, erhoben sich ein Meter fünfzig breite Barrieren sechs Meter in die Höhe, anscheinend, um Leuten als Versteck zu dienen. Die Hauptwände waren fünfzehn Meter hoch, und darüber lagen an drei Seiten mindestens ein Dutzend Sitzreihen. Jeder Platz in der Arena war besetzt, und die Menge jubelte. Vier große Tore führten in die Räume unter der Arena.
Leon sah das alles, als er mit den anderen von den Pferchen eine Rampe nach oben und durch eines der Tore geführt wurde. Seine Handgelenke waren zusammengekettet, und die Männer, die sie bewachten, waren bewaffnet. Leon beäugte Ril. Der Krieger war ebenfalls gefesselt und hatte die Augen zusammengekniffen.
Warte,
dachte Leon so intensiv wie möglich,
warte.
In dem Käfigbereich, in dem sie aufgewacht waren, hatten ihnen Krieger erklärt, dass sie dazu verurteilt waren, in der Arena um ihr Leben zu kämpfen. Über ihnen schwebten ebenfalls Krieger. Sie waren um eine kunstvolle Zuschauerloge versammelt, die an einem der schmaleren Enden der Arena hoch über der Wand hing. Das andere Ende der Arena war leer, damit niemand die Person in dieser Loge direkt ansehen konnte.
Gegen wen auch immer sie kämpfen sollten, Leon und seine Gefährten musste nach einer Möglichkeit suchen, zu entkommen. Vielleicht konnten sie am gegenüberliegenden Ende der Loge über die Wand klettern, oder auch hindurchbrechen. Oder durch eines der Tore. Vielleicht würde ihnen die Freiheit geschenkt werden, sollten sie gewinnen, auch wenn Leon das bezweifelte. Er hatte keine besonders großen Erwartungen an ihre Chancen, aber er weigerte sich, aufzugeben. Er musste hoffen.
»Was geht hier vor?«, Justin schluchzte. »Warum tun sie das?« Er starrte die Wärterin an. »Warum tut ihr das?« Sie antwortete nicht. Leon konnte nichts sagen. Noch nicht. Gegen wen auch immer sie kämpften, sie mussten bereit sein. Vielmehr mussten er und Ril bereit sein. Von Justin erwartete Leon keine wirkliche Hilfe.
Die Wärterinnen führten sie in die Mitte der Arena. Justin mussten sie fast schleifen. Ril ging aufrecht an Leons Seite und sah sich ruhig um. Er blickte auf den blutbefleckten Sand, dann wieder zu seinem Meister.
Lauf,
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