Die Krieger der Königin: Falkenherz
sein Gefieder und gleichzeitig berührte ihr Geist den seinen, weil ihr verzweifelter Wunsch, ihn am Leben zu halten, ihre Essenz weit öffnete. Ril fühlte ihre uneingeschränkte Liebe, griff verzweifelt danach und zog sie in sich. Und in diesem Moment begriff er seinen Fehler: Er brauchte ihre Hilfe, um die Verbindung zu schaffen, brauchte ihre willige Zustimmung. Als er das verstand, fühlte er, wie etwas tief in ihm sich veränderte, sich neu arrangierte … und plötzlich waren sie verbunden. Sie war sein Meister, seine Liebe. Ril erzitterte wieder und presste gurrend seinen Schnabel an ihren Hals. Lizzy weinte heftiger, und ihr Vater umarmte sie beide. Das Schlimmste war vorbei.
Ril brauchte Wochen, um sich zu erholen, und dabei begriff er, dass die Verbindung zu Leon immer noch intakt war. Dieses Band konnte niemals reißen. Aber es spielte keine Rolle. Er hatte Lizzy. Er konnte sie spüren, und als sie entführt wurde, konnte er ihr folgen. Leon hatte nie gefragt, woher das kam, oder was in den Monaten geschehen war, als er gedacht hatte, sein Krieger müsse sterben. Leon hatte ihm immer seine Geheimnisse gelassen, inklusive seines versteckten Selbsthasses, der ihn dazu brachte, sich von der Verbindung zu Lizzy abzuwenden und vorzugeben, er hätte sie niemals geliebt. Trotzdem, so wie sich alles entwickelt hatte, war Ril etwas Unmögliches gelungen, bevor Yanda, der Krieger, seinen Mantel zerrissen und ihn unvollständig zurückgelassen hatte. Auch wenn es nie wieder passieren sollte, ein Mal im Leben hatte er sein eigenes Schicksal in die Hände genommen.
Jetzt dachte er, er hätte sich für den Tod entschieden – um Leon zu retten und durch ihn Lizzy. Er schlug die Augen auf und erblickte an eine mit Stoff bezogene Decke. Er konnte Räucherstäbchen riechen und hörte das Lachen von Frauen. Er spürte auch Krieger, alle gebunden, alle ohne Königin, aus einem Dutzend oder mehr verschiedenen Stöcken, aber trotzdem auf irgendeine Weise gegen alle natürlichen Regeln zufrieden mit den anderen. Natürlich, dachte er schwach, waren sie bei Frauen. Sie mussten nicht miteinander kämpfen, wenn es so viele Frauen zu lieben gab.
An seiner linken Schulter spürte er ein Gesicht, und der Atem einer Frau strich über seinen Nacken. Das war in seinem langen Leben noch nie geschehen. Ril drehte den Kopf, immer noch halb betäubt von seinem Fast-Tod und dem Gefühl, dass er mehr Energie in sich hatte als jemals zuvor in dieser Form. Neben ihm lag Lizzy. Sie schlief, und ihre Haare fielen ihr in Locken um das Gesicht.
Das war das Letzte, was er jemals erwartet hätte. Das hatte er sich nicht mal in den wildesten Träumen jemals vorgestellt. Er war gebrochen, zerrissen, unwürdig – nicht gut genug für irgendeine Frau und noch viel weniger für diese, die er so sehr liebte. Er zitterte, und zu seiner Freude und seinem Entsetzen öffnete sie die Augen.
Langsam hob sie den Kopf, um ihn anzustarren. Ril starrte zurück. Zitternd verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln, und dann lag sie halb auf ihm, einen Arm um seinen Hals geschlungen.
»Oh, Ril! Du bist gekommen!«
Ril dachte, er würde den Verstand verlieren, als er sie fühlte, und konnte kaum atmen, aber er schlang die Arme um sie und zog sie eng an sich. Es ging ihr gut! Sie war am Leben und in Sicherheit und
hier.
Er hatte sie gefunden, als er eigentlich den Tod erwartet hatte.
Lizzy kicherte und umarmte ihn fester, und dann hob sie den Kopf, um zu einem Kuss ihre Lippen auf seine zu pressen. Dann hob sie wieder den Kopf, umarmte ihn und lächelte.
Ihre Gefühle waren überwältigend glücklich. So nahe, wie sie ihm war, konnte er nichts dagegen unternehmen, dass er sie klar und deutlich spürte. Sie war überglücklich, und nur für sie gelang ihm ein bebendes Lächeln. »Dir geht es gut?«, flüsterte er.
Sie nickte. »Ja. Soweit es mir hier gutgehen kann. Und dir? Wie bist du hierhergekommen?« Ihre Stirn legte sich in Falten. »Wo ist mein Vater?«
Ril zögerte und stellte sich plötzlich dieselbe Frage. Hatte Leon den Fluchtweg genutzt, den er geschaffen hatte? Er schloss die Augen, konzentrierte sich und fühlte ein kurzes Aufflackern – Schmerzen, Bedauern, aber auch Freiheit. Er schüttelte den Kopf, immer noch zu benommen, um es richtig zu deuten.
»Er lebt«, erklärte er, »und er ist frei. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wo. Ich … brauche ein paar Minuten.« Tatsächlich fühlte er sich, als bräuchte er Tage oder vielleicht
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