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Die Krieger der Königin: Falkenherz

Die Krieger der Königin: Falkenherz

Titel: Die Krieger der Königin: Falkenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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alle nach ihm suchten. Er dachte nur: südlich, fünf Kilometer, unter der Erde. Südlich, fünf Kilometer, unter der Erde. Dort war seine Tochter, und dahin würde er gehen. Es spielte keine Rolle, wie lange es dauerte oder was er dort finden würde. Das war sein Ziel.
    Er durchquerte die Stadt und bahnte sich langsam seinen Weg durch die Menge, bis er einen Platz erreichte, der leer war, außer einem winzigen Gebäude, kaum größer als ein Schuppen, auf dem eine kleine Kuppel thronte. Die vergoldeten Öffnungen darin ahmten in ihrer Form Münder nach. Während er dort stand, brach ein Krieger aus einem der Münder hervor und erhob sich als schimmernde Wolke gen Himmel. Menschen traten aus der Tür des kleinen Hauses. Es waren Frauen. Er setzte sich im Schneidersitz in eine abgelegene Ecke und beobachtete alles, immer noch, ohne etwas zu fühlen. Er beobachtete einfach nur und wartete auf eine Gelegenheit.
     
    Als er sterbend in der Arena lag, hätte Ril niemals geglaubt, noch einmal aufzuwachen. Stattdessen hatte er sich darauf konzentriert, das Leben seines Meisters zu retten – und auf Lizzy.
    Er liebte sie schon seit so langer Zeit – um genau zu sein seit dem Tag ihrer Geburt, obwohl er bis zu ihrem siebten Lebensjahr gebraucht hatte, um herauszufinden, wie er die Energiemuster in sich so verschieben konnte, dass sie sich dauerhaft an ihre anglichen. Das war nicht einfach gewesen. Sie war keine Königin, und niemand hatte ihm geholfen. Er hatte es selbst machen müssen, gegen jede Vernunft, und bei dem Versuch hatte er sich schreckliche Schmerzen zugefügt – schlimm genug, dass Leon davon überzeugt war, er wäre krank, und dass er seine Pflichten ignoriert hatte, damit er sich ausruhen konnte. Das hatte es Ril ein wenig einfacher gemacht, da er im Zimmer von Leons Töchtern in einem Deckennest saß, weil Lizzy es verlangt und auch er selbst als Vogel danach geschrien hatte. Er war wochenlang an Lizzys Seite gewesen, hatte sich ausgeruht und konzentriert und gekämpft, ständig darum gekämpft, sein Muster zu verändern.
    Aber er hatte es sich gewünscht, hatte gewollt, dass sie sein Meister war statt dieses Mannes, der ihn immer sehr geliebt hatte und den ebenfalls zu lieben er sich nicht erlauben konnte. Leon war die ganze Zeit bei ihm geblieben, hatte mit im Zimmer seiner Tochter geschlafen und Ril den Kopf gestreichelt, als Ril sein letztes bisschen Stärke aufwandte, um ein letztes Mal zu versuchen, die Veränderung zu erzwingen. Sowohl er als auch Lizzy waren dort gewesen, hatten ihn gekrault und erwartet, dass er sterben würde.
    »Du solltest gehen«, hatte Leon zu seiner Tochter gesagt, und zwischen ihr und dem Deckennest hin und her gesehen. Sie aber hatte entschlossen den Kopf geschüttelt. Eine ihrer Hände lag an Rils Füßen, ihre Finger mit seinen Krallen verschlungen. Er hatte sie festgehalten und Angst gehabt, sie loszulassen. Er fühlte sich zu sehr so, als würde er fallen, obwohl er wusste, dass er nur lag.
    Bei Leons Aufforderung griff er noch fester zu. Er konnte sich kaum bewegen. Er war mit zerzausten Flügeln zur Seite gesunken, den Kopf schief auf dem Rand des Nestes. Er atmete keuchend durch seinen Schnabel und konnte durch seine halbgeschlossenen Augen kaum etwas sehen. Trotzdem zwang er sich zu einem gurgelnden Protestlaut.
    Lizzy biss sich auf die Lippe und streichelte seinen gefiederten Hals, den Kopf und die Wülste über seinen Augen. »Ich gehe nicht.«
    »Lizzy …«
    »Ich gehe nicht! Er will nicht, dass ich gehe!«
    Ril gab ein zustimmendes Geräusch von sich und zitterte. Er hatte sich mit allem, woraus er bestand, auf sie konzentriert und fühlte sich, als würde er zerrissen werden, wenn sie ihn verließ. Er würde sowieso zerrissen werden, auch wenn sie blieb. Er war seinem Ziel so nahe … Er konnte ihre Essenz fühlen, nur ein kleines Stück außerhalb seiner Reichweite, aber gleichzeitig spürte er Leon so viel klarer. Der Mann litt und trauerte um ihn, aber das wollte er nicht. Ril wollte Lizzy, und er versuchte ein letztes Mal, sie zu erreichen.
    Er griff zu kurz. Mit einem leisen Zischen, als würde das Leben aus ihm entweichen wie Dampf aus einem Kessel, er zitterte. Er war gebrochen. Leon schluckte schwer und legte eine Hand auf Rils gefiederten Rücken.
    Lizzy fing an zu weinen. Sie beugte sich über ihn, schlang die Arme um ihn und zog ihn an sich. »Geh nicht, geh nicht, bitte, geh nicht!«
    Und das machte den Unterschied. Ihre Tränen durchnässten

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