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Die Krieger der Königin: Falkenherz

Die Krieger der Königin: Falkenherz

Titel: Die Krieger der Königin: Falkenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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war, wenn auch ohne Mund und mit einem absurd langen Kinn. Die Nummer 640 war entweder auf seine Brust tätowiert oder dort eingebrannt. Er beobachtete die Menge, und alle um ihn herum bewegte sich schnell und unterwürfig. Bettler gab es hier keine.
    Ril gefiel die Sache offensichtlich nicht. Gewöhnlich, so viel wusste Leon, verbargen sich Kriegssylphen nicht voreinander. Sie machten ihre Gegenwart deutlich, um ihre Stöcke zu beschützen, indem sie ihre Stärke und Anzahl zur Schau stellten. Alle angreifenden Sylphen wurden entweder getötet oder nach dem Tod ihrer Königin in den Stock aufgenommen, indem man gewaltsam ihre Muster änderte, wie Mace und Hedu es durch Solie mit Ril getan hatten. Aber Ril konnte hier nicht so handeln. Krieger gehorchten ihren Meistern, und die Männer von Meridal hatten sicherlich einen Befehl in Bezug auf Angreifer ausgegeben. Leon war schon beim Betreten der
Tänzer des Südens
gewarnt worden, dass fremde Sylphen hier nicht erlaubt waren. Nur diejenigen, die auf den Schiffen arbeiteten, durften die Kais betreten, wenn auch nicht die Stadt. Jeder Verstoß gegen diese Regel wurde mit dem Tod aller beteiligten Menschen geahndet.
    Und das war noch nicht das Schlimmste, was passieren konnte. Leon verzog das Gesicht und stellte sich vor, wie Ril gefangen und in den Stock übernommen wurde, um für den Rest der Ewigkeit an einer Ecke zu stehen wie dieser andere Krieger. Aber das würde wahrscheinlich nicht passieren. Wenn man Rils Verletzung bedachte, würde man ihn vermutlich töten. Er hatte zu wenig Energie, um sich in einem richtigen Kampf zu schützen.
    Falls es ihm etwas ausmachte, sich zu verstecken, ließ Ril sich dies zumindest nicht anmerken. Er ging ein paar Schritte vor dem anderen Krieger vorbei, da er auf der überfüllten Straße keine andere Wahl hatte. Der Sylph sah auf, aber schon einen Moment später wandte er den Blick wieder ab. Leon folgte ihm und zwang sich dazu, weder Triumph noch Erleichterung zu fühlen, weil er wusste, dass der Krieger seine Gefühle so leicht verstehen konnte wie Menschen Worte. Justin eilte ein paar Schritte hinter Leon her und zitterte vor Angst – aber das war in keinster Weise seltsam. Die meisten Leute, die an dem Krieger vorbeigingen, empfanden genauso.
    »War das ein Kriegssylph?«, flüsterte der Jugendliche Leon ins Ohr, als sie um die nächste Ecke gebogen waren. Die Straße führte ständig bergauf, wenn auch nicht so steil wie die Straßen in Para Dubh.
    »Ja«, antwortete Leon. »Und jetzt sei still.«
    »Aber ist ihm denn nicht aufgefallen, dass Ril …«
    Leon rammte ihm einen Ellbogen in die Rippen. »Ich habe gesagt, sei still!«
    Der Junge verzog das Gesicht, hielt aber den Mund. Er hatte keinerlei Begabung für Intrigen, und zum ersten Mal bereute Leon es wirklich, ihn mitgenommen zu haben. Wenn Justin nicht unglaublich vorsichtig war, konnte er sie alle umbringen.
    »Schau«, fügte Leon hinzu, als sie um eine bizarre Kreatur mit gebeugtem Rücken herumgingen, die ein Gesicht hatte, das dem einer Kuh mit riesigen Lippen glich. Leon wusste nicht, was für eine Sylphe es war oder warum sie diese Gestalt angenommen hatte. Justin starrte sie an, als hätte er Angst, dass es wieder ein Krieger war. »Wenn wir losziehen, um Lizzy zu retten, will ich, dass du bei unserer Ausrüstung bleibst.«
    Der Junge sah ihn entsetzt an. »Was? Nein! Ich will mitkommen!« Seine Stimme wurde laut und schrill. »Ich muss!«
    »Ruhig!«, zischte Leon. »Willst du uns unbedingt verraten?«
    Justin schüttelte den Kopf, verzweifelt und gleichzeitig voller Angst. »Nein! Sie können mich nicht zurücklassen! Lizzy wird meine Frau!«
    Vor ihnen blieb Ril stehen und sah ungläubig über die Schulter zurück, und Leon empfand Schock und Überraschung von seinem Krieger, und einen furchtbaren, verwirrten Schmerz.
    »Du?«, presste der Krieger hervor. »Lizzy heiraten?«
    Justin wurde bleich, aber er schob das Kinn vor. »Ja. Sobald wir wieder zu Hause sind.«
    Ril starrte den Jungen an, dann waren seine Gefühle plötzlich verschwunden – und zwar alle Gefühle. Leon fühlte eine so allumfassende Leere, als wäre sein Krieger soeben gestorben. »Schön.« Er drehte sich um und ging weiter, schneller als vorher, und als er wenige Sekunden darauf wieder an einem Krieger vorbeikam, sah dieser sah nicht einmal auf.
    Leon starrte Rils Rücken an und fragte sich, ob er gerade etwas sehr Wichtiges übersehen hatte. Da war etwas, das er erkennen

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